Philosophie, moderne "Comedy" und Deutschland (teil 1)
Was ist die Philosophie? Was ist die moderne "Comedy"? Und wann kommt endlich auch bei uns in Deutschland die moderne "Comedy" an? Es gibt natürlich den Begriff "Komödie", diese ist so alt wie die Zeit, aber das ist nicht was moderne Comedy in den Vereinigten Staaten von Amerika heute ist. Mindestens nicht, aus meiner Perspektive.
Die meisten Menschen denken, sie wüssten was Philosophie ist, viele denken auch, sie wüssten was moderne "Comedy" ist, aber weiß das jemand wirklich?
Für moderne "Comedy" könnte gesagt werden, dass sie im Prinzip alles ist, was uns zum Lachen bringen und unsere Laune verbessern kann. Und für Philosophie könnte in ähnlicher Weise gesagt werden, dass sie all das ist, dass uns zum Nachdenken bringen und uns mit neuen Erkenntnissen zurücklassen kann. Ähnlich wie es bei modernen "Comedy" jedoch keineswegs nur um den Lacher geht (bei der Komödie könnten wir sagen, geht es nur um den Lacher), geht es bei der Philosophie auch nicht nur um das Nachdenken.
Dort wo es nur um den Lacher geht, wird man eher nicht von moderner "Comedy" sprechen, sondern von "Witzen" und man wird sagen "das ist ein guter oder schlechter Witz" oder "ein billiger Witz" usw. Nur dort wo sich durch Humor unsere Laune maßgeblich verbessert, nur dort wird man über moderne "Comedy" sprechen. Natürlich können auch sehr viele Witze hintereinander erzählt unsere Laune verbessern und obwohl ihr Effekt auf unsere Laune etwas länger hält als der Effekt eines einzelnen Witzes, so hält der Effekt von auch vielen Witzen, die hintereinander erzählt werden nicht so lange wie der Effekt von guter "Comedy" auf uns. Ich benutze jetzt den Begriff "gute" Comedy, nicht nur weil nicht alle moderne "Comedy" gut ist, sondern weil es mir so scheint, dass wir gute "Comedy" in die Tiefe integrieren - weil sie uns in der Tiefe berührt, führt sie auch zu einer maßgeblichen Verbesserung von unserer Laune. Witze bleiben oberflächlich. Dies gesagt kann auch "Comedy" schlecht sein, d.h. etwas kann zwar als "Comedy" eingeordnet werden, weil der Versuch eben gemacht wird mit mehr Worten eine Verbesserung unserer Laune in der Tiefe herzustellen, aber weil dies nicht gelingt wird diese "Comedy" in unserer Tiefe abgelehnt und folglich als schlechte Comedy abgestempelt.
Sehr ähnlich verhält es sich mit Philosophie, denn dort wo es nur um das Nachdenken geht, wird man eher nicht von Philosophie sprechen. Man wird für viele Gedanken, Sprüche und Texte sagen, das ist etwas "kluges", man wird auch sagen "das ist eine Weisheit", aber man wird erst sagen, etwas ist "philosophisch", wenn auch eine bestimmte Tiefe und Komplexität da ist, die das auf eine gute oder eben auch auf eine schlechte Art und Weise unverständlich macht. Philosophie wird von vielen Menschen schließlich als eine willkommene Erweiterung von etwas "klugem" oder "weisem" verstanden und von vielen als eine sehr unwillkommene Verkomplizierung, die nur Zeit kostet und nichts bewirkt. Das finde ich hoch interessant, denn es könnte anstatt Philosophie zu idealisieren oder zu dämonisieren viel einfacher zwischen "guter" und "schlechter" Philosophie unterschieden werden. So wie bei Comedy. Es scheint mir auch, dass das unbedingt getan werden sollte, denn es gibt einfach sehr viel schlechte Philosophie... :). In diesem Sinne wäre gute Philosophie eine Art von Philosophie die uns zum Nachdenken bringt und mit tiefen Erkenntnisssn zurücklässt während schlechte Philosophie solche ist, die uns vielleicht zum Nachdenken bringt, aber nur verwirrt und in der Tiefe unzufrieden bzw. ohne neue Erkenntnisse lässt. Oder solche die zwar gute Zitate nimmt, aber die einfach trotz des vielen Nachdenkens, wie Witze die ständig hintereinander erzählt werden und vielleicht einen Lacher verursachen, einfach in der Tiefe unzufrieden lässt.
Für mich ist noch interessanter bei der Philosophie, dass man oft in Kontexten in denen viel gesprochen wird das "nichts sagen" als etwas philosophisches versteht. Man sagt manchen Menschen: "hättest du geschwiegen, wärst du ein Philosoph geblieben" und meint damit, dass man sich von einem bestimmten Gespräch durch Schweigen hätte abheben sollen. Sie hätten lieber nichts kommentieren sollen um zu zeigen, dass alles besprochene weder gut genug war um akzeptiert noch um kritisiert zu werden. Die Idee ist, dass ein schweigender Philosoph auf einer anderen höheren Ebene denkt und sich auf banale und primitive Gedankengänge nicht einlassen sollte und seine Worte, weil sie eben viel bewirken, sparen sollte. Es gibt sicher nicht wenig Fälle in denen wir unsere Worte sparen wollen und sollen, es gibt auch den Spruch "Reden ist Silber und Schweigen ist Gold" und auch ich mag es in vielen Situationen zu schweigen, aber das alles verfehlt als Grundsatz verstanden den Sinn und Zweck der Philosophie. Dieser besteht darin, dass Philosophie uns zum Nachdenken bringen und mit Erkenntnissen zurücklassen soll. Wenn ein Philosoph grundsätzlich schweigt, dann wird das vielleicht kurzfristig und vielleicht mittelfristig für manche, die mehr nachdenken sollten bevor sie sprechen oder schreiben, von Bedeutung sein, aber langfristig wird man sich daran gewöhnen, dass da einfach ein schweigender Mensch ist und kein Philosoph. Schweigen gehört also zur Philosophie, vielleicht auch in der Größenordnung in der Witze zur "Comedy" dazu gehören, aber Schweigen per se ist nicht Philosophie so wie auch "Witze" per se, nicht "Comedy" sind.
Ob durch schweigen oder durch sprechen, was wir auf jeden Fall nicht wollen, das ist es ständig zu philosophieren, so wie wir auch nicht ständig "Comedy" machen wollen. Niemand der aus allem "Comedy" machen will, wird weder ein guter "Comedian" werden noch ein erfülltes Leben führen - wir kennen mittlerweile genug "Comedians", die aus der Gesellschaft verstoßen wurden oder sich durch übergroßen Fokus auf "Comedy" in einen seelischen Brunnen gebohrt haben, der sie oft über Drogen und/oder Alkoholkonsum zum Suizid geführt hat. Wir kennen ähnliche Geschichten aus der Philosophie, denn einer der ersten Philosophen wurde eben, weil er aus allem Philosophie machen wollte, nicht nur aus der Gesellschaft verstoßen sondern über einen Schauprozess zum Tode verurteilt. Ich spreche natürlich von Sokrates. Wir kennen auch Philosophen wie Nietzsche, die sich auf ähnliche Art und Weise durch übermäßiges Philosophieren in einen Tunnel gebohrt haben bis zu einem unrühmlichen Tod, allein, verlassen und danach durch seine Schwester und seine Nächsten ausgebeutet während seine Philosophie auf den Kopf gestellt wurde... Sie veränderten Nietzsches Werke um sie der rechten politischen Strömung in Deutschland zu nähern, Elisabeth Förster Nietzsche empfing Hitler im Nietzsche Archiv und schenkte ihm den Gehstock des Philosophen, dabei hasste Nietzsche leidenschaftlich alles rechte und nationale...
Grenzen zu kennen und sich selbst Grenzen setzen zu können, ist der conditio sine qua non für die erfolgreiche Ausübung einer jeden Kunst, so also auch der "Comedy" und der "Philosophie". Nietzsche war nah dran das zu verstehen und formulierte in seinem Zarathustra auch das Bild des "umgekehrten Krüppels", um die in seiner Zeit in der Öffentlichkeit sehr viel mehr präsenten klassischen Musiker als große Ohren getragen von verkrümmten Körpern zu bezeichnen, also Menschen die dermaßen auf etwas fokussiert waren, dass sie für nichts anderes mehr fähig waren, nichts anderes mehr konnten, dabei merkte er gar nicht, wie ihm dasselbe geschah., denn obwohl er Aphorismen schrieb, hin und wieder Gedichte, was er im Endeffekt tat war es ständig zu philosophieren. Richard Wagner, den er für eine bestimmte Zeit auch als Freund sah, verließ er, schuf eben wegen ihm das Bild des "umgekehrten Krüppels". Nietzsche trennte sich von Wagner, nach eigener Aussage, wegen dessen Nationalismus, Antisemitismus und religiösen Mystizismus, aber nur um später von der eigenen Schwester und seinen Nächsten als genau das dargestellt zu werden - als, wie gesagt, ein Philosoph des Nationalismus und eben auch des Antisemitismus und religiösen Mystizismus. Dabei war Nietzsche auch kein Antisemit und auch kein Mystiker, er forderte die Herstellung einer Wissenschaft für Ethik, stets auf den Spuren den Monstern in uns Menschen, die ihn jedoch selbst im Leben und in seiner Philosophie zunehmend grausamer machten. Ist es nicht grausam einen Freund "umgekehrten Krüppel" zu nennen? Wie grausam kann also das Schicksal sein? Oder sind es doch manche von uns Menschen, die grausam sind und dann durch unsere Grausamkeit das eigene oder das Schicksal anderer Menschen grausam machen?
Was ist überhaupt Grausamkeit? Dies ist eine sehr wichtige Frage, denn sie führt uns zu den nächsten zwei, noch viel wichtigeren Gemeinsamkeiten zwischen der "Comedy" und der Philosophie und auch zur Antwort auf die Frage, warum die moderne "Comedy" noch nicht bei uns in Deutschland angekommen ist. Sowohl die moderne "Comedy" als auch die "Philosophie" zielen auf die Tiefe in uns, also auf unsere tiefen Gedankengänge und Gefühle, und beide verfolgen das konstruktive Ziel uns in dieser Tiefe zu bereichern. Während die moderne "Comedy" durch Humor vor allem unsere Laune verbessern will, will die Philosophie bzw. mindestens meine Philosophie, durch neue Erkenntnisse dem Monster in uns ein Spiegel vor die Augen setzen und dadurch wirklichen geistigen Wachstum ermöglichen. Mir geht es um die Erhöhung des inneren Friedens in uns und gleichzeitig des Friedens in der Welt, denn schon viele Tausende Jahre sind vergangen, aber wir Menschen hören nicht damit auf Kriege zu führen und grausam zueinander zu sein. Die Menge an Grausamkeit, die wir vorleben, ist sogar dermaßen groß, wie z. B. im Falle von Menschen die andere langfristig dermaßen in der Tiefe manipulieren und versklaven, oder in Kellern gefangen halten und Jahre bzw. Jahrzehntelang vergewaltigen, dass bei reinem Vergleich das einfache und schnelle Ermorden eines anderen Menschen als ein minderes Übel bzw. eine geringere Grausamkeit betrachtet werden muss.
Damit im Hinterkopf begeistert es mich heute, dass einige amerikanische "Comedians", allen voran der kürzlich verstorbene Norm MacDonald, ihrer "Comedy" ab einem Moment eine philosophische Tiefe gegeben haben. Ich habe mittlerweile sogar das Fazit gezogen, dass nur diejenige moderne "Comedy", welche die philosophische Tiefe erreicht, auch als "gute Comedy" bezeichnet werden sollte. So habe ich nach einigem Nachdenken beschlossen auch meine Philosophie anzufangen zu veröffentlichen, denn bis dato habe ich einfach nicht das Bedürfnis danach gespürt bzw. ich habe in sehr vielen Kontexten einfach geschwiegen. Geschwiegen habe ich sogar, wenn ich gesprochen oder geschrieben habe, den Ratschlag des unglücklich verstorbenen Nietzsche befolgend, dass wir unter Menschen eine Maske anziehen sollen. Das fand ich einen guten Ratschlag, denn es schien mir dies einfacher als mich in meiner Tiefe darzustellen. Ich zog die Maske aber nicht an um mich zu schützen, sondern einfach weil ich keine Lust hatte mich anderen darzustellen, bevor ich das Gefühl hatte mit meiner philosophischen Arbeit fertig zu sein. So konnte ich an der Gesellschaft teilnehmen und gleichzeitig für mich selbst im verborgenen meine Philosophie entwickeln. Dank vieler Inspiration durch meine verschiedenen Mitmenschen und solcher in der Öffentlichkeit tätigen Künstler und schließlich Dank der Inspiration durch die moderne "gute Comedy" fühle ich mich seit geraumer Zeit motiviert meine Philosophie zu veröffentlichen. Einer meiner ersten Akte besteht dabei darin den Humor in Verbindung mit der Philosophie zu bringen.
Dies gesagt will gute "Comedy" natürlich nicht nur Philosophie sein und so will gute Philosophie auch nicht nur Humor sein. Es geht nicht darum jetzt plötzlich Cartoons mit Philosophen oder Witze aus Philosophie zu machen, das verfehlt alles die Pointe und ist größtenteils eine Zeitverschwendung. Es geht darum, durch gute Philosophie in die Tiefe der Menschen vorzudringen, Ihnen ein Spiegel vor die Augen zu halten, sie mit Erkenntnis zu bereichern und bei all dem, trotz aller Seriosität nicht hoffnungslos und beschämt, sondern eben gut gelaunt und ja, auch mit einem Lächeln, zurückzulassen. Deshalb ist ein wenig Humor in der Tiefe willkommen. Solche Philosophie will ich auch "gute Philosophie" nennen.
Nun aber zur Frage, warum moderne "Comedy" so lange braucht um nach Deutschland zu kommen? Dieselbe Frage, anders gestellt, könnte auch heißen - warum wurde moderne "Comedy" nicht in Deutschland erfunden?
Ich denke, jeder wird die Wahrheit akzeptieren, dass wir Menschen nicht alle gleich sind. Natürlich sind wir alle Homo Sapiens im biologischen Sinne oder Kinder Gottes im religiösen Sinne, aber manche von uns sind schneller, manche langsamer, manche Größer, manche kleiner, manche eben etwas klüger und manche nicht so klug, wobei hier im Gegensatz zur Geschwindigkeit und zur Größe kaum jemand nicht so kluges in der Lage sein wird, sich selbst als nicht besonders klug zu betrachten bzw. jeder der fähig ist, sich selbst als nicht besonders klug zu sehen, zeigt und beweist sich selbst und anderen alleine durch diese Fähigkeit doch klug zu sein. Die Definition des klugen Menschen besteht schließlich darin, dass er in der Lage ist, seine eigene Dummheit wahrzunehmen. Es ist dies, dass ihn wirklich klug macht, die Fähigkeit zur kritischen Selbstbetrachtung und Reflexion. Wir Menschen sind aber nicht nur alle nicht gleich, wir sind über eine sehr lange Zeit und eine Unzahl von Generationen auch anders gewachsen und haben andere Erfahrungen und Strukturen, Ideen und Einstellungen auf nächste Generationen von Menschen vermittelt oder einfacher gesagt, wir haben verschiedene Kulturen geschaffen und in diesen jeweils auf etwas andere Art und Weise die Kinder erzogen. Deutschland empfinde ich in diesem Sinne anders und in diesem "anders" sehe ich den Grund, warum es hier noch nicht die moderne "Comedy" gibt.
Wir leben heute in einer Zeit der Nähe, denn schon lange ist die Zeit von Magellan, Marco Polo, Christopher Kolumbus und vielen anderen Entdeckern vergangen. Unsere Kulturen sind heute so nah aneinander gerückt, wie noch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Wir nennen diese Zeit, die Zeit der Globalisierung und es gibt ganze Theorien über sie und Forschungsgebiete, die sich mit ihr auseinandersetzen. Unsere Kultur in Deutschland ist in dem Sinne anders als die vielen anderen menschlichen Kulturen und unter vielen Besonderheiten, die sie auszeichnet, gehört auch ein oft von "Ausländern" also nicht "Deutschen" empfundener Mangel an Humor in Deutschland und bei den Deutschen. Dies wird manche Deutsche wundern, denn wir haben Sinn für Humor in Deutschland und Humor gehört zur Gesellschaft dazu, dennoch aber werden weltweit und insbesondere im Westen, Menschen in Deutschland schon länger als Humorlos bezeichnet. Blicken wir dagegen zum Osten, so erfahren wir, dass Deutsche im slawischen Raum zum Beispiel schon im Namen als "Nemci", also "die Stummen" bezeichnet werden, was manche zwar so verstehen, dass es als alter Begriff genutzt wurde für diejenigen, welche man nicht versteht, was viele jedoch heute und auch in älteren Generationen so interpretiert haben, dass die Deutschen oft einfach nicht reden, nicht lachen, keine Emotionen zeigen, also Stumm sind.
Betrachten wir die deutsche Geschichte für sich, lernen wir auch über Nietzsche über die vielen schrecklichen Strafen furchtbar grausamer deutscher Herren, wie das Vierteilen durch das Anbinden von allen vier Extremitäten an Pferde, die in verschiedene Richtungen ziehen bis einem Beine und Arme ausgerissen werden, oder das Kochen bei lebendigem Leibe in heißem Wein oder braten in heißem Öl und vieles mehr. Natürlich gab es solche Strafen auch in vielen anderen Kulturen, aber es scheint, dass in Deutschen Kulturen (und wir können sie nur so bezeichnen, weil es eben viele deutsche Länder und Kulturen gab) die Grausamkeit oft kaum eine Grenze kannte und über die stetige Erfindung neuer Foltermethoden und Folterinstrumente in ihrer diabolischen Genialität viele andere Kulturen übertraf. Ich meine, Deutsche in der Vergangenheit haben auch viel bessere Autos, Maschinen und allerlei Werkzeuge als viele andere Kulturen gebaut, es dürfte uns also nicht wundern, dass sie auch bei den Folterinstrumenten mit vorne dran gewesen sind. Es gibt aber eben auch passend zu unserem Thema Überbleibsel von Humor, die uns vielleicht auch die Richtigkeit dieser philosophisch-geschichtlichen Betrachtung nahelegen - wir sagen in Deutschland oft noch heute "ich will dich nicht auf die Folter spannen" oder "spann mich nicht auf die Folter" und wir lachen dabei. Wir denken nicht darüber nach, was das bedeutet oder woher diese Redewendung kommt, für uns bedeutet es nur, dass man etwas nicht hinauszögern sondern sofort sagen soll.
Dies gesagt, können wir nun anfangen auch eine Antwort auf unsere Frage zu produzieren - ich sehe konkret zwei Gründe, erstens die Deutschen haben unter der Grausamkeit ihrer Herren in der Geschichte sehr viel mehr als andere Völker gelitten und da man sich eben durch das Sprechen in Verlegenheit bzw. in Probleme bringen kann, gingen sie dazu über mehr zu denken und weniger zu sprechen. In anderen Kulturen, die etwas freier waren, sprach man dagegen mehr und lachte auch mehr, wie zum Beispiel in Serbien, einem Land in dem die moderne "Comedy" nie ankommen kann, weil sie so verwoben in die Kultur ist, dass sie bei Definition zu dieser dazu gehört. Ohne Humor wäre das Leben in Serbien unausstehlich, denn es bliebe dann nur die Grausamkeit. So lachen die Serben täglich und viel und herzhaft und auch über die schlimmsten Dinge, nachdem genug Zeit vergangen ist, denn so richten sie sich wieder auf, inspirieren sich gegenseitig und leben weiter. Die Deutschen dagegen, die größtenteils eher introvertiert sind und mehr denken als sprechen, nennt man auch ein Volk der "Dichter" und "Denker", was natürlich auch Bände spricht darüber, wie wichtig das gesprochene Wort ist.
Natürlich sind die Deutschen unter sich auch sehr unterschiedlich, die Bayern und Schwaben wird z. B. kaum jemand miteinander vergleichen, der lange genug unter diesen gelebt hat. Aber nach Außen sind diese Unterschiede geringer als im Inneren der deutschen Kultur. So spreche ich auch von Deutschen im kulturellen Sinne, während ich andere Kulturen mit diesen vergleiche - in Deutschland will man in der Regel nicht viel sprechen und man mag auch Menschen nicht besonders, welche viel sprechen. Es gibt und es gab in der Vergangenheit natürlich Ausnahmen. Da aber auch die Deutschen viel sagen wollen, ist es eine besondere Meisterleistung in Deutschland viel zu sagen und wenig zu sprechen. Dies ist nicht per se etwas schlechtes, es ist sogar gut für die Funktionierung der meisten Teile der Gesellschaft sehr gut und sehr wichtig, denn man fokussiert sich auf das relevante. Ich glaube Relevanz ist wahrscheinlich einer der Lieblingsbegriffe von uns allen in Deutschland. Dennoch ist aber Relevanz auch eine Hürde, wenn es um die Erzeugung von der modernen "Comedy" geht, denn bei der modernen "Comedy" will man eben viel sprechen um den Zuhörer zu entspannen, zu belustigen, zu entwaffnen und um schließlich in seiner Tiefe zu punkten.
Die Deutschen haben nicht viel Geduld für so etwas, sie wollen das stets möglichst sofort pointert bzw. gepunktet wird. Das unterscheidet übrigens auch die deutsche Philosophie und auch meine Philosophie von vielen anderen Philosophien, denn in der Philosophie kann auch sehr viel geschrieben werden, aber in Deutschland ist dies nur von Bedeutung, wenn das Geschriebene auch jeweils sehr aussagend und bereichernd ist, wenn jeder Satz etwas bringt, wenn jeder Satz auf dem richtigen Platz ist - wenn die Philosophie effizient ist. Effizienz, noch so ein Lieblingsbegriff in Deutschland, noch beliebter als Relevanz. Es ist diese Einstellung jedoch die auch manche deutsche Philosophie besonders Lesenswert macht. Auch für Nicht-Deutsche. Es fehlt aber, um einen banalen Terminus zu benutzen, "das Vorspiel" und dieses ist wie beim Sex bei guter Comedy auch von besonderer Bedeutung. Bei der Philosophie eher nicht.
Die Deutschen wollen gleich zur Sache kommen und keine Zeit verlieren. Sie lieben Relevanz und Effizienz, ich würde sogar soweit gehen um zu sagen, die Synthese der Relevanz und der Effizienz ist eine unbewusst gelebte und täglich praktizierte deutsche Religion. Aber dies ist nicht die gesamte Antwort darauf, warum moderne "Comedy" fehlt, denn die Deutschen genießen es eben auch zu lachen und wollen auch lachen. Vielleicht nicht so viel wie Menschen aus anderen Völkern, aber es ist auch nicht so, dass es in Deutschland keine Komiker und nichts komisches gibt. Ein wichtiges Problem, und ich nenne es natürlich bewusst ein Problem, besteht viel mehr darin, dass das komische eher als nicht "seriös" genommen wird, d.h. sobald etwas komisch ist, dann ist es nicht mehr relevant und effizient und deshalb auch nicht ernst. In Deutschland ist aber sehr viel wichtiger ernst zu sein, als irgendetwas anderes. Da moderne "Comedy" nur dann sehr gut werden kann, wenn sie auch ernste Themen behandelt, kann es in Deutschland bei Definition keine moderne "Comedy" geben, weil es bei ernsten Themen oft keinen Humor geben darf.
Eine Ausnahme hier ist natürlich Bayern bzw. die Ausnahme sind die Bayern, denn diese deutschen Menschen haben im Vergleich zu anderen deutschen Menschen einen ausgebauten Sinn für Humor, der Humor fließt auch in ernste Themen ein und auch der seit längerer Zeit regierende Markus Söder ist oft besonders humorvoll in seinen Aussagen und Gedanken, weshalb er in Bayern beliebt und zugleich in anderen Teilen Deutschlands als "nicht seriös" wahrgenommen wird. Könnte man das so sagen? Ich erwähne diese Frage, die eine Redewendung ist "könnte man das so sagen" nicht um, das was ich geschrieben habe in Frage zu stellen, sondern um darauf hinzudeuten, dass sogar wenn die Deutschen sich entscheiden zu sprechen, sie oft Zurückhaltung üben zum Ausgesagten und oft doch in Frage stellen ob das ausgesagte auch gesagt werden könnte bzw. dürfte. Sie sind natürlich nicht bewusst, warum das geschieht bzw. warum sie das fragen. Mancher würde denken, weil vielleicht jemand sich empören könnte oder weil es nicht richtig ist, mir erscheint dies aber eher als ein in die Kultur übergegangener Automatismus aus vergangen Zeiten, der verbunden ist mit der Angst "auf die Folter gespannt zu werden". Die Antwort anderer Deutscher auf die Frage "ob man das so sagen könnte", die oft natürlich nur implizit gestellt wird in dem man das Ausgesagte eher zögerlich von sich gibt, manchmal aber auch explizit gefragt wird, zeigt natürlich die deutsche Liebe zur Relevanz und zur Effizienz nochmal auf eine wunderbare Art und Weise - geantwortet wird einfach mit dem Worten "das kann man so sagen" oder eben "das kann man so nicht sagen".
So überrascht auch nicht der deutsche Spruch "in der Kürze liegt die Würze", aber es überrascht doch in vielem der mangelnde Sinn und auch Hunger nach Humor. Ich glaube aber und wünsche mir, und dieser Text und auch ein Teil meiner Philosophie dient eben dem Zweck, dass die deutschen Menschen als Kultur diesen Sinn und Hunger nach Humor entwickeln! Viele Entwicklungen in der heutigen deutschen Gesellschaft deuten auch darauf, dass die deutsche Kultur sich im Allgemeinen in diese Richtung bewegt. Es gibt immer mehr Talkshows, die ähnlich zu amerikanischen Talkshows sind, es gibt auch immer wieder Politiker die sich einen Lacher erlauben, es gibt Bemühungen und Versuche die Kultur mit Humor zu bereichern.
Sie alle aber scheinen noch nicht richtig durchzudringen, noch nicht richtig in der tiefsten Tiefe anzukommen. Sie zögern insgesamt noch zu sehr. Es soll diese gute "Comedy" wie guter "Sex" werden, sie soll ein charmantes Vorspiel haben und in der tiefsten Tiefe punkten - in unserer monströsen Natur. Erlauben Sie mir zu punkten mit einer Erkenntnis, die ich nach langer Zeit und auch vielen Kämpfen mit diversen meiner Mitmenschen in Deutschland, glaube gewonnen zu haben. Der Hauptgrund bzw. das was in der tiefsten Tiefe der deutschen Seelen liegt und was notwendiger Weise angesprochen werden muss um die Deutschen mit einem Sinn für Humor auszustatten bzw. ihr in der Tiefe liegendes Bedürfnis nach Seriosität, nach Effizienz und Relevanz mit Humor zu bereichern, besteht eben nicht in der in der deutschen Philosophie seit dem zweiten Weltkrieg vielzitierten "deutschen Angst". Alle Menschen haben in der Tiefe Ängste und wir können über verschiedene Philosophien und auch Psychologien Gründe für diese suchen und obwohl die deutschen besonders grausame Herren hatten in der Geschichte ist es trotzdem nicht eine zu große Angst, welche die deutschen Menschen in der Tiefe ausmacht, sondern eben ihre große Grausamkeit. Die "deutsche Grausamkeit" ist in der tiefsten Tiefe und eine moderne deutsche "Comedy" muss sich trauen diese anzusprechen, in dieser durchzudringen, diese zum Thema zu machen.
Es ist die Erkenntnis über diese Grausamkeit und das Tragen dieser Erkenntnis, welche die deutschen Menschen davon abhält sich auf Humor wirklich einzulassen. "Die Welt ist zu grausam, ich bin zu grausam, da will ich nicht lachen über alles, manches ist einfach sehr ernst." Es ist die Grausamkeit, welche die Angst sät und nutzt und im Endeffekt nicht erlauben will, dass die Angst abnimmt und so auch Humor nicht zulässt. Sie pflanzte sich in die deutschen Menschen und in deutsche Kultur eben während einer langen Zeit in der über die deutschen Menschen besonders grausame und barbarische Herren geherrscht haben. Ihrem Griff und Wunsch nach Kontrolle konnte man in vielem nur entkommen durch gute, wertvolle und gewinnbringende Arbeit, natürlich im Schweigen. Aber die deutschen Menschen haben über die vielen Jahrhunderte unter solchen Herren gelernt nicht nur auf diese Art und Weise zu arbeiten, sondern sie lernten und empfingen in den Tiefen ihrer Seelen auch ihre Grausamkeit und nicht nur die Angst vor dieser. Sie wurden selbst grausam.
Das ist was eben geschieht in lang anhaltenden Beziehungen zwischen Menschen, sie werden einander ähnlich. Jesus aus Nazareth rief Menschen auf ihn als Gottes Sohn zu sehen und durch eine Beziehung zu ihm Gottähnlich zu werden, auch gab es ansonsten viele andere die ähnliche Aufrufe gestartet haben, aber es ist erst seit kurzer Zeit, dass wir auch auf wissenschaftlichem Wege erkennen, wie wichtig unsere Umgebung für uns ist und für unser Seelenleben. Die deutschen Menschen wissen das schon länger und haben auch Begriffe geprägt wie "Vorbild" und eine wichtige, ebenfalls meistens unbewusst ausgesprochene Redewendung "Vorbild zu sein". Die meisten deutschen Menschen scheinen es aber nicht zu verstehen, wer für die längste Zeit ihrer Geschichte ihre Vorbilder gewesen sind, denn es sind eben diese nach welchem sich ihre Vorfahren in vielem gestaltet haben und aus wessen Handlungen in der tiefsten Ebene die deutsche Kultur gestaltet wurde. In Japan, in dem als Inselstaat schon aus geographischen Gründen die Flucht von menschlicher Grausamkeit erschwert war, gab es zusätzlich dazu noch die knapp 3 Jahrhunderte lange Sengoku Periode. Ich werde jetzt diese nicht erklären - so wie ich auch kaum etwas bisher erklärt habe, denn heute kann jeder, der etwas nicht versteht, dies leicht nachforschen und erfahren - aber ich werde sagen, dass die besondere Grausamkeit der Sengoku Periode eine ebenfalls besondere Auswirkung auf die japanische Kultur hatte, die in vielem in der Tiefe der deutschen ähnelt. In deutschen Ländern jedoch können wir von einer Periode von acht Jahrhunderten sprechen, also einer die mehr als doppelt so lang ist wie die japanische Sengoku Periode, was auch die unüblich große Anzahl an Philosophen, Dichtern und dann auch Psychoanalytikern und Psychologen in der Ära der Befreiung und Erleuchtung erklärt, d.h. der Menschen die versucht haben auf den Grund für ihre vielen Gedanken, Sorgen, Ängste und Gefühle zu kommen, die Grausamkeit zu fassen und ihr zu entkommen.
Die moderne "Comedy" wird natürlich nicht alle Probleme lösen, sie löste sie weder im Vereinten Königreich noch in den USA, aber sie spielt eine sehr wichtige Rolle und ist bereichernd für die Weiterentwicklung unserer menschlichen Gesellschaften. So wünsche ich mir mehr von ihr auch in Deutschland.