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Der "CREDES" als Zerstörungs-/Schöpfungstrieb: Eine Odyssee durch Blut, Blüten und den menschlichen Wahnsinn


Ach, meine lieben Leser – oder sollte ich sagen: meine Mit-Tötungsmaschinen? –, lasst uns an dieser Stelle gemeinsam in die Tiefen tauchen, wo das Leben sich selbst verschlingt, um zu überleben. Ich, euer bescheidener Philosoph, der sich in den Spiegel schaut und manchmal ein Raubtier grinsen sieht, möchte euch von meinem "CREDES-Trieb" erzählen, den "Creative-Destructive Trieb" bzw. "Zerstörungs-Schöpfungstrieb". Nicht als abstraktes Konstrukt, nein, sondern als jene urtümliche dualistische Kraft, die durch die Adern der Evolution pulsiert, von den ersten Protozoen bis hin zu uns, den angeblichen Kronen der Schöpfung.

Stellt euch vor: Selbst die harmloseste Sonnenblume hat einen Hauch davon. Die fleischfressende Venusfliegenfalle dagegen stelle ich mir so vor, dass sie ins Fäustchen – oder ins Blatt – lacht über unsere moralischen Zuckungen. Aber lasst uns nicht voreilig werden; denn die hier besprochenen Tiefen können uns verschlingen, wie Dostojewski es in seinen finsteren Nächten wusste, oder auch Montaigne, und wie der arme Nietzsche es schmerzhaft erlebte. Ihn verschlagen diese Tiefen, als er sich an sie näherte und töteten ihn, aber nicht bevor er zuerst wahnsinnig wurde.

Beginnen wir bei den Wurzeln, oder besser: bei den Zähnen und Klauen der Natur. Der Tötungstrieb, wie ich ihn sehe, ist keine Erfindung des Menschen, sondern eine uralte Symphonie der Evolution, die vor Milliarden Jahren einsetzte. Nehmt die ersten Raubtiere: In den Ozeanen des Präkambriums, wo das Leben noch ein chaotisches Gebräu war, entwickelten sich Prädatoren, die ihre Beute nicht aus Bosheit, sondern aus purer Notwendigkeit verschlangen. Die erste Spaltung, die erste "Biologische Schisma" war die in Tier und Pflanzenzellen.

Stellen wir uns im weiteren Verlauf vor, ein winziger Wurm frisst einen anderen – und schon ist der Grundstein gelegt für eine endlose Kette von Jägern und Gejagten. Evolutionär gesehen trieb das die Anpassung voran: Schnellere Beute führte zu schlaueren Jägern, und umgekehrt, in einem ewigen Wettrüsten gefangen, nicht aus Lust, sondern aus Überlebensnotwendigkeit.

Selbst bei Pflanzenfressern lauert er, dieser Trieb – denkt an Elefanten, die in der Trockenzeit um Wasserlöcher kämpfen und dabei Rivalen zertrampeln. Und die Pflanzen? Ah, die fleischfressenden Schönheiten wie die Drosera oder die Nepenthes, die vor etwa 140 Millionen Jahren evolvierten, um Insekten in ihren Fallen zu verdauen.

Dass die Pflanzen "töten" ist eine poetische Ironie, die allen Pazifisten unter uns zeigt, dass selbst das Grüne blutrünstig werden kann. In allen fleischfressenden Tieren, von Haien bis Wölfen, manifestiert sich dieser Trieb dagegen als neurobiologische Maschinerie: Neuronale Netze, die auf Jagd programmiert sind, Belohnungssysteme, die bei der Tötung Dopamin ausschütten.

Und wir Menschen? Wir haben das Ganze nur verfeinert, mit Werkzeugen und Strategien, die aus der Steinzeit stammen, wo wir große Tiere nicht nur jagten, sondern auch zerlegten und mit der Zeit zauberhaft schmeckende Speisen aus ihren Bestandteilen entwickelten.

Wir sind die einzigen Wesen, die beim Grillen philosophieren, während wir das Erbe unserer prähistorischen Vorfahren feiern und zugleich unsere biologischen Verwandten essen.

Nun, kontrastieren wir das mit den Giganten der Psychoanalyse, Freud und Jung, mit denen ich mich ausgiebig auseinandergesetzt habe – fast so, als wären sie alte Trink-Kumpanen gewesen. Freud, der alte Pessimist, sah in seinem Thanatos einen Todestrieb, der uns in den Abgrund zieht, eine Kraft, die den Organismus zur Rückkehr ins Anorganische drängt.

Für ihn war Aggression eine Umleitung des Selbstzerstörungsimpulses – nach außen gewandt, um nicht implodieren zu müssen. Ach, Sigmund, wie düster! Mein CREDES-Trieb ist da optimistischer: Er ist kein Feind des Lebens, sondern sein Motor, eng verknüpft mit dem Schöpferischen. Töten und Schöpfen sind zwei Seiten derselben Münze – neurobiologisch dieselbe Fähigkeit, die aus dem Inneren drängt, akzeptiert und entwickelt zu werden. Wo Freud Aggression als Komponente der Sexualität sah, bevor er sie dualisierte, sehe ich einen adaptiven Trieb, der in der Evolution wurzelt.

Jung hingegen, der Mystiker, verwarf den separaten Todestrieb und integrierte Destruktives in seinen Konzept des Schattens, jenes archetypische Dunkle im individuellen und im kollektiven Unbewussten.

Für ihn war Ganzheit das Ziel, die Vereinigung von Gegensätzen. Schön und gut, Carl, aber ich sehe hier eine Projektion: Deine Sehnsucht nach Integration spiegelt die zersplitterte deutsche Seele wider, gezeichnet von Kriegen und Fragmentierung. Moderne Evolutionsbiologie kontrastiert das ebenfalls: Aggression ist kein pathologischer Trieb, sondern eine evolvierte Strategie für Ressourcen, Paarung und Überleben.

Humorvoll gesagt: Freud würde uns als Todesjunkies sehen, Jung als Schattenjäger, und die Biologen als clevere Überlebenskünstler – ich aber als Künstler des Tötens und des Schöpfens, wobei wir dies in verschiedenen Tiefen und Breiten sind.

Und genau dort wird's spirituell, meine Freunde, wo der Trieb auf die Seele trifft. Jesus Christus, jener ultimative Schöpfende, sagte: "Esst mein Fleisch, trinkt mein Blut" – ein Akt der Substitution, um den Tötungstrieb zu kanalisieren. Statt uns gegenseitig zu zerfleischen, opfern wir symbolisch ihn, den Gott-Menschen, und finden Frieden. Er selbst gibt sich und nach dem ausgiebigen Schöpfen und findet ebenfalls Frieden. Das ist Kern meiner Philosophie: Der Trieb fordert Akzeptanz, doch Jesus stellt sich dazwischen, verwandelt rohe Gewalt in sakrale Kommunion und ermöglicht uns fortan ohne uns gegenseitig zu zerfleischen miteinander und füreinander zu schöpfen und unsere Nahrung zu töten - zu leben und zu lieben.

Nun zu Hitler, diesem finsteren Clown der Geschichte: Jung sah ihn als Inkarnation des kollektiven Unbewussten der Deutschen, als Wotan-Besessenen, der die unterdrückte Wut der Nation verkörperte. Aber nein, er war mehr: Hitler lebte den CREDES-Trieb aus, führte Millionen an, ihn zu entfesseln – nicht nur als politischer Führer, sondern als spirituelle Figur, die sich u.a. auch mit Jesus verglich. Er sah sich als konsequenter Messias, der tat, was viele vor ihm andeuteten, nur radikaler: Er sah sich als eine mythische Gestalt, die Providence diente, ein "spirituelles Gefäß".

Ironisch, oder? Wo Jesus den Trieb sublimierte, pervertierte Hitler ihn zu Massenmord – ein Beweis, dass der CREDES, ungezähmt, in Wahnsinn mündet.

Doch nun zum Kern: Wir Menschen sind nicht gleich gewachsen auf diesem blauen Planeten. Manche Völker, geprägt von Eroberung und Blut, tragen den CREDES wie eine Krone – oder eine Krankheit. Nehmt die Mongolen unter Dschingis Khan: Sie metzelten Millionen nieder, von China bis Europa, in einem Rausch der Macht. Die Römer, mit ihren Legionen, die Karthago dem Erdboden gleichmachten – ein Genozid avant la lettre. In der Moderne: Die Kolonialmächte wie Briten und Spanier, die indigene Völker in Amerika und Afrika auslöschten, oder die Türken mit dem Armenier-Genozid, die Kroaten mit dem Genozid an den Serben und viele mehr... Und die Deutschen? Ihr NS-Regime, das Holocaust an 6 Millionen Juden und den Genozid an 35 Millionen Slawen ausübte, zeigt uns auf diesem Planeten den Höhepunkt narzisstischer Aggression.

Moderne Beispiele: Oluja in Kroatien in 1995, Srebrenica in Bosnien in 1995, Ruanda 1994, der IS in Syrien im 21. Jahrhundert. Diese Völker – oder besser: ihre Eliten – suchten Macht, weil sie unvollständig sind, seelisch krank. Narzissmus und Aggression sind Symptome: Insultierte Narzissten werden am aggressivsten.

Durch Machtpositionen treiben sie Psychodramen mit ihren Untergebenen, die sie dabei beobachten um epigenetisch zu heilen – dies ist eine verzweifelte Suche nach Ganzheit. Andere Kulturen, wie die Inuit oder pazifistische Stämme, kanalisieren den CREDES Trieb friedlicher; sie sind "vollständiger", weniger zerrissen und daher weniger aggressiv.

Zum Abschluss: Der Tötungstrieb ist unser Erbe, ein Tanz von Tod und Schöpfung. Akzeptiert ihn, wie Jesus lehrte, oder er frisst uns auf, wie bei Hitler. Und wir, die Philosophen? Vielleicht ist die wahre Weisheit, im Spiegel zu lachen – und nicht zuzubeißen.