2025

Die Mutter - sie ist der heilige Geist

Dieses Gedicht habe ich nur auf serbisch geschrieben.

(Buch) Einmischung in die Zwetschgenpolitik oder der Beginn einer neuen Politik?

War meine Kandidatur für den Oberbürgermeister von Bühl eine Einmischung in die Zwetschgenpolitik? Oder ein moralisch-politischer Akt und der Beginn einer gänzlich neuen Politik? Entscheiden Sie selbst.


Zusammenfassung - Was ist die Neue Politik und warum brauchen wir sie in Deutschland?

Es gibt keine Gesellschaft in keiner historischen Epoche auf der Welt, welche mehr und strenger auf Basis von Werten geführt wurde, als Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit den Schrecken des Zweiten Weltkriegs stets im Hinterkopf machten sich die Menschen an die Arbeit über Leistung zum Wohlstand und über Werte zum Anstand zu gelangen. Ohne, dass es so ausgesprochen wurde, wurde Deutschland für eine längere Zeit im Namen des Anstands und des Wohlstands konsequent regiert.

Dann geschahen Generationswechsel, Wechsel in führenden politischen Etagen und Deutschland verlor ihren Kurs, sich und verliert nun zunehmend sowohl ihren Anstand als auch ihren Wohlstand.

Das macht mich als Menschen, als ausgebildeten Politikwissenschaftler und Philosophen, als Vater, als einen Deutschen und Serben und insbesondere als Christ sehr traurig. Zugleich frage ich mich, was ist meine Rolle hierin, kann ich einen Beitrag geben? Ich verstand nach längerem Nachdenken - ja, ich kann, ich soll und ich will. Denn es geht bei Wertegeleitetem Denken um uns alle, um jeden einzelnen von uns, also auch um mich und um Sie. So bewegte ich mich aus meinem philosophischen Elfenbeinturm raus, ging in Gespräche mit meinen Familienmitgliedern, Freunden und Kollegen und suchte zu verstehen was in Deutschland vor sich geht und warum und was im politischen Sinne getan werden könnte? Ich wurde Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, dann einige Jahre später der FDP und stellte mich in diesem Jahr, 2025, als Oberbürgermeister Kandidat bei einer Wahl auf.

Lange Geschichte kurzer Sinn - ich kam zum Fazit, wir brauchen eine neue Politik. Eine Politik die auf Werten basiert und Anstand als Ziel hat und die gleichzeitig von allen Menschen Leistung fordert und ihnen Wohlstand ermöglicht. Wir brauchen eine Politik des Anstands und Wohlstands für alle. Zu erreichen ist sie über Strafen, nicht über Drohungen. Es müssen konsequent bestraft werden, alle die gegen vereinbarte gesellschaftliche Werte verstoßen und alle die eine realistisch zu erwartende Leistung nicht erbringen oder verweigern. Dafür existieren Geldstrafen und Gefängnisstrafen. Niemand braucht gehasst, verfolgt, ins Ausland ausgewiesen oder getötet zu werden. Zugleich muss von jedem erwartet werden Deutsch zu lernen und wer das nicht leistet, wird auch bestraft. Vor allem muss man sich aber wieder gegenseitig helfen, aufeinander zugehen, sich beim Lernen unterstützen, denn ganz alleine schafft es niemand in einer Gesellschaft und Strafen können nie alles regeln. Wir brauchen Strafen auf der einen und Liebe auf der anderen Seite. Wir brauchen wieder gelebte Gerechtigkeit. Das ist die neue Politik, die notwendig ist, und nur sie kann Deutschland, welches heute ca. 1% der Weltbevölkerung ausmacht (ca. 80 Millionen von ca. 8 Milliarden Menschen) noch in die richtige Richtung lenken, zum alten und geprüften Erfolgsmodell in einer neuen Zeit - deshalb neue Politik. Nur diese neue Politik kann den Anstand und Wohlstand in der Zukunft sichern.

Wir brauchen diese nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt, aber ob die Welt diese Politik möchte, sei der Welt überlassen. Wir können für uns hier entscheiden und wir wollen und sollen diese Entscheidung treffen, Parteiübergreifend und für unsere Kinder. Wir wollen Grenzen stärken und Bedingungen verschärfen für die Einwanderung, aber wir wollen alle Menschen die unter uns leben stärken und lehren, wir wollen sie bilden für ein Leben in unserer Gesellschaft, die im Endeffekt eine große Gemeinschaft war nach dem Zweiten Weltkrieg in ihrem Goldenen Zeitalter und dies wieder werden könnte. Es ist entweder dies, oder es heißt bald Krieg und Zerstörung...

Alle Menschen in allen Sphären unserer Gesellschaft sollen sich an dieser Neuen Politik beteiligen, nicht nur politisch aktive oder Parteimitglieder, denn diese Neue Politik des Anstands und des Wohlstands benötigen wir Flächenübergreifend aus psychischen bzw. seelischen Gründen ("Psyche" ist altgriechisch für Seele).

Dies sind meine Fazite und es folgt nun mein kurzes Buch, in dem ich schildere wie ich zu diesen Faziten kam und sie in mehr Details erkläre - insbesondere warum wir nun alle für uns selbst und für unsere Kinder aus psychischen Gründen aufgerufen sind die Neue Politik aufzunehmen und vorzuleben.

Milutin Stanisavljević


Danksagung

Ich danke sehr herzlich meinem Team aus Stuttgart und aus Bühl. Ohne Eure Unterstützung, hätte ich dieses Abenteuer nicht durchgehalten. Auch danke ich allen Menschen in Bühl, die mich mit offenen Armen empfangen und unterstützt haben. Wir sind nun Freunde geworden und ich freue mich Euch in der Zukunft wieder zu sehen.


Inhaltsangabe

Teil 1 - Politik, Werte und Kinder? Sind diese überhaupt miteinander verbunden?

  1. Warum diese Kandidatur?
  2. Was ist Politik und warum ähnelt unsere Gesellschaft einer Straße mit zwei Bahnen?
  3. Ist Politik mit Erziehung verbunden?

Teil 2 - Menschen als Monster mit Herz?

  1. Was sind denn wir Menschen für Wesen?
  2. Nützen uns Werte überhaupt etwas?
  3. Was bleibt uns anderes als Werte?

Teil 3 - Die Nützlichkeit christlicher Terminologie im Verständnis dessen, was schief geht.

  1. Für Anstand und Wohlstand oder für Macht und Einfluss?
  2. Fehler und Gewissensbisse? Das ist nur für Kinder, oder?
  3. Ein Katholik in Bühl.
  4. Kann es sein, dass wir wegen "Sünden" Anstand und Wohlstand verlieren?

Teil 4 - Bühl bedeutet Hügel.

  1. Warum Bühl?
  2. Was erwartete mich in Bühl?
  3. Die christlichen Spuren in Bühl.

Teil 5 - Dann fing die Kommunalpolitik an.

  1. Die liberale Versuchung.
  2. Unterschriften Sammeln.
  3. Das 2-stündige Gespräch
  4. Brot und Wein im Rathaus.
  5. Der Priester der Bus fährt.

Teil 6 - In Bühl spazieren, beobachten und philosophieren.

  1. Die Zwetschgenstadt ohne Abnahmestelle für Zwetschgen
  2. Das Frauenkloster und das Frauengefängnis
  3. Ein Ökosystem ohne Biotop, Rebflächen ohne Reben und Politik ohne Werte
  4. Die albanisch-serbischen Beziehungen beim Imbissstand und der Leerstand in der Innenstadt
  5. Die Dichterin

Teil 7 - Die Kandidaten.

  1. Der Lehrer, der das Schwert zog.
  2. Der Held aus Vimbuch, den zu wenige erkannten.
  3. Der Hausmeister, den niemand ernst nahm.
  4. Der Bürgermeister und der Bühler Wochenmarkt.

Teil 8 - Die Kopfschmerzen.

  1. Die Vorstellung der Kandidaten ohne Abschlusswort, aber mit Probe-Wahl.
  2. Das Ave Tal, das nie existierte.
  3. Der Anglerverein, die Feuerwehr und der Busverkehr an Feiertagen.
  4. Die Straße für schnelle Fußgänger und langsame Autos in der Innenstadt.
  5. Leerstand in den Gedanken oder in den Geschäften in der Innenstadt?
  6. Die Fernliebe namens Krankenversorgung.

Teil 9 - Die Politik wird nun ernst.

  1. Bedrohung trifft Gebete im Stadtpark
  2. Der 3. Weltkrieg
  3. Abschlusswort an die Bühlerinnen und Bühler oder ein gemeinsamer Anfang?


Teil 1 - Politik, Werte und Kinder? Sind diese überhaupt miteinander verbunden?


  1. Warum diese Kandidatur?

Die Gespräche in meinem Familien-, im Freundes- und Bekanntenkreis führten zur Idee, dass ich für ein Amt des Oberbürgermeisters kandidiere. Als ich mich schließlich entschloss für das Amt des Oberbürgermeisters von Bühl zu kandidieren, war das kein leichter Schritt gewesen. Ich habe mir Zeit genommen für viele Gespräche darüber und stieß dabei sowohl auf Verwunderung - warum gerade Bühl? - als auch auf Hoffnung bei denen, die meine politischen Aktivitäten, meine Werte und mein Durchsetzungsvermögen gut kennen. Sie hofften, ich würde vielleicht etwas ändern können. Könnte ich das?

Ich erläuterte den ersteren, dass ich überlege mich vielleicht mit der Familie etwas ländlicher niederzulassen und meine Erfahrung und internationale Netzwerke für lokale Entwicklung einzusetzen, damit ergibt das Amt eines Oberbürgermeisters einen Sinn. Den letzteren sagte ich, lieber keine zu großen Hoffnungen zu hegen, denn ich war lange nicht mehr in der breiten Öffentlichkeit politisch aktiv und will nun im Zusammenhang mit den vielen politischen Herausforderungen unserer Zeit eher erforschen wie Menschen lokal leben und was sie bewegt und warum viele Menschen sich wieder radikalisieren, warum neue Kriege wüten und warum wir in Deutschland kurz davor stehen auch in Kriege zu geraten. Es gab aber noch etwas Drittes, etwas persönliches, einen Beweggrund in den tiefsten Tiefen meiner Seele, der mich zu diesem Schritt veranlasst hat. Dieser passt in ein Wort: Werte.

Ich wollte einen moralisch-politischen Akt umsetzen, denn ich vermisse die Wertegeleitete Politik, so erschuf ich mein Motto "für Anstand und Wohlstand" auf Basis meines historischen Verständnisses der Blütezeit in Deutschland, die in der Einleitung zu diesem kleinen Buch geschrieben habe, und ging los in erster Linie als Christ und in zweiter als Philosoph im Namen der Verbreitung dieser neuen Politik der Werte. Ich ging jedoch los als Skeptiker und als Forscher und nicht als Missionar, denn vielleicht liege ich ja falsch? Vielleicht benötigen wir gar keine Werte in der Politik?

  1. Was ist Politik und warum ähnelt unsere Gesellschaft einer Straße mit zwei Bahnen?

Politik, das habe ich nach 20 Jahren zwischen Politikern einerseits und zwischen Mönchen und Psychologen andererseits verstanden, ist nicht nur eine Arbeit an den Rahmenbedingungen und Inhalten des gesellschaftlichen Lebens. Politik wirkt auch in einem besonderen Maße auf das Seelenleben der Menschen. Somit hat die Politik auch einen wichtigen psychischen Effekt, insbesondere in heutiger Zeit der konstanten und instanten Kommunikation - der Begriff "Psyche" kommt übrigens aus dem altgriechischen und bedeutet Seele. Die Menschen, welche politisch aktiver sind als andere, die leiten und die wir "Politiker" nennen, beeinflussen sowohl die Gedanken als auch die Gefühle von Menschen, die weniger politisch aktiv sind und die geleitet werden. Der Einfluss erfolgt aber auch in der umgekehrten Richtung und geleitete Menschen beeinflussen die Leitenden.

Ich war eine Zeitlang überzeugt, dass zwischen den politisch mehr und weniger aktiven Menschen eine Art symbiotische Beziehungen existiert, in der sich wie in einem geschlossenen Kreis die leitenden und die geleiteten Menschen gegenseitig beeinflussen. Theodor Adorno und auch Erich Fromm erforschten dies viel, Fromm sprach auch von einer Art von geistigem Sado-Masochismus, in dem die Leitenden und die Geleiteten sowohl stets mehr und tiefer geleitet werden wollen als auch sich gegenseitig, kontrollieren und beeinflussen können und wollen. Die Leitenden können Anordnungen usw. aussprechen und das Denken der Geleiteten beeinflussen, die geleiteten können über Feedback und Vorschläge usw. das Denken der Leitenden beeinflussen. Heute denke ich anders, ich denke unsere Gesellschaft ähnelt mehr einer Straße mit zwei Bahnen, die in entgegengesetzte Richtungen fahren. Auf der einen Seite fahren die Leitenden, auf der anderen die Geleiteten. Auf beiden Seiten fühlen sich die Fahrer im Besitz von Kontrolle und fahren auch, manche schneller, manche langsamer, manche achten mehr aufeinander und achten auch darauf die Grenzen der Straßen nicht zu überschreiten, manche achten weniger darauf. Auf beiden Seiten wird auch überholt und dafür wird auch oft die Bahn kurzzeitig gewechselt. Und Unfälle geschehen.

Die Ziele auf den beiden Bahnen der Straße scheinen zwar verkehrt, aber die Straße verläuft in einem großen Kreis d.h. unabhängig davon in welche Richtung man fährt, wie schnell, wie langsam und wie das Auto aussieht, das Ziel ist dasselbe. Wir sterben alle, die langsamen, die schnellen, die armen, die reichen, die ungebildeten, die gebildeten, die glücklichen, die unglücklichen, die gesunden, die ungesunden... Jemand der geleitet wird und plötzlich leiten möchte oder umgekehrt, muss vollständig umdenken und lernen in eine andere Richtung zu fahren bzw. anders sich selbst und die Welt zu betrachten. Und das ist für viele sehr schwierig, oft sogar unmöglich, denn je länger man gefahren ist auf einer Bahn, desto schwerer kann man auf die andere wechseln, die Gehirne verdrahten sich einfach anders, Gewohnheiten entstehen. Wenn man leitet, muss Menschen motivieren, inspirieren, aber auch im Blick behalten, damit sie ihre Arbeit erledigen und Ziele erfüllt werden. Wer leitet muss auch mit Frustrationen, Lügen, Betrug, Faulheit der Geleiteten und viel mehr zu Recht kommen. Wenn man geleitet wird, muss man lernen zuzuhören, auf Anweisungen zu reagieren, Ziele zu erreichen, aber eben auch mit Frustrationen, Lügen, Betrug und Faulheit der Leiter und mit viel mehr zu Recht zu kommen... Auf beiden Seiten sind schließlich Menschen, sie sehen nur sich selbst und die Welt anders, sie fahren in andere Richtungen, aber zum selben Ziel.

Was geschieht also, wenn Menschen beginnen sich nicht auf Basis von gemeinsamen Werten sondern auf Basis von der Suche nach Macht und Kontrolle auf diesen Bahnen zu fahren, wenn sie Gas geben und keine Regeln mehr beachten und insbesondere, wenn der Wohlstand auf der Seite der Leitenden wächst und auf der Seite der Geleiteten stagniert und sogar abnimmt. Es geschieht, dass Frustrationen, Lügen, Betrug und Faulheit zunehmen und man aufhört Lust zu haben auf der Bahn der Geleiteten zu fahren. Immer mehr Geleitete wollen dann die Bahn wechseln, denn ihre Bahn scheint einfach schlechter, scheint nirgends hinzuführen bzw. wie man schon lange sagt, das Gras auf der anderen Seite der Mauer sieht grüner aus oder in diesem Falle, das Fahren auf der anderen Bahn sieht viel besser und angenehmer aus.

Was geschieht also wenn Menschen keine Werte haben? Sie haben Angst vor den anderen Fahrern, sie sehen in ihnen solche, die sie überholen, vielleicht auch rammen werden, die sie aus der Bahn rausschmeißen und mehr... Umgekehrt wollen andere das auch genau tun mit den Fahrern, sie tatsächlich rammen, überholen und manchmal auch aus der Bahn rausschmeißen. Sie wollen sich dann gegenseitig zerstören, die einen mit dem Ziel es im Leben besser zu haben, die anderen mit dem Ziel des Selbstschutzes. Aber es gibt auch solche Menschen, die einfach so andere zerstören wollen, aus Zerstörungslust oder -Wut wegen dem wie insgesamt gefahren wird und dem wir überhaupt die Bahnen aussehen. Es gibt solche, welche mehr Bahnen schaffen wollen, es gab auch solche, die Kommunisten, die für alle nur eine große Bahn schaffen wollten, die in nur eine Richtung fährt. Zerstörung scheint in jedem Fall ein großer Teil von uns Menschen zu sein und unseren Bahnen sowohl in unserer Gesellschaft als auch in unseren Gehirnen.... Wie sprechen ja nicht zufällig von Nervenbahnen... Was geschieht also wenn Werte abnehmen in unseren Gehirnen und in unserer Gesellschaft?

Wir wissen, was in solchen Situationen geschieht, denn es geschah dies schon viele Male in der Geschichte unseres Menschengeschlechts, überall auf unserem Planeten. Es entstehen Opfer bzw. Gruppen von Menschen, die als böse, als schuldig usw. betrachtet und dann zerstört werden, von den Bahnen entfernt werden, damit man "wieder normal" fahren kann. Wir haben als Menschheit diese Kreise überall auf dem Planeten gebildet, sind sie durchlaufen, haben zerstört, Kriege geführt, uns gegenseitig ermordet. Und wir machen das immer wieder, auch heute noch, im Großen und im Kleinen Rahmen. Nie kommt es jedoch zum "normalen Fahren", nur zur Zerstörung von anderen und oft von uns selbst.

Heute leben wir wieder in einer Zeit in welcher der Mangel an Werten in der Politik viele Menschen enttäuscht. Sowohl die Leitenden als auch die Geleiteten. Die Politik war natürlich noch nie sonderlich moralisch geprägt und dennoch, genau das wünschen sich viele Menschen von der Politik, insbesondere neue Generationen, die ohne Vorwissen und größtenteils auf Basis von Werten erzogen werden. Sie wollen Werte von der Politik in der es historisch betrachtet nie wirklich Werte gab, mit einigen großen Ausnahmen, wie der Zeit der Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika, Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg usw. Wie kann das sein? Was erklärt diese Kontradiktion?

  1. Ist Politik mit Erziehung verbunden?

Nun, wir erziehen unsere Kinder nicht zur Macht und Kontrolle, zum Hass und zum Kampf gegen andere Menschen - mindestens tut der Großteil der Menschen das nicht - sondern wir erziehen unsere Kinder um Werte zu haben, um anständig zu sein, wir geben ihnen unsere Liebe und so füllen sich ihre junge Seelen, mit dem schönsten, was es in dieser Realität gibt: mit Liebe, mit Lebensfreude, mit Werten. Warum bekommen wir es aber historisch betrachtet nicht hin, dass auch unsere Politik auf Basis von Werten geführt wird? Das ist doch sonderbar... Oder?

Wir senden unsere Kinder auf eine gepflasterte Bahn und jeder Pflasterstein entspricht einem Wert, einer Regel, einer Norm. Sie lernen meistens ein ideelles Leben von uns, aber warum? Weil auch wir so erzogen wurden, weil das Erziehung ist, oder? Und gleichzeitig, in der Politik und in der Gesellschaft, herrschen ein wütender Kampf, ein Getöse, Lügen, Betrug, Machtspiele und mehr... Wie kann das sein?

Es geht diese Kontradiktion sogar so weit, dass zunehmend mehr Menschen beginnen zu denken und es als normal zu betrachten, dass Politik einfach nur ein derber Kampf um Macht und Einfluss ist, in welchem Menschen lügen und betrügen, sich gegenseitig beleidigen und diskreditieren und anstatt miteinander, stets gegeneinander arbeiten. Als Mitglied der Freiheitsdemokratischen Partei (FDP) nenne ich mich "Christlich-Liberal", denn ich glaube an die Verbindung von Werten und Freiheit sowie an die Verbindung von einem zuverlässigen Sozialstaat und freier Marktwirtschaft. Es hat mich empört, als ich von dem Spruch erfuhr "Feind - Todfeind - Parteifreund" und ich konnte nicht aufhören zu staunen, dass mir in einem freundschaftlichen politischen Gespräch empfohlen wurde dies doch als Realität einfach zu akzeptieren. Ich nehme keine Vogelperspektive ein und ich lebe nicht auf dem Mars, ich wünsche mir einfach gute Vorbilder und seelische Gesundheit für meine und für alle anderen Kinder? Seelische Gesundheit fur Menschen die leiten und Menschen, die geleitet werden. Sie etwa nicht? Ich kann nicht die Politik von Haushalten trennen, auch nicht die Zusammenarbeit in der Politik als Illusion abtun und eine Doppelrealität akzeptieren - zu was ich Kinder erziehen soll und wie die Politik und Gesellschaft wirklich funktionieren. Eine Pädagogik ist fehlgeleitet, wenn sie Kinder auf eine Wunschrealität anstatt auf die echte Realität vorbereitet.

Ich will meine Kinder so erziehen, dass sie für das Leben, so wie es ist, vorbereitet sind und ich glaube fest an ein Leben in dem Werte die Schlüsselrolle spielen, auch in der Politik, insbesondere in der Politik, weil das die oberste Ebene der Leitung ist und alle Menschen in einer Gesellschaft von der Politik geleitet werden, ob sie das wollen oder nicht. Aristoteles erkannte dies bereits, als er aus Athen verjagt wurde und schrieb: "unabhängig davon ob du dich mit Politik beschäftigst oder nicht, die Politik beschäftigt sich mit dir".

Politik und Erziehung sind eigentlich sehr eng miteinander verbunden und dennoch scheint in der Realität eine Lücke zwischen ihnen zu existieren, sowohl innerhalb von unserem geistigen Verständnis der beiden, als auch im Sinne dessen wie unsere Gesellschaften strukturiert sind. Es scheint mir dies eine Lücke zu sein, die so groß ist wie der Grand Canyon. Wie kann das sein?

Leben wir etwa zwei getrennte Leben zwischen Politik und Erziehung, in unserem Geiste und in unserer Gesellschaft?


Teil 2 - Menschen als Monster mit Herz

  1. Was sind denn wir Menschen für Wesen?

Wie kommt es, dass wir Politik tolerieren die ohne Werte gemacht wird, dass wir zu Hass, Zerstörung und Kriegen aufrufen und Kriege führen und gleichzeitig unsere Kinder zum Anstand, zur Liebe und mit Werten erziehen? Sind bei so vielen von uns Menschen politische und pädagogische Gedanken wirklich komplett voneinander getrennt? Sind wir alle schizophren, haben wir alle, ähnlich wie die buddhistischen Götterstatuten Janusgesichter bzw. mehrere Gesichter bzw. ganze Persönlichkeiten in uns, die autonom nebeneinander existieren? Das würde erklären, dass wir gleichzeitig manche Menschen zerstören und töten wollen und andere wiederum schätzen und lieben. Erkennt aber wirklich keiner unter uns, dass Politik entscheidend ist, wenn es um die neuen Generationen und das künftige Bild unserer Gesellschaften geht? Erkennt niemand die psychische bzw. seelische Funktion der Politik, die Verbindung zwischen dem wie wir Politik machen und Kinder erziehen?

Oder mögen wir vielleicht Hass und Zerstörung so sehr und brauchen diese, haben ein Bedürfnis nach diesen, aber wollen dies unseren Kindern nicht zugestehen? Erziehen wir unsere Kinder unehrlich und zu etwas anderem als was wir sind und was wir tun? Lügen wir unsere Kinder an? Ist es so, dass wir einerseits lieben können und andererseits unsere Zerstörungswut ausleben können? Nun, manche schlagen und verletzen auch ihre Kinder und ihre Nächsten, solche Menschen trennen diese Bedürfnisse nicht, der Großteil scheint aber doch in einem seelisch getrennten Zustand zu sein.

Wir blicken auf eine Geschichte erfüllt mit Kriegen und Zerstörung und gleichzeitig Liebesakten und Werten, erfüllt mit Machtkämpfen und Leid und zugleich mit selbstlosen Handlungen und Freude. Wir Menschen erscheinen als wären wir ein wütendes Löwenvolk, stets im Kriegszustand sowohl innerhalb von verschiedenen unserer Rudel (oder Staaten) als auch zwischen diesen und als wären wir zugleich unbeschreiblich liebende Wesen, die ihre Kinder und sich gegenseitig pflegen, wertschätzen und lieben können. Aber wir nehmen interessanter Weise unsere dunkle Natur und unsere destruktiven Bedürfnissen nicht wahr, wir haben Ideale, wir wollen positiv sein, wir gaukeln uns selbst und anderen und vor allem unseren Kindern etwas vor und leben entsprechend viel von unserem Seelenleben getrennt von unserer Natur, die man treffend als nichts anderes als eine Monsternatur beschreiben könnte.

So können wir uns einerseits für unsere Kinder gute Vorbilder wünschen und seelische Gesundheit und gleichzeitig Politik tolerieren und sogar machen, die genau dem Gegenteil entspricht, erfüllt mit Hass, Wut, Lügen, Betrug, Machtwünschen und Zerstörung.

Wir scheinen Monster zu sein mit einem Herz. Mit dem Herz lieben und schätzen wir, als Monster hassen und kämpfen wir und mehr. Und wir machen das alles anscheinend gleichzeitig, solche Wesen sind wir.

  1. Was nützen uns Werte?

Es erscheint mir, dass je größer unser Herz ist, desto weniger uns unsere Monsternatur ergreift und umgekehrt, je kleiner unser Herz ist, desto größere Monster wir werden.

Werte sind für mich immer schon der Weg gewesen, mich selbst in den Griff zu bekommen, mehr Kontrolle über meine eigenen Gedanken und Handlungen zu haben. Das Monster in mir zu erkennen, zu akzeptieren und zu zähmen. Ich trainierte und trainiere mich regelmäßig darin einfach ein guter Mensch zu sein und weil dies so schwer ist und weil ich so oft scheitere, weiß ich wie furchtbar wir alle eigentlich sind, weil ich es selbst bin. Es ist natürlich leicht für jeden von uns zu sagen, wir wären doch gut, konstruktiv, positiv usw., aber wer ist es wirklich? Wer von uns hält ganz durch? Ich weiß, ich bin es nicht, ich versuche es nur zu sein und das ist extrem schwer, aber immer wenn ich ganz durchhalte, freue ich mich und fühle mich hervorragend. Als Christ habe ich es natürlich leichter zum einen, weil sehr viele Christen in vielen Generationen dies schon taten und viel Erfahrung und Weisheit zur Erlangung der Selbstkontrolle existiert die man als religiöser Mensch erlernen kann. Zum anderen habe ich es schwerer, weil die Christlichen Ideale sehr hoch angesetzt sind und man ihnen praktisch nie gerecht werden kann.

Als Menschheit probierten wir es in der Vergangenheit aus Werte gänzlich von der Politik zu trennen. Wir haben Religion und Politik unterschieden, aber das half auch nicht, es stoppte Kriege und Zerstörung nicht. Wir probierten es über die Philosophie und über die Wissenschaft mehr über die Welt und uns selbst zu verstehen und mit diesen Erkenntnissen die Politik zu bereichern, aber auch das half nicht bzw. hilft nicht wirklich bei diesen grundlegenden Dingen und erneut sehen wir Kriegen und Zerstörungen zu und sind dabei selbst in diese reinzugehen. Wir probierten es in der Theorie vor langer Zeit und seit dem auch immer wieder in der Praxis Philosophie und Politik zu verbinden, aber auch das half nicht. Es scheint, was wir auch versuchen, es hilft nicht diesen Kreis der Zerstörung zu durchbrechen, denn früher oder später, zerstören wir wieder unsere Gesellschaften und öfter als seltener auch uns selbst mit ihnen.

Vielleicht nützen uns die Werte, so betrachtet, auch gar nicht? Vielleicht brauchen wir auch gar keine Politik mit Werten?

  1. Was bleibt uns anderes als Werte?

Als Christ und Demokrat bin ich bewusst davon, dass es leider viele Menschen gibt die sich vielleicht Christen und/oder Demokraten nennen, aber nichts davon wirklich sind. Dennoch nutze ich jede Gelegenheit mich als Christ und Demokrat zu bezeichnen und viel wichtiger diese Worte über meine Werte vorzuleben. Was bleibt uns denn anderes übrig? Wenn wir keine Werte haben, wir Monster mit Herzen, dann ist es als würden wir kein Herz haben. Das bedeutet ohne Werte sind wir nur noch Monster.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren sich die Christen hier in Deutschland sehr bewusst davon. Sie gründeten eine Menge Initiativen und Bewegungen und erschufen eine Gesellschaft, wie es diese noch nie auf der Welt gegeben hat. Eine Gesellschaft, die auf Werten und auf Leistung basierte und die zum Anstand und Wohlstand führte.

Teil 3 - Die Nützlichkeit christlicher Terminologie im Verständnis dessen, was schief geht

  1. Für Anstand und Wohlstand oder für Macht und Einfluss?

Wir schreiben heute das 21. Jahrhundert, im Westen der Welt eine Zeit nach der sog. Aufklärung, nach größerer wissenschaftlicher und technologischer Durchbrüche und einer Schwächung der christlichen Kirchen. Wir wissen heute sowohl über die Weiten des Weltalls als auch die Tiefen der Materie Bescheid, über Ökosysteme und die Evolution, wir haben hinter uns die industrielle und die Internet-Revolution und stehen mitten in der neuen KI-Revolution. Nicht alle Gesellschaften auf unseren Planeten, oder da manche die Menschheit in Zivilisationen teilen, könnte man auch sagen, nicht alle Zivilisationen auf unserem Planeten, haben sich in gleicher Weise und in gleichen Schritten entwickelt. Die technologische und wissenschaftliche Revolutionen haben sich natürlich verbreitet, aber nicht überall kam es zur selben Schwächung der christlichen Kirchen bzw. auch anderer religiöser Gemeinden. Im Gegenteil, es kam vielerorts zur Stärkung.

Im Westen bei uns war das vordergründige Problem, dass zur Schwächung der Kirche geführt hat, die Einmischung derselben in sog. weltliche Macht. Im Mittelalter haben Päpste sogar stehende Armeen gehabt, riefen zu Kreuzzügen auf und mehr, wir erinnern uns an die Zeit der Inkvisitionen, an Hexenverbrennungen und natürlich an den Kampf um die Weltanschauung, die dazu führte, dass Nikolai Kopernikus seine Entdeckungen über die Drehung der Erde um die Sonne geheim hielt, nur seinen Nächsten anvertraute und diese erst nach seinem Tod publiziert wurden. Die Liebe der katholischen Christen zur weltlichen Macht führte auch zu Spaltungen der christlichen Kirche, zuerst in 1054 nach der Ausrufung der Unfehlbarkeit des Papstes aus organisatorischen Gründen, d. h. um auf dieser Welt für eine Struktur zu sorgen unter der sich alle Christen vereinen könnten. Der östliche Teil der christlichen Kirche wollte das nicht mitmachen und die Schisma geschah, die große Spaltung in die katholische Kirche im Westen und die orthodoxe Kirche im Osten. Mit Martin Luther, Calvin und anderen kam es zu weiteren Spaltungen im Westen, die mit der Zeit auch zur Entstehung der anglikanischen Kirche führten, einer Vielzahl von verschiedenen christlichen Kirchen in den Vereinigten Staaten von Amerika und mehr. Die katholische Idee der Einigkeit unter dem Papst schlug fehl im Westen. Im Osten jedoch, unter den sog. Slawen, entwickelte sich die orthodoxe Kirche nach einem ganz anderen Modell und ohne Spaltung weiter. Mit der Liebe im Vordergrund und dem Absagen der weltlichen Macht, nach dem Worten des Gründers der christlichen Kirche, Jesus Christus, "gebe dem Kaiser das seine und Gott das seine" lebte die Kirche größtenteils eine starke Kultur der nicht Einmischung in weltliche Macht. Das klappte natürlich nicht überall und nicht immer, aber es blieb dies ein zentrales Gebot der christlich orthodoxen Kirche. Diese entwickelte und verbreitete sich aus der Metropole der Byzanz, dem östlichen Teil des römischen Reiches, der Stadt namens Konstantinopel, die heute Istanbul heißt. Nach dem Jahr 313, dem Jahr des Edikts von Mailand, der im römischen Reich das lange als Sekte betrachtete Christentum zur Staatsreligion erhob, kam es in 330 zur Gründung von Konstantinopel als der neuen Hauptstadt des römischen Reiches - dem sog. zweiten Rom. Nach und nach erhielten verschiedene slawische Staaten ihre eigene unabhängigen orthodoxen Kirche, die zugleich miteinander eng verbunden und unter dem Schirm der Orthodoxie vereint blieben. Jede Kirche bietet Gottesdienste in der Sprache des eigenen Volkes an, Pfarrer müssen heiraten, bevor sie einer Gemeinde dienen dürfen usw. - vieles unterscheidet die orthodoxe Kirche organisatorisch und strukturell von der katholischen und den anderen christlichen Kirchen in Westen.

Diese blieb natürlich nicht ohne ihre Probleme und Konflikte innerhalb der Kirche, auch existiert etwas bis heute, was man nur als Kirchenpolitik beschreiben kann, und dennoch scheint die orthodoxe Kirche sich mehr zu einer an der geistigen Welt orientierten Kirche entwickelt zu haben, mit einer Vielzahl von Klöstern und einem lebendigen Mönchtum. Das Mönchtum war natürlich auch im Westen verbreitet und innerhalb der katholischen Kirche wurden ebenfalls eine Vielzahl von Klöstern gegründet, die nach Luther in den Territorien der neuen christlichen Kirche in Westen geschlossen wurden, denn man wollte das Mönchtum als Struktur nicht. Interessant fand ich, nach Besuchen mehrerer katholischer Klöster, die strikte Trennung zwischen Mönchen und sog. Laienbrüdern, die ich in orthodoxen Kirchen nirgends vernahm. Hierarchien in der orthodoxen Kirche sind insgesamt viel flacher und es geht eher um Führungsaufgaben und Titel der Personen, welche Entscheidungen treffen, als um den Aufbau von Klassen.

In den slawischen Ländern existieren einfach keine Klassengesellschaften in dem Sinne, in dem diese im Westen existierten, was auch der Grund für die schnelle Verbreitung der kommunistischen Ideen in den slawischen Ländern war. Obwohl diese Idee aus dem Westen kam, konnte sie im Westen keine Wurzeln schlagen, in den slawischen Ländern führte sie jedoch zum totalen Umbruch, zu Zwangsindustralisierungen, zur stärken Identifikation mit dem wissenschaftlichen Zeitalter und zu einer bis zu diesem Zeitpunkt nicht da gewesenen Schwächung der orthodoxen Kirche. Vor 35 Jahren scheiterten die Ideen des Kommunismus und die orthodoxe Kirche kehrte langsam wieder zu ihrer Kraft zurück, denn das Christentum als solches ist traditionell in der orthodoxen Kirche etabliert, d.h. es gibt keine sich gegenseitig konkurrierenden christlichen Kirchen in den slawischen Ländern. Im Westen jedoch wird das Christentum auf Grund der vielen Spaltungen zunehmend schwächer, während die katholische Kirche insbesondere, wegen dem Gebot für alle Priester im Zölibat zu leben und den Skandalen mit der Pädophilie, in der Gesamtbevölkerung schwächer wird.

Wenn wir aber alle diese Dinge Mal zur Seite schieben und uns ausschließlich auf die christliche Terminologie fokussieren, eine Terminologie die Tausende von Jahren entwickelt und gestärkt wurde, sowohl im Westen als auch im Osten, und unzähligen Menschen Halt gegeben hat in ihrem eigenen, individuellen und gemeinschaftlichen Leben, dann entdecken wir, dass diese Terminologie sehr wertvoll ist. Wir sollten sie nicht einfach so abtun und vergessen, denn sie gibt uns eine Vielzahl von Hinweisen dazu, wie man Werteorientiert in der eigenen Seele und in den Gemeinschaften und Gesellschaften, an denen man beteiligt ist, leben kann. Und das ist wohl, wir die Geschichte der christlichen Kirche zeigt, alles andere als einfach.

Ist es also schwer in der Politik zusammenzuarbeiten? Natürlich ist es schwer. Politik ist dabei kein Spiel ohne Konsequenzen, es geht in ihr um die Gesellschaft, um den Umgang mit der Umwelt, um die Erforschung dieser Realität, die wir alle nicht verstehen, um Wohlstand, um Frieden... Ich möchte keine Politik tolerieren auf diesem Planeten in der nicht zusammengearbeitet wird, Sie etwa?

Ich weiß, die Realität ist enttäuschend für viele, denn die Erwartungen, die ich habe und hier nenne, erfüllt praktisch niemand von uns Monstern mit Herz. Ich weiß auch, dass wenn sie schon niemand in der Politik erfüllt, viele sich fragen - warum soll man sie dann selbst erfüllen? Warum sollte man nicht auch selbst um Macht und Einfluss kämpfen ohne Rücksicht auf andere, ohne Anstand und ohne den Wunsch nach Wohlstand für alle?

Es ist dies die Kernfrage unserer und einer jeden Zeit. Ich hätte z. B. bei der OB Kandidatur in Bühl einfach eine Antwort auf diese Frage für mich suchen können - ich lebe schließlich nicht auf dem Mars, d.h. ich hätte mir sagen können, wenn ich es nicht schaffe mit Anstand und mit Werten etwas für mich zufriedenstellendes zu erreichen, dann könnte ich ja auch für mich entscheiden, dass sich "Anstand nicht lohnt" und ich könnte zum brutalen Machtkampf mit Lügen, Betrug und allem drumherum übergehen? Was hält mich davon ab?

Aber ich müsste dann auch meine Kinder so erziehen, denn so bin ich als Christ und Philosoph - konsequent in allem was ich tue. Ich schaue wie die Welt funktioniert und erziehe meine Kinder entsprechend, damit sie vorbereitet sind. Ich bin ein Gastgeber für sie in dieser Realität, die ich selbst nicht verstehe. Und Christ bin ich, weil ich von allem und allen, die ich erlebt habe, Jesus Christus in die tiefste Tiefe meines Herzens aufnahm. Es gefällt mir, was Er sprach, es gefällt mir wie das auf mein Denken und meine Gefühle gewirkt hat.

Ich will nicht meine Kinder so erziehen, dass sie an eine falsche Welt glauben, an irgendwelche Ideale, die keine Anwendung in der Realität haben? Ist Jesus Christus ein Ideal? Ich glaube nicht, vor allem glaube ich, meine Kinder sollen das Gute und Positive, was es in dieser Realität gibt, kennen lernen und in ihre Seelen aufnehmen und eben mit der Zeit, wenn sie bereit sind, auch das Schlechte und Negative, wie sonst können sie Mut und Resilienz entwickeln. Vot allem aber sollen sie Liebe und das Böse entdecken, denn diese spielen die zentrale Rolle in dieser Welt und ihr Zusammenspiel ist die beste Definition der Politik, die man sich überhaupt vorstellen kann. Ich will meinen Kindern nicht verheimlichen, was ich denke und glaube und tue, warum denn auch, wenn ich im Positiven, im Guten und in der Liebe verbleibe? Aber ich kann ihnen auch nicht verschweigen, was andere Menschen glauben und tun und was ich selbst viele Male tat und was die Christen in ihrer Terminologie einfach "Sünde" nennen...

  1. Fehler und Gewissensbisse? Das ist nur für Kinder, oder?

Ich mache Fehler, ich erfahre auch Versuchungen und erliege manchmal an diesen, aber dann habe ich schlechtes Gewissen, Schuldgefühle und kehre wieder mit Mühe und mit Reue zum Anstand zurück. Und zum Anstand gehört Menschenliebe dazu, die Suche nach dem Herzen in jedem von uns Monstern.

Was geschieht aber, wenn Menschen keine Werte haben, ob durch das Christentum oder über andere Wege? Dann haben sie ja auch kein Gewissen und haben auch kein Bedürfnis Reue zu empfinden, wofür denn, wenn alle Menschen einfach Macht-gierige Tiere sind, die man nur bekämpfen und kontrollieren kann oder vor denen man sich lieber in Acht nimmt?

Wie kann es sein, dass wir es vergessen, dass alle Menschen auch Menschen sind? Na ja, wenn wir so viel über Böses und Zerstörerisches denken und wenn wir selbst böse und zerstörerisch sind, dann können wir ja auch nur das in anderen Menschen suchen und sehen? Wir können schließlich nichts in anderen erkennen, was nicht in uns selbst ist. So ist das. Das und mehr untersuchen Menschen in der Psychologie. Und was lernen wir aus diesem Forschungsgebiet? Nun wir lernen einiges, z. B. was Projektion ist. Sie besteht in dem Effekt bei dem wir z. B. unseren Hass auf andere nicht als Hass auf andere interpretieren sollen, sondern auf die mangelnde Wahrnehmung dessen in uns selbst, was wir in anderen hassen. Anstatt negatives und destruktives zu erkennen, das in uns ist, projizieren wir das auf andere. Wir sind alle nicht so unterschiedlich bzw. eigentlich fast überhaupt nicht. Das ist eine Wahrheit, die wir schon lange her gelernt haben, aber in jeder Generation neu lernen müssen.

Wir tun das jedoch nicht, so vergessen wir regelmäßig, dass alle Menschen respektiert und auch geliebt werden wollen. Warum sollten wir anderen keinen Respekt und ja, auch Liebe, nicht zu Teil werden lassen? Jesus Christus sagte, wir ernten was wir säen, d.h. wenn wir niemanden respektieren, wie wollen wir dann Respekt erfahren? Lieben wir niemanden, wie wollen wir dann Liebe erfahren?

Na ja, wahrscheinlich fühlen viele von uns Angst, dass man uns sonst ausnutzen, manipulieren, auslachen wird usw.? Ich denke so und bringe das auch meinen Kindern bei - wenn jemand euch ausnutzt, manipuliert und auslacht, dann hat das weder etwas mit euch zu tun, noch müsst ihr solche Übertritte anderer vergeben. Ein jeder Christ weiß schließlich, es gibt keine Vergebung ohne Reue. Es darf auch Vergebung ohne Reue nicht geben.

In diesem Sinne, nützt uns die christliche Terminologie auch im Erwachsenen Alter. Sünden anderer, also ihre Vergehen gegen uns und gegen sich selbst, können wir und wollen wir vergeben, aber erst wenn Reue gezeigt wird. Auf diese Weise können wir uns auch als Erwachsene schützen. Wir vergeben einfach nicht, bis echte Reue gezeigt wurde. Wie strafen nicht, denn in der moralischen Welt gibt es keine Strafen, sondern wir vergeben einfach nicht. Herzen vertragen keine Strafen.

In der Gesellschaft aber, da müssen wir bestrafen, wenn jemand der Gesellschaft schadet, da können wir nicht auf Reue warten, sondern müssen direkt strafen, über Geldstrafen und dann auch Freiheitsstrafen, d.h. wir entziehen Menschen Geld und auch Freiheit. Durch Strafen erzeugen wir in den Menschen zwar kein Gewissen und keine Moral, das tun wir nur durch Liebe, aber wir erzeugen Ordnung.

Sind jedoch Menschen, die viel sündigen, diejenigen, die in der Politik leiten, dann entsteht weder Moral noch Ordnung, denn wie sollen diese aus Menschen kommen, die in sich keine Moral und keine Ordnung haben?

  1. Ein Katholik in Bühl

Es wurde mir in Bühl der Name von einem Katholiken genannt und empfohlen ihn aufzusuchen. Ich tat das und ich fand ihn mehrere Tage später. Ich spürte dann, dass er Sünden in sich trug, viele Sünden. Das können wir Menschen spüren, wenn jemand ein Guter oder eher kein Guter Mensch ist. Und ich spürte, dass er auch gegen mich gesündigt hat seit dem ich ihn kontaktierte, denn ich war Kandidat und es gab andere Kandidaten. Ich nahm das wahr als ich ihm in die Augen sah und er tat mir Leid, weil er diese Sünden in sich trug. Ich sprach nur wenige Worte mit ihm, denn echte Christen werfen keine Perlen vor die Schweine, Jesus Christus sagte schließlich, wenn man das tut, würden Schweine diese Perlen zertreten, sich dann umdrehen und uns zerreißen. Sie würden uns eben nicht mit ihrer Liebe sondern ihrer Zerstörungswut behandeln, vielleicht macht das Schweine unter uns Menschen aus - solche die gleichzeitig lieben und hassen, unterstützen und zerstören können?

In jedem Fall ging ich. Dieser Mann hat später ein schreckliches Schicksal erlitten, ich hörte davon in Stuttgart und fragte mich kurz im Gebet ob er wohl in den letzten Momenten seines Lebens Reue gezeigt hat und ich sprach für mich im Gebet "wenn er Reue gezeigt hat, dann vergebe ich ihm". Er war schließlich, wie jeder von uns auf diesem Planeten, nur ein Mensch. Nicht mehr und nicht weniger. Und er war Katholik, d.h. sowohl Jesus Christus, als auch Sünde und Reue waren ihm bekannte Begriffe.

Dies als Beispiel wie Christen denken und wie einige christliche Termine zu verstehen sind.

  1. Kann es sein, dass wir wegen Sünden Anstand und Wohlstand verlieren?

Ich spürte Sünden bei vielen anderen Menschen in Bühl. Aber ich spürte auch Reue bei manchen und sobald ich sie spürte, konnte ich vergeben. Und wenn ich irgendwo zufällig sündigte, bereute ich dies und bat um Vergebung. Dazu werde ich weiter unten noch schreiben. So denken Christen, so denke auch ich und so dachte ich in Bühl. Wir leben ja alle auf diesem einen Planeten, wir zerstören unser eigenes Leben, das Leben unserer Mitmenschen und unseren Planeten, wenn wir unmoralisch und zerstörerisch sind bzw. wenn wir sündigen... Und doch sündigen wir und hören nicht auf damit... Wir entwickeln Gewohnheiten zur Sünde und viel schlimmer auch eine Gewohnheit zur Bosheit. Und jeder der sich etwas abgewöhnen musste weiß wie furchtbar schwierig das ist... Wie gewöhnt man sich Sünde und Bosheit ab? Geht das überhaupt?

Adolf Hitler hatte eine andere Philosophie, die höchste Stärkung beider Seiten im Menschen, der liebenden und der zerstörerischen, weil sie beide in uns existieren und aus seiner Perspektive auch nötig sind. Aber da ist ein Denkfehler in der Logik, neben vielen anderen Fehlern die bei ihm noch im Denken existierten, denn wir brauchen nicht die völlige Ausreifung dieser beiden Seiten für unseren Umgang mit unseren Mitmenschen. Es reicht wenn wir unsere Mitmenschen lieben und uns in Liebe ausreifen und ansonsten für die Zwecke der Gesellschaft und der Organisationen in der Gesellschaft Strafen, bei Regelübertritten. Das ist vollkommen genug. Die Seite der Zerstörung in uns auszureifen, die natürlich als Potential in uns allen als Monstern ist, zerstört unser Herz, wir können nicht mehr lieben. Wie sollen wir das auch können, wenn wir viel mehr Monster als Liebende geworden sind? So erzog Hitler die Deutschen zu Monstern, den schlimmsten die es je gab, und dachte, völlig überzeugt, dies ist der Weg, der einzige Weg.

An dieser Stelle, will ich festhalten, dass es leider nicht mehr so viele Christen gibt, die in Deutschland politisch aktiv sind, dabei haben genau die Deutschen Christen nach Hitler die schönste und für Deutschland und die Welt wertvollste Politik gemacht, die es je in der brutalen Deutschen Geschichte gegeben hat. Sie kamen zusammen nach dem Zweiten Weltkrieg und fokussierten sich im Endeffekt auf zwei Punkte - auf Anstand durch Werte und auf Wohlstand durch Leistung. Mieten und Löhne wurden gerecht gestaltet, Arbeitszeiten wurden gerecht gestaltet, ein Gefühl der Gerechtigkeit wurde geschaffen in der Luft und in den Menschen ein Hunger nach dieser - eine Gewohnheit zur Gerechtigkeit. Was ist von ihr geblieben heute? Mit den Konzentrationslagern und den 80 Millionen Toten im Zweiten Weltkrieg stets im Sinne, haben die deutschen Christen nicht nachgelassen, nicht nachgegeben und gewirkt und gewirkt bis zu ihrem Tod.

Ich nahm mir vor politisch darauf hinzuwirken, dass wir zu diesem Erfolgsrezept als nächste Generation zurückfinden. Parteiübergreifend. Religionsübergreifend. Es geht um Werte. Niemand soll mehr in Deutschland einen Mangel an Anstand akzeptieren und niemand einen Mangel an Leistung. Und obwohl ich die Philosophie von der Politik trenne und umgekehrt, eine starke Verbindung und Freundschaft existiert zwischen diesen Gebieten des menschlichen Denkens und Wirkens und so kam ich, auch im Namen dieser Freundschaft, aber vor allem als orthodoxer Christ im Namen von Jesus Christus und der Werte, aus Stuttgart nach Bühl.

Teil 4 - Bühl bedeutet Hügel.

  1. Warum Bühl?

Ich wählte Bühl aus nach Gefühl bzw. Bühl ergab sich. Ich betete schließlich auch sehr viel und hatte immer wieder an den alttestamentlichen Propheten Jona gedacht und seine schwierige und gefährliche Aufgabe in Ninive, bei der er die Bewohner von Ninive zur Reue aufrufen sollte. Ich kannte Bühl nicht, auch dessen Bewohner nicht, aber das ist wo meine Gedanken hingingen. Ninive kommt vom Wort Fisch, Jona verbrachte Zeit im Magen des Waals. Ich forschte, als ich zum ersten Mal von Bühl hörte, der Name Bühl kommt vom Begriff Hügel und da musste ich lachen, denn ich verbrachte viel Zeit in einem Elfenbeinturm und mein Weg führte mich wohl zu einem Hügel.

Ich fragte mich lachend, könnte diese kleine Stadt Bühl wirklich ein Werte-Leuchtturm werden für Deutschland und könnte Deutschland dann für die Welt leuchten in dieser schweren Zeit auf dem Planeten? Wahrscheinlich nicht. In jedem Fall, will ich nicht so etwas erwarten, denn das ist nicht meine Aufgabe hier gewesen, es war eher meinen Dienst Jesus Christus zu erweisen in Dankbarkeit für seine Liebe, die mich eine lange Zeit getragen hat. Und so ging ich, lachend und in Erwartung interessanter Abenteuer aus meinem Elfenbeinturm auf den Hügel namens Bühl.

  1. Was erwartete mich in Bühl?

Ich fand heraus, Bühl war eine stolze Stadt, die Bewohner produzierten Zwetschgen für den König und ich liebe Zwetschgen, viele meiner Familienmitglieder in Serbien haben Zwetschgen, so dachte ich, hmm, das ist interessant. Aber Stolz gefiel mir nie, denn es ist die falsche Emotion, man möchte in diesem kurzen Leben Dankbar und nicht Stolz sein. Da sah ich schon ein Problem der Bühler und mit der Zeit merkte ich, wie stark die Idee von Stolz verbreitet ist und wie tief in den Seelen sie wohnte - ständig sprach jemand von Stolz und war auf etwas Stolz. Uff.

Die Bühler hatten auch eine bestimmte Sorte, die sog. Bühler Frühzwetschge, die besonders resistent war und sie im Endeffekt im Zusammenhang mit dem Zwetschgen-Appetit des Königs in Deutschland und darüber hinaus bekannt machte.

Angekommen in Bühl sah ich jedoch überall nur Weinreben... Ich sah so viel Wein wie in anderen Städten Badens, so schien mir Bühl mehr eine Weinstadt zu sein, die sich aber Zwetschgenstadt nennt. Wie merkwürdig? Nostalgie vielleicht wegen der Zeit in der man dem König diente und so stolz darauf war? Oder vielleicht ein starker Konservatismus, die Zwetschge ist vielleicht schon tief in der Identität der Menschen verankert wegen dem Stolz? Oder vielleicht nur ein Kalkül und der Wunsch Bedeutung weiterhin auch außerhalb von Bühl zu haben und da man eben die Zwetschgen hat und die einmal bekannt waren, schreibt man diese groß überall hin? Es gibt ja auch einen Luftballon mit einer Zwetschge drauf, der herum fliegt und Werbung für die Zwetschgenstadt macht. Na ja, ich liebe Zwetschgen, stamme aus dem Zwetschgenland Serbien, habe also ein Herz dafür. Aber was war denn das für die Bühlerinnen und Bühler? Nun, ich wurde neugierig, insbesondere weil ich nicht nur keine Zwetschgen sah sondern auch viele brachliegende Rebflächen, die dem Aussehen der Stadt schadeten und insgesamt überhaupt kein Gefühl hatte bei der Betrachtung der Läden usw., dass diese Stadt, die sich Zwetschgenstadt nennt, auch wirklich eine Zwetschgenstadt ist. Eine Fontäne mit Zwetschgen, hinter einem Bankgebäude, die sehr traurig war, die gab es und einen hübschen kleinen Laden gegenüber dem Rathaus mit einer großen Plastik-Zwetschge davor und wenigen Produkten aus Zwetschgen darin und das war es schon.

Später fand ich die Zwetschgenbäume und auch Pflaumenbäume und war begeistert, weil eine Pflaumensorte schon kam und ich diese immer wieder genießen konnte. Ich habe bestimmt 10 Kilo gegessen während der 10 Tage, die ich in Verbindung mit der Wahl in Bühl verbrachte, lecker sind die Pflaumen. Die berühmte Bühler Frühzwetschgen werde ich dann ein anderes Mal probieren müssen in den nächsten Jahren, wenn sie reifen und ich wieder am Bühler Hügel vorbei schaue.

  1. Die christlichen Spuren in Bühl.

Es überraschte mich wie viele Kreuze ich in manchen Stadtteilen sah, dann auch Grotten, sog. Maria-Grotten, die der Hl. Maria, Mutter Gottes, gewidmet waren. Noch mehr überraschte mich das Kloster Maria Hilf in der Stadtmitte von Bühl, ich musste lächeln und empfand als Christ eine besondere Dankbarkeit hierfür. Es handelte sich um ein Frauenkloster mit ca. 50 Nonnen, in dem man auch zahlen kann zu übernachten. Ich beschloss, dort werde ich übernachten, wenn ich in Bühl zwei oder mehr Tage hintereinander bleibe. Das tat ich auch und hatte eine wunderbare Zeit im Kloster.

Eine der ersten Überraschungen jedoch war das Rathaus selbst - es war in einer alten Kirche. Der amtierende Oberbürgermeister, als ich mich mit ihm traf, sagte mir nach einem Hinweis durch die Sekretärin, dass das Gebäude eine Kirche war. Das könnte man an einer Stelle noch sehen innen drin und natürlich an der Außenfassade. Der OB sagte mit einem Lächeln, sein Büro befindet sich ungefähr dort wo die Sakristei war - so fühlt er sich auch manchmal. Das brachte mich zum Lachen und zu vielen Gedanken, weit mehr als ich je aufschreiben könnte. Später erfuhr ich durch einen Artikel des Redakteurs der BNN von der Glocke im Turm dieser "Rathaus-Kirche", einer Glocke die Erinnerungen an den Tod eines Kindes weckt und bei jeder Wahl eines neuen OB ertönt. Wie wundersam? Dabei ist Politik genau am wichtigsten für die Kinder... Die Christen haben viele Spuren hinterlassen in Bühl, das dachte ich immer wieder und war dankbar für diese Erfahrungen und Erlebnisse, leider fand ich kaum in jemanden einen tiefen lebendigen christlichen Glauben, auch selten überhaupt tiefen und gelebten Anstand und Werte als ich so aus meinem Elfenbeinturm zum Hügel in Bühl ging, aber ich entdeckte kämpfende Herzen, Herzen die glauben wollen an ihre Mitmenschen, aber auch furchtbar schwer tun damit... Ich fand sehr viel mehr von diesen Herzen, als von solchen die einfach alles aufgegeben haben und nur noch Macht und Einfluss um jeden Preis anstrebten...

So verstand ich, welche Aufgabe ich habe, denn das war schließlich die Arbeit gewesen für die ich gekommen bin. Ich wusste, 10 Tage reichen bei weitem nicht, aber ich werde tun was ich kann und ich sagte schon direkt zu Beginn, manchen Menschen, die mir begegneten, wenn alles fertig ist, werde ich hierzu schreiben, vielleicht ein Buch, vielleicht einen langen Aufsatz, wir werden sehen. Es ist ein Buch geworden, Sie lesen es jetzt.

Ich konnte nicht und wollte nicht auf eine Überzeugungstour gehen, denn schon Aristoteles verstand - wir können unsere Mitmenschen nicht überzeugen, höchstens überreden, überzeugen muss sich jeder selbst. Aber ich wusste auch, ich komme um Spuren zu hinterlassen, nicht für mich, sondern für Gott und diese Menschen in Bühl zu denen mich verschiedene Zufälle brachten. Sollte ich tatsächlich nach 10 Tagen Investition auch gewinnen, ja dann werde ich auch Oberbürgermeister. Vielleicht werde ich es irgendwann in der Zukunft, vielleicht irgendwo anders, vielleicht nie... Das ist nicht in meiner Hand, denn wie ich es in Bühl (bzw. auf dem Hügel) immer wieder sagte, die Menschen wählen und um Ihre Wahl geht es, um ihren guten Willen. Natürlich kann man die Menschen manipulieren, anlügen und betrügen, natürlich auch ihre Ängste ausnutzen und ihren Willen zum Bösen stärken, aber langfristig schadet das mehr als es hilft. Das ist keine liberal christliche Politik. Bei ihr geht es um die Menschen und ihren guten Willen.

5 - Dann fing die Kommunalpolitik an.

  1. Die liberale Versuchung.

Ich hatte sofort eine schwere Versuchung, am ersten Tag den ich in Bühl verbrachte. Es war für mich erstaunlich, dass alles mit dieser Versuchung begonnen hat, aber es ist wie es ist. Es war mir ein Anliegen mit den liberalen auf dem Hügel zu sprechen und ihre Meinung zu holen, bevor ich mich aufstelle. Ihre Meinung fiel positiv, dann negativ aus und dann sogar sehr, sehr negativ aus. Es wurde mir klipp und klar gesagt, ich sollte meine Zeit nicht verschwenden und mich nicht aufstellen. Das war ein schwerer erster Schlag, aber ich hielt durch. Ich weihte Parteikollegen in Stuttgart und anderswo ein und sagte, ich fahre mit meiner Kandidatur fort. Auch nahm ich mir Zeit für lange E-Mails an die Parteikollegen vor Ort, von manchen von denen ich nach wie vor, für die Ziele des Anstands und Wohlstands, weiterhin viel erwarte. Ich nahm aber Abstand, denn auch Abstand gehört zum Anstand dazu, und verbrachte meine übrigen 9 Tage bei der Wahl allein mit meinem Team und ohne Zusammenarbeit mit der Partei.

Ich schrieb innerhalb der Partei, auf allen Ebenen, dass ich eine Politik in der es heißt "Feind, Todfeind, Parteifreund" nicht unterstütze und nicht gut heiße - sie empört mich zutiefst. Sie etwa nicht? Nun, dann sind Sie wohl schon an Bosheit gewöhnt. Das tut mir Leid für Sie und noch mehr für Ihre Kinder, denn Kinder lernen von uns indem sie uns kopieren und imitieren. Oder soll ich Sie vielleicht beglückwünschen? Herzlichen Glückwunsch, Sie übertragen erfolgreich Gewohnheiten zur Sünde und zur Bosheit an Ihre Kinder.

  1. Unterschriften Sammeln.

So ging ich alleine los, ohne Unterstützung der Partei, um Unterschriften zu sammeln. Ich stellte mich den Menschen vor auf der Straße, ich klingelte an Türen und in zwei-drei Tagen hatte ich etwas über 60 gesammelt. 57 wurden als gültig erklärt, mindestens 50 muss man haben um als Kandidat zugelassen zu werden. Ich lernte interessante Menschen kennen, verbrachte oft Stunden in Gesprächen, denn dafür kam ich ja, um in die Seelen der Menschen auf dem Hügel zu sprechen. Wer mir gefiel, den gab ich gleich 10 Blätter und bat darum mehr Unterschriften zu sammeln. Anständig, ohne Druck, ohne Überzeugung, ohne Aggressionen. Leise. Wer Ohren hat, der wird hören. Und Menschen hörten, sie haben mir Unterstützung gegeben. Ich war ihnen dankbar und bleibe es auch heute.

Die Menschen hörten mich, aber sie hörten nicht genug, denn tief in ihren Seelen, und das spürte ich immer wieder, waren sie beschäftigt, nachdenklich, besorgt, von der Politik enttäuscht... Sprach ich sie darauf an, sagten sie mir, immer und immer wieder dasselbe - das ist schwer in Bühl, das geht nicht in Bühl, hier gibt es eine Gruppe, die alles entscheidet und das wird sich nie ändern. In Bühl wird sich nie etwas ändern. Es entstand ein Chor aus diesen Stimmen in meiner Seele, überraschte mich und ich wurde sehr nachdenklich. Auch war die Angst groß bei manchen Menschen, das spürte ich. Sie würden mir gerne helfen, aber ich soll nicht erzählen, dass sie mir helfen. Sie sorgten sich vor Konsequenzen. Andere wiederum hatten gar keine Angst, aber einfach überhaupt keine Lust auf Politik und sonst irgendetwas was mit Bühl verbunden ist. Mit einem Menschen verbrachte ich eine halbe Stunde im Gespräch, er verfolgte nur das Ziel mich davon abzubringen zu versuchen irgendetwas in Bühl zu bewegen, denn es lässt sich nichts bewegen. Und auch er ließ sich nicht bewegen und wollte mir keine Unterstützungsunterschrift geben.

Ich ging schließlich ohne Plan, ohne Strategie, einfach wohin mich der Weg führte, denn ich wollte erfahren was in den Herzen ist. Und als ich es langsam erfuhr, beschloss noch mehr und noch tiefer in die Seelen zu sprechen.

  1. Das 2-stündige Gespräch.

In einem Laden mit zwei Damen, die sichtbar verstört waren wegen Menschen aus anderen Kulturen in Deutschland, die kein Deutsch sprechen und die mir ehrlich über diese und andere ihrer Sorgen berichteten, ging ich tiefer in die Gespräche. Zwei Stunden sprachen wir, sie waren sehr gut gelaunt am Ende. Wir verstanden alle, die Sprache ist die Mindestvoraussetzung, jeder Mensch in Deutschland muss sie lernen. Es geht nicht ohne die Sprache, so einfach ist das. Wir müssen auf ihr bestehen. Wenn man als Deutscher in ein anderes Land geht um dort zu leben, wie z. B. verschiedene Deutsche nach Serbien kamen, dann ist nur dasselbe anständig - man muss die Sprache der Menschen lernen.

Wir verstanden auch, das Leben kreuzigte viele unserer Wege, ich bin heute auch Deutsch in meiner Seele, nicht nur Serbe, ich litt so auch über viele kollektive Traumata der Deutschen, hatte furchtbare Albträume über Konzentrationslager und was nicht alles... Ich kann das Deutsche aus mir nicht raus operieren oder? Auch viele andere Menschen in Deutschland heute können das nicht, auch viele Deutsche, die weltweit verstreut leben, können andere Kulturen in die sie sich integriert haben nicht aus sich raus operieren.

Wir haben gelernt miteinander und so sagte ich den beiden Damen bzw. ganz in unserer deutschen Manier gab ich ihnen den Auftrag - wann immer euch ein Politiker oder eine Politikerin den Weg kreuzt, dann fordert diese auf Euch so viel Zeit zu widmen, wie viel ich Euch heute gewidmet habe. Denn dies ist eine neue Art der Politik, die wir benötigen und sie fängt mit jedem von uns an. In der Wahrheit gibt es gar keine Politiker, nur Menschen die sich mehr oder weniger mit Politik beschäftigen. Wer mehr in die Politik geht und dann noch ein Mandat bekommt und also bezahlt wird, der ist schuldig die anderen, die weniger Zeit in der Politik sind und diesen über Steuern bezahlen, zu unterrichten - über alles, was diese Person interessiert. Jeder muss sich die Zeit nehmen, das ist der conditio sine qua non in einer Verfassungsrepublik in der sich alle Menschen unabhängig vom Bildungsstand oder Einnahmen auf Augenhöhe in der Gesellschaft begegnen und an einem Wohlstand für alle arbeiten. Anders geht es nicht.

Man wunderte sich über mich, warum nehme ich mir so viel Zeit für "unwichtige Gespräche"? So gewinnt man keine Wahl. Ich nahm mir aber viel Zeit für diverse solche Gespräche wie dieses 2-Stündige, denn die Wahrheit ist, es gibt keine unwichtigen Gespräche. Mit meiner Politik wollte ich außerdem nie eine Wahl gewinnen, sondern die Herzen. Es geht immer nur um die Herzen in echter, anständiger Politik. In der Politik, die ich die Neue Politik nenne. Wie sonst soll eine Gesellschaft aus Monstern mit Herz funktionieren? Ein Professor, den ich kannte, spielte bei seinen Betrachtungen mit Teufeln, er sprach von einem Staat voller Teufel, nah war er dran, denn Monster sind auch Teufel und Teufel Monster, aber er vergaß das Herz.

  1. Brot und Wein im Rathaus.

So lange ich lebe werde ich nie den Tag vergessen, an dem ich mit zwei langjährigen Freunden, einem der aus Bulgarien stammt und einem der aus Kroatien stammt, nach Bühl kam. Sie gehörten zu meinem engen Team und waren das erste Mal in Bühl. Ich wollte ihnen den OB vorstellen und umgekehrt und einmal noch mit ihm sprechen nach unserer ersten Begegnung.

Mein Freund aus Kroatien wollte ihm ein Geschenk mitbringen, sie lernten sich bereits, wie der Zufall oder Gott es wollte, schon vorher in Italien kennen. Er entschied sich für eine Flasche Wein aus Fellbach. Auch hatte er den Impuls zu empfehlen, dass mein bulgarischer Freund, der Pianist ist, eine bulgarische Teigspezialität backt, so etwas wie ein Brot. Ich sagte, in Ordnung. Dass die beiden Brot und Wein brachten und im Büro des OB, in der Höhe der ehemaligen Sakristei, diesem schenkten - das wurde mir jedoch erst bei diesem Akt bewusst. Ich war erstaunt, was für ein Geschehniss, natürlich wie alles andere gänzlich ungeplant. Sie saßen dabei, mein Freund, der aus Kroatien stammte zu meiner Rechten und mein Freund, der aus Bulgarien stammte, zu meiner linken. Der OB saß gegenüber von mir. Er freute sich über den Wein, aber beim Brot war er unsicher, ich spürte das, er gab es weiter an das Team in Rathaus.

Beim Verlassen seines Büros sah ich ein Bild an der Wand hängen. Ein kleiner Vogel, der einen Käfig verlässt während eine deutsche Hand die Tür des Käfigs öffnet. Ich sprach ihn darauf an, er erzählte mir es von einem Kind geschenkt bekommen zu haben, das aus dem nahen Osten flüchtete. Es war ein schönes Bild, kräftig, es passte zum erlebten Geschenk. Wein von rechts und Brot von links und Liebe aus der Mitte schenkten wir damals dem höchsten Vertreter der Bühlerinnen und Bühler.

  1. Der Priester, der Bus fährt.

Wir gingen die Stadt erkunden und nach einer Weile fanden wir uns in einem Bus wieder. Ein Fahrer aus Bulgarien fuhr den Bus, mein bulgarischer Freund sprach mit ihm für eine lange Zeit. Es war dies für ihn ein Kraftakt das Gespräch, er sagte mir liebevoll zu bleiben ist immer schwierig. Aber ich sagte ihm, mehr als das gibt es nicht in dieser Welt, halt durch. Er tat das und tut das immer noch. Der Busfahrer sagte ihm, es gibt viele serbische Busfahrer in Bühl, ich war erfreut, beschloss den nächsten, wenn wir in einen anderen Bus einsteigen anzusprechen.

Das tat ich und siehe da, der Busfahrer war aus Serbien und nicht nur das, er war ein orthodox christlicher Priester, der aus persönlichen Gründen beschloss eine Pause einzulegen in seinem Amt und in Bühl Bus zu fahren. Die Zeitungen in Serbien schrieben über ihn, er hat eine große Gemeinde gehabt und verließ sie, viele wunderten sich und wundern sich noch heute.

Ich fühlte seine Seele, er war voll mit Liebe, wir sprachen lange, wir umarmten uns und ich sagte ihm anschließend - wir kehren zurück nach Stuttgart, aber du bist mein Mann in Bühl, ich wähle dich aus. Er war verwundert, was kann er denn als Busfahrer machen, ich brauche doch andere Menschen, die sich viel mehr einsetzen wollen, er wird gerne helfen, aber das ist eine zu große Ehre, außerdem geht es nicht. Ich sagte ihm, doch, du bist es. Es geht nicht nur um diese Wahl, es geht um diese Geschichte, das ist eine Geschichte die hier geschrieben wird. Und ich erzählte ihm von der Erfahrung im Rathaus mit dem Wein und Brot. Er war sprachlos, die Symbolik erreichte ihn auch, denn die Serben waren im Krieg gewesen mit den Deutschen, mit den Kroaten, mit den Bulgaren und zwar immer wieder. Und nun geschieht so etwas, ein Serbe und Deutscher mit einem Kroaten und Bulgaren schenkt Wein, Brot und Liebe einem deutschen OB in einem Rathaus, das einmal eine Kirche war. Was bedeutet das?

Sehr viel.


Teil 6 - In Bühl spazieren, beobachten und philosophieren.

  1. Die Zwetschgenstadt ohne Abnahmestelle für Zwetschgen.

Ich war begeistert von den Zwetschgen, denn wenn Bühl eine Zwetschgenstadt ist, dann ist Serbien ein Zwetschgenland. Einmal der größte Produzent von Zwetschgen auf der Welt, heute noch unter den größten 3, essen die Serben gerne Zwetschgen und noch mehr genießen sie Rakija, das serbische Zwetschgenwasser, das auch in anderen Staaten in Balkan gebraut wird.

Aber ich konnte es nicht fassen, als ich hörte, dass Bühl, als Stadt die sich Zwetschgenstadt nennt, keine Abnahmestelle für Zwetschgen hat aus dem Großhandel sondern die Zwetschgenbauern in eine andere Stadt fahren müssen um ihre Zwetschgen zu verkaufen. Auch empörte mich, dass in lokalen Geschäften kein Zwetschgensaft, keine Salate oder ähnliches mit Zwetschgen angeboten werden - ich meine eine Stadt die sich Zwetschgenstadt nennt, sollte in allem und überall Zwetschgen verwenden.

Sehr merkwürdig, dachte ich wieder für mich, und verstand, ja, die tiefe Nachdenklichkeit der Menschen, ihre Sorgen, ihre Gewohnheiten zur Sünde, natürlich, sie sehen das alles gar nicht bzw. wollen es nicht sehen. Sie empfinden sich als bodenständig, aber was bedeutet das, jemand der ständig auf dem Boden ist, also vielleicht jemand der bescheiden ist, der Werte hat, oder der einfach deshalb ständig auf dem Boden ist bzw. auf dem Land, weil es sich um einen Landwirt oder einen Bauern handelt. Ist der Begriff bodenständige der nette Weg um jemanden einen Bauern zu nennen? Vielleicht war es das Mal, heute ist Bodenständigkeit die größte Tugend überhaupt, nur wer sie entwickelt wird überhaupt ernst genommen in Deutschland. Was ist jemand der nicht bodenständig ist? Na großkotzig, in der Luft schwebend usw.

Man will Bodenständig sein und Bodenständigkeit diktiert, wenn eine Stadt sich Zwetschgenstadt nennt, dann hat es in allen Lokalen, überall etwas mit Zwetschgen zu geben, mindestens etwas kleines.

Ich beschloss ein Cocktail in Auftrag zu geben, aber das ist eine andere Geschichte. Beim OB trank ich übrigens einen hervorragenden Zwetschgensaft, so trank ich danach gleich noch einen.

  1. Das Kloster und das Frauengefängnis.

Übernachtet habe ich im Kloster und eine wunderbare Zeit gehabt. Ich führte ein langes Gespräch mit dem Priester, welcher den Nonnen die Beichte abnimmt und lernte etwas Neues von diesen Menschen, nachdem ich ihm anvertraut habe, wie ich als Philosophen lerne. Ich erzähle anderen gebildeten Menschen meine komplexen Gedanken zu einem Thema zu dem sie Experten sind zügig, in diesem Fall zur katholischen Kirche, und dann kann man mir helfen Lücken zu füllen, wie beim Tetrisspiel und ich nehme alles auf. Ich bedanke und revanchiere mich, indem ich dann zu einem Thema, das mein Gesprächspartner verfolgt Fragen beantworte, in diesem Fall war dies die orthodoxe Kirche.

Meine Gattin, die Organistin ist, kam auch nach Bühl und unsere Kinder ebenfalls. Wir übernachten mehrere Nächte im Kloster in zwei miteinander verbundenen Zimmern, das war sehr schön. Sie spielte auch an der Orgel für die Nonnen das letzte Lied bei einem Gottesdienst und noch eins als Nachspiel, sie genossen das sehr.

Später lernte ich, dass es in Bühl neben dem Kloster auch ein Frauengefängis gibt und ging zu diesem, es ist nah am Kloster. Ich durfte nicht rein, schaffte es auch nicht einen Termin zu vereinbaren, was ich schade fand. Gefängnisinsassen dürfen auch wählen. Außerdem sagte mir eine Christin, die ich im Stadtpark in Bühl kennenlernte als wir gemeinsam bedroht wurden, aber das ist eine andere Geschichte, dass man auch die Kleinsten und Niedrigsten nicht vergessen darf. Sie redete in mein Gewissen rein, ich war und bleibe ihr sehr dankbar dafür.

  1. Ein Ökosystem ohne Biotop, Rebflächen ohne Reben und Politik ohne Werte.

Bei einem ehemaligen Arzt verbrachte ich knapp zwei Stunden und sprach über unser Ökosystem. Es war dies ein interessantes Gespräch, denn meine eigene philosophische Beschäftigung mit dem Ökosystem endete bei Humboldt und seinen Erkenntnissen und ich nutze jede Gelegenheit zu sagen, dass Humboldts Entdeckung des Ökosystems viel wichtiger ist als die Entdeckung der Evolution durch Darwin und Wallace.

Ich war enorm begeistert, als dieser Arzt mir erklärte, dass ein Ökosystem sich im Prinzip in zwei Teile aufteilt, in den Lebensraum (Biotop) und in die darin lebende Gemeinschaft von Organismen (Biozönose). Er hatte Sorgen und hält Vorträge dazu dass wir Menschen unseren Biotop zerstören und ohne Biotop können die Organismen nicht überleben. Es machte mich dies nachdenklich, es war dies ein intensives Gespräch, wie Gespräche mit deutschen Menschen ja immer sind, aber es spielte sich hier auch viel im Hintergrund ab.

So dankte ich ihm und sagte, ich lese mich in all dies rein, kommuniziere meine Erkenntnisse an mein Team und melde mich. Das tat ich und dachte dann, das ist doch eine Win-Win Situation, denn die brach liegenden Rebflächen könnte man doch in Heublumenwiesen verwandeln, die ideal unser Biotop verstärken und erneuern. Man müsste sicherstellen, dass diese nicht schädlich sind für die benachbarten Reben und Heublumenwiesen anzulegen wäre natürlich viel einfacher als Reben zu pflegen. So lange der Weinanbau nicht profitabler gemacht wird. Das müsste schließlich auch geschehen.

Und wieder war ich bei den Werten in der Politik. Einst wollten die Deutschen mehr Lebensraum (das bedeutet ja Biotop übersetzt, wie ich oben geschrieben habe) und Hitler erzählte wie viel Lebensraum in km2 welches Volk hat und wir wissen alle, wie diese blutigen Abenteuer geendet sind. Der Lebensraum im Osten kostete 35 Millionen Slawen, die als niedere Lebewesen betrachtet wurden, das Leben. Das geschah nicht vor 1000 Jahren, sondern praktisch gestern, also vor 80 Jahren, es gibt immer noch Menschen die am Leben sind und das erlebt haben.

Der Mensch hat nicht im Boden sondern in seiner Seele seinen Lebensraum, jeder von uns lebt in erster Linie in der Seele, in der eigenen Innenwelt. Was geschieht, wenn diese ohne Werte ist? Es geschieht das, was einer Rebfläche ohne Reben geschieht, was einem Ökosystem ohne Biotop geschieht.

Die Deutschen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg auf einen noch viel kleineren "Lebensraum" in Europa reduziert, verloren auch ihre 4 Kolonien und hatten Glück, es gab politische Stimmen, die alle Deutschen einfach töten und versklaven wollten, schließlich wollten die Deutschen das auch der Welt antun. Die Deutschen hatten Glück oder Gottes Segen erfahren und die deutschen Christen machten das Beste daraus. Sie schufen in dem Lebensraum den es gab mit Werten eine Beispielgesellschaft.

Was geschah?

  1. Die albanisch-serbischen Beziehungen beim Imbissstand und der Leerstand in der Innenstadt.

Viel von meinen 10 Tagen verbrachte ich bei einem jungen Unternehmer auf seinem Imbissstand. Er stammte aus Albanien, hatte und hat eine große Ambition, ist aber noch jung und unerfahren, braucht richtige Vorbilder und eine gute Umgebung. Ich stellte mir vor, wie für ihn und für viele andere junge Unternehmer ein richtiges Ökosystem in Bühl entstehen könnte, wie wir es bauen könnten, damit sie sich gemeinsam entwickeln. Auch wie dieses den Leerstand in der Innenstadt beheben könnte, als OB könnte und würde ich täglich die jungen Unternehmer besuchen, mit ihnen arbeiten, sie beraten (den Anfang für diese Idee gab mir übrigens ein Liberaler und ich nahm sie zu Herzen, er kämpfte aber danach mit aller Kraft daran, dass ein anderer Kandidat die Wahl gewinnt), dann junge Unternehmer aus anderen Städten nach Bühl holen und umgekehrt, dass sie sich kennenlernen und wo es möglich ist kooperieren, Wirtschaft geschieht schließlich nie in Isolation und ihr Ziel ist nie die eigene Bereicherung, sondern die Bereicherung aller, Wohlstand für alle.

Als vor vielen Jahrzehnten Arbeiter im Ländle wütend wurden, dass Robert Bosch hohe Gehälter zahlt und ihre Arbeitgeber nicht, sagten schwäbische Arbeitgeber "Robert hat viel Geld und kann hohe Gehälter zahlen, wir haben nicht so viel Geld und können das nicht". Robert Bosch hörte davon und antwortete so: "Robert hat viel Geld, weil er hohe Gehälter zahlt".

In einer guten Wirtschaft profitieren alle, denn es gibt Werte. Aber wo es keine Werte gibt, dort gibt es auch keinen Profit, dort gibt nur noch Dunkelheit, Isolation, Hass, Wut und dies verwandelt sich in Gewohnheiten, in Bedürfnisse, in Blutrünstigkeit und anstatt sich zu lieben, gehen Menschen auf einander los um das Blut und das Fleisch voneinander zu essen. Jesus Christus bot sich an in solche dunklen Stunden, bei Abenden, wenn das Licht der Werte fehlt, und gab sein Blut und sein Fleisch, damit man sich gegenseitig nicht zerstört und verspeist.

Natürlich kann ein Mensch, der voll mit schlechten Gewohnheiten ist, daran glauben, dass Arbeitgeber ihre Arbeiter bei Definition ausbeuten, weil sie an ihnen und an ihrer Arbeit Geld verdienen. Und leider denken heute auch viele Arbeitgeber so über die Wirtschaft, sie glauben die Wirtschaft ist eine reine Ausbeutung. Nichts kann weiter von der Wahrheit entfernt sein, sofern die Arbeitsbedingungen gut sind und die Gehälter fair. Jeder Mensch will arbeiten, das gehört zum Leben dazu, und sobald jemand es gar nicht will, stimmt etwas mit dem Menschen nicht.

Ich arbeite sogar so viel, dass ich auch diese Zeilen schreibe für die Bühler und Bühlerinnen von heute und morgen und viele andere Menschen, die diese Zeilen vielleicht erreichen werden. Vielleicht erreichen Sie auch solche Menschen, die sehr viel bessere Oberbürgermeister werden als ich es je sein könnte und diese lernen etwas hieraus. Vielleicht ruft ein Mensch aus Bühl oder von woanders nach mir, nach dem Lesen dieser Zeilen und etwas 8konstruktives entsteht. Arbeit produziert immer mehr Arbeit und die Welt wird besser dadurch. So lange die Arbeit sinnvoll ist, das ist die notwendige Voraussetzung.

Warum lieben es aber manche Menschen sinnlose und störende Arbeit zu verrichten? Nun, die Antwort ist einfach, weil sie nicht mit dem Herz arbeiten. Eine Arbeit ohne Herz, wer macht sie? Na ein Monster, es versteht dies wer hier alles gelesen hat, denn in meiner Philosophie sind wir Menschen Monster mit Herz.

Der junge albanischstämmige Bühler wird noch Werte entwickeln, hoffe ich. Er macht gute Sandwiches mit Cevapcici und fragte mich, ob ich ihm helfen könnte reich zu werden. Ich sagte ihm, ich half ihm bereits, er muss mehr an seine Mitmenschen denken, als an sich selbst, nicht sündigen, und das wird schon. Ein guter Unternehmer will seine Mitarbeiter wertschätzen, gute Gehälter zahlen, diesen Wohlstandsaufbau durch Arbeit ermöglichen und sie nicht einfach als Ressourcen betrachten für eigenen Anlagenaufbau. Ich bleibe mit ihm in Kontakt und lade ihn bei uns in Opus mitzuwirken, nach dem ich diese Zeilen fertig schreibe.

Wir sprachen auch über Albanien und Serbien, schwere Beziehungen zwischen diesen Staaten und Kosovo. Ich hatte eine junge Sekretärin, die aus Kosovo stammte, sie hat 2 Jahre lang für mich gearbeitet und war sehr gut und loyal. Ich nahm mir vor ein Buch mit ihr zu schreiben, nachdem auch sie Kosovo besser kennengelernt hat, damit wir die albanische und serbische Perspektive jeweils besser kennen lernen können. So vieles gibt es zu lernen und so schwer ist es zu lieben, aber so leicht zu hassen... Wer hätte gedacht, dass ich in Bühl auch über albanisch-serbische Beziehungen sprechen würde. Die Albaner sind ein gespaltenes Volk, mit zwei Dialekten und zwei Religionen, einer geschlossenen Kultur und vielen Problemen, welches Volk auf dieser Welt ist ohne Probleme? Die Serben haben 6 Kriege geführt im 20. Jahrhundert, alles Verteidigungskriege, die sie viele Millionen Leben gekostet haben. Heute würde Serbien wahrscheinlich knapp 40 Millionen Einwohner haben, wenn es diese Kriege nicht gegeben hätte, hat jetzt aber nur noch 6,5 Millionen im Land und noch so viele im Ausland, also ca. 13 Millionen insgesamt.

Die Deutschen nahmen an 3 von den 6 Kriegen gegen die Serben teil, am 1. und am 2. Weltkrieg und an der NATO Bombardierung Serbiens teil. Die Albaner kämpften stets auf der Seite der Deutschen und während der NATO Bombardierung unterstützen die Deutschen die Albaner auf dem Kosovo. Die Serben sind nun Mal der Feind für viele Deutsche im Staat, aber die Albaner sehen die Deutschen zugleich nicht als Freunde, eher als Menschen die sich ihnen unterordnen und gehorchen, so unterstützt man sie. Die Serben unterordnen sich niemandem, auch einander nicht und sie sind bereit zu kämpfen. Jederzeit. Aber die Serben sind auch bereit zu lieben und zu vergeben. So verschlossen wie die Albaner sind, die Serben scheinen mir noch mehr verschlossen zu sein. So arbeite ich auch an dieser Öffnung und der Kommunikation, und war froh auch in Bühl daran arbeiten zu können. Ich bin eben Serbe und auch Deutscher, vor allem aber Mensch.

  1. Die Dichterin.

Ich entdeckte eine Dichterin in Bühl, eine Hobby-Dichterin. Sie schickte mir ein Paar Ihrer Gedichte. Sie schreibt aus dem Herzen, ich sagte ihr das. Das war wunderbar. So wertvoll und so nahrhaft ist es, wenn Menschen aus dem Herzen sprechen, jeder von uns braucht das bzw. bekommen wir nicht Worte und Gefühle aus dem Herzen anderer, gehen wir im wahrsten Sinne des Wortes verrückt.

Schreib weiter du tapfere Frau, schreib und zeige deine Gedichte anderen, es finden sich in Bühl sicher noch mehr Hobby Dichter und ich verspreche dir, niemand mag mehr Gedichte lesen als Dichter. Wir können diese Welt nie wirklich ändern, wir können nie alle Herzen erreichen, ja nicht einmal Jesus Christus schaffte das, aber wir können genug erreichen und deine Gedichte werden Herzen erreichen, so wie sie mein Herz erreichten. So schreib weiter und sprich darüber.

Vielleicht schaue ich auch bei einer solchen Ausstellung lokaler Gedichte vorbei, das würde mich freuen.


Teil 7 - Die Kandidaten.

  1. Der Lehrer, der das Schwert zog.

An der Wahl nahm auch ein Lehrer teil, das freute mich besonders zu erfahren und ich suchte den Kontakt zu ihm. Wir trafen uns in seiner Lieblings-Eisdiele, sprachen und ich gab ihm einen Artikel zu lesen danach, den ich geschrieben darüber was es bedeutet Christ zu sein im 21. Jahrhundert (es sprechen in diesem ein Philosoph, ein Wissenschaftler, ein Theist und ein Atheist). Ich hatte viel Hoffnung in den Lehrer gelegt. Ich schlug ihm auch vor aus dem Rennen auszusteigen und ihn zu unterstützen, wenn er mehr Unterstützung generiert bzw. auch umgekehrt, dass er aussteigt und mich unterstützt, wenn das Umgekehrte geschieht. Es geht um Zusammenarbeit in meinem Verständnis der Politik und wir beide waren spät dran mit der Kandidatur, ich noch später dran als er.

Leider zog er das Schwert, sobald wir bei der Kandidatenvorstellung waren und beschloss mich als nicht ernst genug darzustellen, weil ich auch Humor zeigte und für einige Lacher sorgte. Das enttäuschte mich, denn das hätte nicht sein müssen, aber er kündigte es auch an kämpfen zu werden. Er sagte, wir sind jetzt erstmal im Wahlkampf. Es heißt ja blöderweise auch Wahlkampf, man erwartet von Menschen, die sich zur Wahl stellen, zu kämpfen. Daran merkt man schon wie viel es zu verändern gibt noch...

In diesem Sinne öffnete er natürlich die Tür, dass ich mich revanchiere und auch angreife. Aber ich tat das nicht, ich habe weder ihn noch einen der anderen Kandidaten angegriffen. Das widerspricht einfach meinen Verständnis der Politik, die wir jetzt und in der Zukunft benötigen.

Ich blieb in dieser Einstellung standfest und dies obwohl es mir ein anderer Kandidat (nicht der Lehrer) sehr schwer gemacht hat, ihn nicht anzugreifen. Ich schaffte es aber jeder Versuchung zu widerstehen, auch mein Team vor Versuchungen zu wahren, denn diese wollten auf die Beschädigung meiner Plakate und andere schädliche Akte gleicher maßen reagieren. Auge um Auge... Ich habe das verboten. Anstatt war ich einfach transparent, informierte über schädliche Akte, fotografierte die falsch angehängten Plakate und informierte diesen anderen Kandidaten, damit er das mit seinem Team regelt. Ich glaubte an seinen Anstand und blieb dabei.

Was es den Lehrer angeht, ihm gab ich den Hinweis weiter, dass auch mehrere seiner Plakate runtergenommen wurden. Diesen Hinweis bekam ich von meinem Mann in Bühl, dem Busfahrer der Priester ist. Dies tat ich, nachdem der Lehrer das Schwert zog. Er zog das Schwert, ich half ihm. Er war dankbar, aber er zog trotzdem das Schwert erneut. Dies tat er bei der zweiten Kandidatenvorstellung, als er allen eine gute "Unterhaltung" mit meiner Rede wünschte. Er blieb dabei mich als nicht seriös darstellen zu wollen.

So ist das mit unseren Gehirnen - Gedanken werden zu Worten, Worte zu Taten, Taten zu Gewohnheiten und Gewohnheiten bilden schließlich unseren Charakter, der sich sehr schwer ändern lässt. Aber er lässt sich ändern, es ist nicht unmöglich, Reue ist nötig, Reue. Und auch ist Jesus Christus da, er spielt mit in dem Teil dieser Realität den unsere Seelen bewohnen, und hilft denen die nach Hilfe suchen.

Ich war nicht sauer auf den Lehrer, ich nahm ihm auch nichts übel. Ich erzählte ihm anstatt von besorgniserregenden Dingen, die ich hörte aus den Bühler Schulen, und akzentuierte, niemand verdient unsere Zeit, unser Wissen und unsere Moral mehr als neue Generationen. Die jungen Menschen haben wenige Gewohnheiten und auch sind ihre Gewohnheiten meist noch nicht so fest, d. h. sie lassen sich leichter ändern.

Ich half dem Lehrer wo ich konnte, bis ich fühlte, dass es genug war. Dann wünschte ich ihm weiter Politik zu machen, denn Politik hat eine wichtige psychologische Funktion und ich wünsche mir mehr Lehrer in der Politik. An diesen spezifischen Lehrer glaube ich sehr, er muss nur noch lernen zu gewinnen, ohne das Schwert zu ziehen. Herzen vertragen keine Schwerter.

Als ich beim Feierabend ein Bier zu viel trank, sprach ich mit ihm und seiner Familie und war etwas aufgebracht, wegen der Bedrohung die meinem Freund aus Bulgarien, zwei deutschen Christen und mir im Stadtpark geschah und über die ich weiter unten berichte. Das tat mir Leid danach, ich hatte schlechtes Gewissen wegen ein Paar Worten die ich sprach, die nicht schlecht waren, ich schimpfte nicht, aber die ich mir hätte sparen können. Und ich entschuldigte mich bei dem Lehrer und seiner Familie dafür.

So kämpft man ohne Schwert. Und auf viele andere Arten und Weisen noch.

  1. Der junge Held aus Vimbuch, den nicht genug erkannten.

Eine große Entdeckung machte ich, als ich den Kandidaten kennen lernte der ein riesiges Herz hat. Es fehlen diesem noch Weltkenntnis, Bildung und Reisen, er ist dennoch einer der stärkeren Menschen, denen ich die Möglichkeit hatte in Bühl zu begegnen. Er begeisterte mich instant, denn seine Liebe zu Bühl ist sehr groß und als er bei der Kandidatenvorstellung im Kreuzfeuer etwas schlecht abgeschnitten hat, ermutigte ich ihn weiter zu machen, nicht aufzugeben und sagte ihm das auch danach. Ich sagte ihm auch, eines Tages wirst du Oberbürgermeister sein in Bühl, bleib dran und merke dir meine Worte und diese halte ich auch hier fest.

Er sah mich einmal Flyer verteilen, es war sehr heiß und sonnig an dem Tag. Er fuhr nach Hause, holte eine Flasche Wasser und fuhr wieder zurück und brachte sie mir. Als ich ihn fragte, warum er das tat, sagte er: "Ja, Werte, Du sagtest es doch." Sein Herz ist groß, er sieht und hört und fühlt alles. Und ich weihte ihn in die Politik ein, in die Möglichkeit für Kandidaten auszusteigen und zusammenzuarbeiten, damit man sich nicht gegenseitig kannibalisiert. Er verstand das. Da wir dazu rechtzeitig keine Einigkeit erzielen konnten, gab er sich trotzdem Mühe und zog die Kandidatur durch. Er wurde Dritter. Welch ein Kämpfer, welch ein Herz, ich hoffe er bleibt auf dem richtigen Pfad, den Werten des Anstands und des Wohlstands treu, in ihn setze ich für Bühl meine größte Hoffnung.

Ich beschloss ihn nachdem ich diese Zeilen fertig schreibe in unseren Verein Opus einzuladen und zu unterstützen, sein großes Herz ist sehr wichtig.

  1. Der Hausmeister mit Herz, den niemand ernst nahm.

Einen Menschen nahm ich sofort ins Herz auf, auch viele Bühlerinnen und Bühler taten das, dies ist ein Mensch der als Hausmeister Politik macht und dies schon lange. Er nimmt an allen Wahlen teil, an denen er teilnehmen kann. Es begeisterte mich dies zutiefst, denn das ist gelebte Demokratie, jeder kann wählen und jeder sich aufstellen lassen. Und ich verstand glaube ich seine Gedanken. Er denkt wohl, wenn er es schafft in einem Haus für Frieden zu sorgen unter Hausbewohnern als Hausmeister, was nicht einfach ist, dann wird er es auch in der Politik können unter Stadtbewohnern. Im Falle dieser Wahl ging es darum als Hausmeister Oberbürgermeister zu werden. Als er bei der ersten Kandidatenvorstellung nicht teilnahm, sagte ich den anderen Kandidaten, dass ich das Schade finde und ihn gerne kennenlernen möchte.

Wie wichtig es ist, ernst genommen zu werden, weiß ich jedoch und wies deshalb die Journalisten bei der ersten Kandidatenvorstellung darauf hin, dass ich nicht am selben Tisch mit ihm sein möchte, denn ich habe ja einen komplizierten Namen, den viele leider erstmal nur als "ausländisch" interpretieren und werde neben dem Hausmeister, den sowieso keiner Ernst nimmt, einfach von vornherein mit vielen Vorurteilen kämpfen müssen. Die Journalisten änderten die Aufstellung, dafür war ich dankbar und dennoch konnte ich es kaum erwarten den Hausmeister kennenzulernen.

Und bald schon sah ich ihn in der Stadt, er trug ein T-Shirt mit einem Wolf drauf und half einer weinenden Frau, die ihn umarmte. Es hinterließ dies sofort einen Eindruck auf mich und ich sah, wie kämpferisch dieser Mann ist und wie gut es wäre für ihn und für andere, wenn er sich mehr bilden würde. Denn politische Ämter in heutiger Zeit benötigen etwas Bildung, nicht notwendigerweise sehr viel, aber etwas. Und ich beschloss auch ihn in unseren Verein Opus einzuladen und ihm diese Bildung zu ermöglichen. Das Herz hat er schließlich schon.

  1. Der Bürgermeister und der Bühler Wochenmarkt.

Der Hauptkandidat bei dieser Wahl, der mir über 70% der Stimmen schließlich die Wahl auch gewann, war Bürgermeister einer kleinen Stadt mit 2000 Einwohnern, also kleiner als manche Ortsteile in Bühl, einer Stadt die 30.000 Seelen zählt. Ich sagte ihm das nicht, auch sagte ich das niemand anderem, obwohl in meinem Team eine Person darauf harrte, aber mit so etwas würde ich das Schwert ziehen. Ich schreibe es jetzt, denn zu transparenten Reflektionen gehört immer alles Wesentliche dazu.

Ich traf mich mit ihm bevor ich die Entscheidung traf mich aufzustellen als Kandidat, der Grund war sein Segen, denn er war der erste Kandidat, er investierte sich viel zeitlich und finanziell und könnte er mir glaubhaft machen dass er mit vollem Herzen die Stadt führen und die Bürger versuchen will zu lieben, so hätte ich Abstand genommen und hätte einfach ihn unterstützt. Er versuchte mir die Kandidatur auszureden, es versuchte meine Qualifikationen in Frage zu stellen, er schlug und stach wo er konnte und ich fand das symphatisch. Ein Kämpfer. Schließlich erreichten wir bei unserem Spaziergang das Rathaus und er sagte mir, nach einer kleinen Erleuchtung, es geht doch um Vielfalt und nahm es sich fest vor einen echten Gegen-Kandidaten zuzulassen. Sein Kämpfer-Herz wuchs, das hat mir gefallen. Er sprach die Menschen, die vorbei liefen, plötzlich an und sagte diesen, dass ich auch kandidieren will. Sie schauten mich an und fragten "Ist das der FDP Mann aus Stuttgart über den alle sprechen, aber über den niemand sprechen sollte?". Das brachte mich zum Lachen, denn ich war zum ersten Mal in Bühl, aber Worte reisen bekanntlich schnell.

Nun, ich dankte dem Bürgermeister der kleinen Stadt für seinen Segen und wünschte ihm viel Erfolg. Zu den Passanten sagte ich, dass ich mich noch nicht entschieden habe ob ich kandidieren werde. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch nicht das letzte Gespräch geführt, mit meinem Vater.

Mein Vater hörte sich aufmerksam alles an, was ich ihm erzählte und sagte schließlich, gut, tue es, wenn du willst, meine Unterstützung hast du. Und so ging ich in den Wahlkampf den ich ganz anders, also ohne Kampf, führen wollte.

Mit dem Bürgermeister knüpfte ich eine angenehme Beziehung und behielt ihn im Auge, weil mir mein Team ständig berichtete, dass sein Team nicht fair den Wahlkampf bestreitet. Mein Team fragte mich schließlich einmal auch seine Plakate runter zu reißen und ich sagte, nein, unter keinen Umständen. Ich kontaktierte ihn einfach jedes Mal, wenn ich etwas nicht gut fand, und er antwortete schnell und versprach sich darum zu kümmern. Ob er es tat, das weiß ich nicht - das geht auf seine Seele und ist mit seinem Anstand verbunden.

Mir gefiel nicht als er mich bei der ersten Kandidatenvorstellung angriff und bei einer Frage, die zuerst ihm gestellt worden war und die ich anstandshalber als ich aufgerufen wurde auch an ihn gab, sagte "er würde mir die Frage abnehmen", im Sinne dass ich sie nicht hätte beantworten können. Das gefiel mir gar nicht und ich habe es gleich beanstandet. Auch gefiel mir nicht, dass er nach meinem Aufruf zur Wahlstille noch einmal alle Ortschaften besuchte, denn ich bin fest davon überzeugt, dass Menschen nachdenken und in Ruhe ihre Wahlentscheidungen treffen sollten.

Ich nehme ihm aber keineswegs etwas hiervon Übel. Im Gegenteil, ich habe ihm gratuliert und alles Gute gewünscht. Was vielleicht noch geschah und ob er und andere in seinem Team mir gegenüber sündigten, das weiß ich nicht, aber das wird schon jeder für sich in seiner Seele wissen.

Mir jedenfalls gefiel wie unfassbar viel sich dieser Mensch eingebracht hat, mit wie vielen Menschen er ins Gespräch kam und wie viel Mühe er sich gab. Er hat auch eine Agentur beauftragt die Wahl zu begleiten, er hatte auch ein starkes Team mit der lokalen CDU und FDP. Ich konnte ihm daher einfach etwas auf die Finger schauen und reagieren, wenn ich etwas mitbekam was ich nicht gut fand. Er hat mich mit seinem Kampfgeist jedenfalls beeindruckt und obwohl es mir schien, dass er sich mit dem Posten des Oberbürgermeisters etwas übernimmt, wünsche ich ihm gutes Gelingen und Wachstum und bleibe verbunden für die angenehme Bekanntschaft.

Eine Sache hat mich noch empört, die Vorstellung auf dem Bühler Markt. Dort hatte er ein Zelt direkt vor dem Rathaus 1 und zwar durchgehend. Als ich sagte, dass ich mich gerne vorstellen will, schrieb man mir aus dem Rathaus, der Platz ist von ihm besetzt, ich könnte mich höchstens vor dem Rathaus 2 oder woanders in der Nähe vorstellen. Die Stadtverwaltung sagte, er hätte alles richtig gemacht mit der Anmeldung usw. und man könnte ihm den Platz jetzt nicht verwehren. Es ging nicht darum ihm etwas zu verwehren, sondern einem anderen Kandidaten zu gewähren. Diese Plätze gehören den Kandidaten nicht und sollen rotierend benutzt werden können, das hat ansonsten alles nicht mit fairen Bedingungen für alle und Demokratie zu tun. Hierfür nahm ich mir extra Zeit und blieb vehement in meiner Einstellung.

Da ich nur an einem Samstag in Bühl war und es zeitlich nicht ausreichte dies zu klären, stellte ich mich auch auf dem Markt nicht vor. Aber ich besuchte und genoss den Wochenmarkt, insbesondere die traditionellen kleinen Verkäufer, die gute Marmelade, Gemüse und wunderbare Blumensträuße verkauften. Den Besuch des netten Bühler Wochenmarkts empfehle ich gerne weiter.

Teil 8 - Die Kopfschmerzen.

  1. Die Vorstellung der Kandidaten ohne Abschlusswort, aber mit Probe-Wahl.

Ich genoss die erste Vorstellungsrunde, organisiert durch die städtischen Nachrichten, aber war gegen Ende nachdenklich geworden, denn ich konnte akustisch nicht so gut die Fragen hören und die viele aggressive Energie, die von überall kam und der ich mich an dem Abend zum ersten Mal stellte, überrollte mich etwas. Eine Frage zur Musik verstand ich vollkommen falsch, das war schade, bin ich schließlich mit einer klassischen Musikerin verheiratet und habe mit ihr eine Organisation aufgebaut mit über 50 fantastischen klassischen Musiker drin, unter anderem auch meinem Freund aus Bulgarien, der ein phänomenaler Pädagoge ist. Für die Musik in der Stadt kann diese Gruppe Wunder vollbringen.

Als ich nachdenklich wurde, setzte ich mich in einem Moment etwas hin. Dafür zog ich den Hochstuhl näher heran, den ich anfangs wackelig fand und zur Seite schob.

Ich war fast dabei die Herzen noch zu öffnen und vielleicht einige auch zu gewinnen, als ich mich hinsetzte und zurückzog und es verpasste, dass die Journalisten zügig und noch vor dem Ablauf der Zeit die Veranstaltung beendeten, ohne uns als Kandidaten ein Abschlusswort zu geben. Dabei wäre dies so wichtig gewesen, damit jeder seine Vorstellungen abrundet.

Es war dies aber deshalb noch wichtiger, weil die Journalisten darauf bestanden haben, dass das Publikum abstimmt und ohne Abschlussworte stimmten natürlich viele auf Basis dessen, was sie schon wussten und ein Kandidat war aus Zeitgründen in starkem Vorteil bzw. stellte sich bis zu dem Zeitpunkt bereits sehr viel Menschen vor. Das ist natürlich auch löblich und zu respektieren, dennoch hätte es sich gehört, dass jeder auch ein Abschlusswort sprechen kann und wäre ich nicht nachdenklich geworden, hätte ich darauf bestanden.

Viel wichtiger ist noch das diese Abstimmung, das sagte ich dem Redakteur, nicht hätte stattfinden dürfen. Das schädigt demokratischen Prozessen, denn eine Wahl ist etwas persönliches und sie ist geheim. Wir sind niemandem schuldig zu sagen, wie wir gewählt haben, auch nach der Wahl nicht, denn nur so sind Wahlen auch wirklich frei.

In Bühl wählten ja weniger als 50% der Wahlberechtigten, das ist oft der Fall bei vielen Kommunalwahlen, und spricht schon Bände. Ängste einerseits und Ignoranz andererseits, viele interessiert schließlich gar nicht wer Bürgermeister oder Oberbürgermeister oder Stadträte sind. Das ist nicht Demokratiefördernd.

So lobte ich die Redakteure für die insgesamt gute Veranstaltung und sagte, man sollte diese jährlich stattfinden lassen und bei ihnen über Brennpunkte in der Stadt sprechen. Das ist Demokratiefördernd.

  1. Das Ave Tal, das nie existierte.

Eine besondere Enttäuschung erlebte ich, als ich nach der Wahl herausfand, dass das Affental schon immer Affental hieß und nie Ave Tal, wie mir der OB und diverse andere Bühler erzählten, es steht dies auch im Internet. Eine Legende kursiert nach der Pilger, die in das Kloster Lichtental in Baden Baden wollten Ave Maria sangen als sie durch das Tal liefen und dieses so den Namen Ave Tal bekam, woraus im Volksmund das Affental wurde.

Diese Geschichte stimmt nicht, denn älteste urkundliche Erwähnungen erzählen bereits von einem Affo, und ich forschte und fand, dass dies ein altgermanischer Name war, nach dem das Tal wohl benannt wurde. Ich verliebte mich natürlich in die Legende als Christ und verstand später, dass die Legende gerade deshalb erfunden wurde, um Christen auszutricksen.

Nun, echte Christen, das ist meine Erfahrung, gelangen früher oder später zur Wahrheit und wenn sie das tun, dann ist das nicht gut, denn sie erzählen diese Wahrheit weiter. So wie ich das bereits tat und nun auch auf diesem Wege tue.

Es könnte natürlich sein, dass es doch Pilger gab und dass diese auch Ave Maria sangen, aber mit dem Namen ist das nicht verbunden.

Dennoch, ich hatte eine wunderbare Zeit im Affental, auch bei den Affentaler Winzern und ging Dank der Empfehlung des Geschäftsführung und seiner Mitarbeiterin noch zum Kloster Lichtental in Baden-Baden, aus welchem die Weinreben nach Bühl kamen. Um diese Geschichte zu ehren, machten die Affentaler Winzer einen speziellen Wein, die Lucida Vallis (Latein für Lichtental) und ich bekam für unseren Verein Opus eine Flasche geschenkt, die ich nach diesen Zeilen bei der nächsten Vorstandssitzung öffnen und mit meinen Vorstandskollegen genießen werde.

  1. Der Anglerverein, die Feuerwehr und der Busverkehr an Feiertagen.

Eine Geschichte verdient noch Erwähnung, denn ich war an einem meiner Tage in Bühl beim Anglerverein bei einer Feier und durfte mich da auch kurz vorstellen. Ich nahm an dem Tag meine Kinder mit und wir hatten eine sehr nette Zeit, leider kamen wir etwas spät an, weil es ein Feiertag war und der Busverkehr nur auf Abruf über ein Ruftaxi möglich war. Ich konnte auch fast kein normales Taxi finden, denn es gibt wenige in Bühl und an dem Tag waren alle besetzt, aber hatte dann Glück, fand ein Taxi und kam spät an beim Anglerfest, aber kam an.

Ich rief dann den Ruftaxi an wegen der Fahrt in eine andere Ortschaft in Bühl, denn an dem Tag war ich auch eingeladen zum Feuerwehrfest, meine Kinder freuten sich besonders auf dieses und ich bereitete auch eine Rede vor. Vorsichtshalber rief ich an vorher bei dem Ruftaxi und die Dame, die ich erreichte, versicherte mir, der Ruftaxi kommt und ich brauche mir keine Sorgen zu machen. 10 Minuten später rief sie an und fragte wo ich sei, ich sagte auf der Haltestelle im Ortskern, sie sagte, dort hält der Ruftaxi nicht. Ich kannte mich nicht aus, die andere Haltestelle war 500m entfernt, ich hätte sie also mit den Kindern leicht erreichen können bzw. der Fahrer hätte mich kurz abholen können, aber eine Kommunikation war mit der Frau nicht möglich. Das verärgerte mich sehr, denn wie würde ich nun kommen zum Feuerwehrfest, als Philosoph, der kein Auto fährt. Ich rief schnell die Taxis an, kein Erfolg, der Taxifahrer der mich vorher fuhr war in einer anderen Stadt weiter weg. Ich sprach schließlich mit einem Gaststätten Betreiber und dieser rief auch an, auch ohne Erfolg. Schließlich verstand ich, es wird nichts mit dem Feuerwehrfest, aber ich habe auch Schwierigkeiten in die Innenstadt zu kommen um wieder nach Stuttgart zu fahren. Die Menschen feierten wunderbar beim tollen Anglerfest, das ich herzlich empfehle, und ich wollte da nicht stören.

So sagte ich dem Gaststättenbetreiber, die Kinder und ich werden laufen, es wird dies wohl eine Stunde dauern, die Hitze war groß, aber wir werden durch den Wald gehen für einen Stück des Weges und uns dort etwas erholen. Und wir gingen los. Als wir ca. 100 Meter entfernt waren, schrie er nach uns. Er organisierte einen Gast, der mich mit seinem Privatwagen fuhr und dem ich was spenden konnte. Ich gab ihm 20€. Ein netter Mann war das, ein Handwerker aus Nordmazedonien.

Dem Gaststättenbetreiber schulde ich meinen Dank. Ins Gespräch mit ihm kam ich, weil wir bei ihm Proviant gekauft haben, er betreibt einen kleinen Laden.

  1. Die Straße für schnelle Fußgänger und langsame Autos in der Innenstadt.

In der Innenstadt gibt es eine Straße, die weder ganz eine Fußgängerzone ist noch ganz eine Fahrstraße, sondern beides in einem. Und keiner ist glücklich mit ihr. Die Fahrer müssen 20 kmh fahren, die Fußgänger müssen in Sorge vor Autofahrern sein. Ein Kompromiss der keiner ist.

Ich setze mich, im Rahmen eines Masterplans, dafür ein, dass daraus eine reine Fußgängerzone wird und die Kernstadt abrundet. Mehr Investition in junge Unternehmer und Tourismus und dies würde sich auszahlen und auch den Leerstand beseitigen. Bühl ist eine schöne Stadt, bei 1-2 Tagen Tourismus kann sie viel bieten, insbesondere wenn noch dazu der Weg zu den Zwetschgen und durch die Zwetschgen noch schöner ausgebaut wird zu einem Wanderweg, vielleicht mit einigen Kugelbahnen für Kinder usw.

Viel ist da möglich und manchmal muss man harte Entscheidungen treffen. Natürlich muss mit den Betreibern der Geschäfte gesprochen werden und Lösungen können für diese gefunden werden, aber das ist alles machbar, Bühl ist übersichtlich in der Größe, solche Dinfe können direkt besprochen werden.

  1. Leerstand in den Gedanken oder in den Geschäften in der Innenstadt?

Der Leerstand herrscht nicht in der Innenstadt, sondern in den Gedanken der Bühlerinnen und Bühler. Das die Geschäfte leer stehen ist nur eine Konsequenz davon.

Dabei hat die Stadt so viel Potenzial und so viel zu bieten... Ich glaube, ich würde nicht einmal ein Jahr brauchen um die Innenstadt zu beleben, ich meine schauen sie was ich in 10 Tagen bereits alles erfahren und erlebt habe... Aber das schaffen auch andere Menschen, sie müssen nur Inspiration finden und sich bewegen. Dafür dienen auch diese Zeilen, wer weiß, wessen Herz sie erreichen. Es ist aber natürlich anders, wenn ein OB die Dinge selbst in die Hand nimmt.

Und wie ich las, fängt der neue OB auch etwas an. Wind in den Rücken.

  1. Die Fernliebe namens Krankenversorgung.

Das war etwas, dass mich zutiefst empört hat. Die Krankenversorgung in Bühl ist wirklich schwierig, denn die Stadt stagniert schon seit einer Weile und das einst relativ große Krankenhaus ist nur noch ein Papiertiger in dem es kaum noch etwas gibt und das abgerissen werden soll. Eine regionale Klinik soll gebaut werden, was natürlich eine sehr gute Idee ist, aber außerhalb von Bühl. Jetzt schon müssen die Bühlerinnen und Bühler bei vielen Anliegen in anderen Städte fahren und wenn Krankenwagen angerufen werden, so berichteten mir einige Menschen, wird in den ersten 20 Minuten nach Ankunft telefoniert um herauszufinden wohin ein Patient überhaupt gefahren werden kann.

Das ist etwas, dass für mich überhaupt nicht geht und ich nicht akzeptiere. Eine Frau in Bühl verlor ihr Bein, es wurde ihr amputiert, nach Verbrennungen durch die Heizung, die auf sie fiel. Diverse andere Geschichten hörte ich noch, ich könnte keine Minute ruhig schlafen als verantwortlicher OB, wenn ich wüsste, dass meine Bürgerinnen und Bürger eine solche Krankenversorgung haben...

Wir haben den Spruch, jemanden ins Gewissen reden - wie redet man aber Menschen ins Gewissen, die kein Gewissen haben? Oder hat jeder, auch irgendwo tief versteckt und verkümmert, noch ein bisschen Anstand und Gewissen? Ich glaube wir müssen es versuchen, und ich glaube auch an Strafen für solche, die ihren Anstand und ihr Gewissen gänzlich verloren haben. Durch Strafen beleben sie es wieder.

Man muss sich schließlich verwurzeln, stehen bleiben, wie ein Baum und Früchte produzieren. Man soll nicht nur schauen, wer Früchte produziert und dann irgendwie an dem profitieren, aber das scheinen viele zu wollen heutzutage. Alle wollen mehr als sie haben, aber wollen es nicht verdienen, wollen nicht leisten. Das ist Verhalten, welches das Leben bestraft durch Kriege und furchtbares anderes Böses, wenn wir Menschen ihm nicht zuvor kommen und es bestrafen. Darum geht es bei den Werten, denn wer Werte hat, der produziert, der ist wie ein Zwetschgenbaum.

Vielleicht sind das die Zwetschgenbäume in Bühl die fehlen? Die Menschen mit Mut sich zu verwurzeln. Wie sonst integriert man Einwanderer? Wer nicht verwurzelt ist, kann auch niemanden integrieren. Wer fest auf seiner Bahn fährt mit Werten, fürchtet den Verkehr nicht, er freut sich über diesen - mehr wird transportiert, mehr verdient, mehr geleistet. Angst hat wer nicht verwurzelt ist.

Ich kam so richtig ins Laufen bei dieser Kommunalwahl und dann geschah etwas, was mich genau wie meine Aufstellung in Bühl ergriff und zur Einsicht führte, dass ich es weiterverfolgen muss. Und ich tat das, es ging dieses Geschehnis schließlich weit über die Wahl hinaus und ich verfolgte es deshalb nicht nur in Bühl, sondern auch in Stuttgart und auf der Landes- und Bundesebene weiter. Bei dieser Sache ging es um etwas hochaktuelles in ganz Deutschland, aber auch dies geschah auf dem Hügel - wird das ein Zufall gewesen sein? Nun, die Bühlerinnen und Bühler können das für sich entscheiden.


Teil 8 - Die Politik wird ernst.

  1. Bedrohung trifft Gebete im Stadtpark.

Mit meinem Freund aus Bulgarien, der phänomenaler Klavierlehrer und Konzertpianist ist, war ich im Stadtpark. Wir hatten Flyer und Poster in den Händen und kamen ins Gespräch mit einem christlichen Ehepaar. Es war dies ein wunderbares tief christliches Gespräch und ich dachte, eine echte Christin in Bühl, welch ein Segen. Wir sprachen lange und so tiefgründig und ich fühlte direkt, es wird jetzt etwas schlechtes geschehen um dies auszugleichen. Kurze Zeit später begegnete uns ein Mann, mittleren Alters, der etwas angetrunken war. Er sah unsere Plakate und machte wahrscheinlich die Verbindung, dass wir mit der Politik zu tun haben und fing an zu schimpfen und zu schreien und so ziemlich von A bis O all das zu sagen, was politisch Rechtsdenkende Menschen von sich geben. Er kam in Rage und empfand eine Lust bei Gedanken an Massenmorde von all den schlechten Menschen, die nach Deutschland kamen, die ihr Unwesen treiben und ohne Strafen bleiben. Er sagte "Der Deutsche macht das nicht mehr mit, wird aufstehen und alle erschießen" und formte dabei seine Hand zur Pistole, zielte nacheinander auf unsere Köpfe und erschoss uns symbolisch. In dem Moment stand ich auf, denn ich verstand seine Frustration wegen dem was geschieht und was er in den Nachrichten liest, aber seine Lösung ist weder realistisch noch moralisch vertretbar. Strafen ja, Gefängnisstrafen ja, aber keine Massenerschießungen. So fragte ich ihn ob er mich auch erschießen will. Er verlor sich für einen Moment und fragte mich, ob ich etwas schlechtes getan hätte, und bald war er wieder in seinen Gedanken und träumte von Massengräbern. Die Christin, die schon von Beginn an Gebete sprach und sang, stand auch auf, und betete und sang ganz laut und begeisterte mich, denn es war ihr Gesang, der den aufgewühlten Menschen schließlich aus der Fuge brachte. Er verlor seine Mordslust und ging.

Wir sprachen dann alle, beteten gemeinsam und machten uns Mut. Ich sagte, die Zahlen der Menschen, die so denken, erhöhen sich täglich. Die Sünden nehmen im Umfang zu, so wachsen Aggressionen und Frustrationen und ballen sich zusammen und suchen sich zu entladen. Das geschieht vielerorts auf der Welt bereits.

Ich wunderte mich darüber und wusste zugleich, das ist es was ich auf dem Hügel erleben musste nachdem ich meinen Elfenbeinturm verließ. Ich wusste auch, es wartet Leid auf mich auf diesem Hügel, es wartet wahrscheinlich einiges an vergeblicher Mühe, es warten viele Vorurteile auf mich, da ich schließlich nicht nur aus Serbien stamme und in Stuttgart und nicht in Bühl lebe, sondern weil ich mich auch, obwohl in Deutschland aufgewachsen weder ganz als Deutscher noch ganz als Serbe empfinde, sondern beides zugleich und noch etwas Drittes mehr - als Mensch. Ich sehe mich als Weltbürger, als Kosmopolit, nicht als einen Globalisten, sondern als einen Mensch auf einem Planeten ohne weitere Wünsche als ein angenehmes Leben in Freiheit zu leben und dies auch anderen Menschen zu gönnen und den nächsten Generationen. Ist jemand hier auf diesem Planeten kein Mensch, ist jemand vom Mars oder irgendeinem anderen Planeten?

Nun zunehmend mehr Menschen fühlen sich so, wie in einem falschen Film. Sie fühlen sich nicht zugehörig zur Gesellschaft, sie fühlen sich benachteiligt und ausgeschlossen, weil sie es oft auch sind durch sündhaftes Verhalten anderer.

Ich wusste, es werden mich sicherlich auch nicht wenige Menschen anlügen, versuchen zu betrügen, ich werde nicht wenige sündhafte Seelen erleben und sicherlich nicht wenige Versuchungen, aber mit einer solchen Bedrohung rechnete ich nicht. Auf sie war ich aber auch vorbereitet und erhielt auch Hilfe meiner Mitmenschen und machte mir deshalb auch keine weiteren Gedanken mehr darüber, sondern war eher froh und dankbar dies so direkt erlebt zu haben, denn ich kann es jetzt besser verstehen und benutzte schließlich auch einen medizinischen Begriff um es zu beschreiben - damit es auch manche Ohren erreicht. Ich nannte dies eine Kollektive Psychose, die sich ausbreitet.

Mein Team hatte aber an der Stelle genug von meiner theoretischen Arbeit und wollte praktische Ergebnisse, man bestand darauf dass ich reagiere und erreichte mein Herz mir der Frage "muss dich jemand wirklich erschießen, bis du entscheidest darauf zu reagieren?". Ich handelte, rief die Polizei an, schrieb der Redaktion der Stadtnachrichten, schrieb allen Stadträten, dem Bürgermeister und dem Oberbürgermeister, den Kandidaten-Kollegen und allen Ortsvorstehern und Vereinsvorsitzenden in Bühl.

Ich bin schließlich auch nicht perfekt, auch nicht ohne Sünde, aber ich muss dies jetzt probieren, für meine Kinder, für unsere alle Kinder in einer Welt und in einer Zeit, die sich, wie so oft in der Geschichte der Menschheit in eine furchtbar zerstörerische Zeit zu verwandeln scheint.

Wir haben viele Tausende von Kriegen geführt und erlebt auf diesem Planeten, wir führen und erleben derzeit mehrere. Wir scheinen uns von diesen Aggressionen nicht befreien zu können im kollektiven Sinne, woran liegt das?

Da wir in einer Zeit leben, in der niemand Zeit hat, konnte ich mir natürlich nicht alle Zeit der Welt nehmen für diese Arbeit, aber ich empfand dass die Zeit, die ich mir nehmen konnte, und das waren knapp 10 volle Tage von morgens bis Abends, für die ich jeweils aus Stuttgart angereist bin, ausreichen sollten. Am Ende waren es vielleicht auch ein Paar mehr gewesen und ich wusste, Sie werden wahrscheinlich nicht ausreichen um diese Wahl zu gewinnen, aber um genug Herzen zu erreichen und eine Spur in Bühl zu hinterlassen. Damit tat ich, was ich kann für die gemeinsame Sache, wie viele andere Menschen können das von sich behaupten?

Vielleicht werde ich irgendwann doch Oberbürgermeister von Bühl oder Mitstreiter in der Stadtführung, vielleicht werde ich es in einer anderen Stadt? Diese Dinge kann man nicht ganz kontrollieren und wer das Leben kennt weiß, dass man das auch nicht kontrollieren will sondern wirken und vertrauen möchte - alles kommt schon an seinen Platz, wenn man wirkt und vertraut und es stand für mich fest, hier muss ich wirken und vertrauen. Und die Polizei half, und manche Stadträte meldeten sich mit Ermutigung, und die Stadtnachrichten schrieben einen Artikel und ich gab den weiter in Stuttgart, auf der Landes- und Bundesebene. Etwas geschah.

  1. Der 3. Weltkrieg.

Ich fühlte während ich in Bühl war oft, wie die Zeit drängt, denn diese Probleme die ich begann zu bekämpfen, sind Weltweit präsent. Der Hass und die Ängste in vielen Menschen auf unserem Planeten verfestigen sich, Fronten entstehen und Kriege wüten bereits, sie drohen zu explodieren und sie drohen noch mehr Menschen zu erfassen. Nicht wenige meiner Kollegen in der globalen Akademie sind der Überzeugung, dass der 3. Weltkrieg bereits begonnen hat und das ihn nichts mehr rückgängig machen kann. Auch mir selbst fällt es nicht leicht, im Rahmen meiner Geschichtsbetrachtung, nicht dieselbe Einstellung zu nehmen. Es ist sogar so, ich hatte diese Einstellung schon vor 10 Jahren gehabt und verlor jeden Glauben an uns Menschen, innerhalb und außerhalb von der Politik. Ich lebte in tiefer Enttäuschung für eine ganze Weile, aber ich lebte zugleich mit Gott, so ging es mir seelisch gut. So dauerte ich mich ein in meinen Elfenbeinturm und machte es mir gemütlich. Ich erwartete im Prinzip kaum etwas anderes von Menschen als Schlechtes und Übel und Zerstörung, ich hoffe zwar nicht darauf, aber war eingestellt, dass das von jedem kommen kann und kommt. So erwartete ich auch von Menschen in der Politik in Bühl nichts anderes. Ich hatte schließlich auch Verletzungen erlitten das erste Mal, als ich politisch aktiv war. Damals war ich noch ein junger Demokrat und verstand einfach noch nicht die emotionalen Tiefen, weder in mir selbst, noch in anderen Menschen. Ich glaubte, wir schaffen doch alles gemeinsam... So schrieb ich das erste Mal auch keine solchen Texte, wie dieses Mal, ich glaubte nicht daran, dass diese irgendetwas bringen. Heute weiß ich besser.

Nach den Verletztungen vergingen viele Jahre, ich war sehr erfolgreich im Leben, privat und beruflich, hatte Spaß und Freude, es ging mir überaus gut. Ich habe schließlich alle geliebt um mich herum, unabhängig davon wie schwer dies wurde. So veränderte sich langsam auch mein Denken, denn durch die Liebe erreichte ich immer neue und tiefere Verständnisse über mich selbst, über die Welt und ja, über uns alle. Viele meiner schlechten und bösen Gewohnheiten verschwanden. Wir sind schließlich alle ähnlich. In manchen Dingen auch gleich.

Ich verstand, bei den Werten geht es nie um die anderen, nie darum welche Werte sie haben, nein - es ist eine egoistischer Sache, es geht nur um uns selbst, um unsere Werte, darum ob wir selbst anständig sind. Und wir dürfen ruhig egoistisch sein, wenn es darum geht die richtige Sache zu tun. Die Frage ist, wer tut das richtige als erster bzw. als erste?

Eine Frau in Bühl sagte mir, es gibt keine Kandidatin in Bühl, weil die Bühler keine Frau wollen. Das empörte mich, der Wille anderer braucht nicht immer hingenommen zu werden, man kann sich schlechtem Willen widersetzen, man will das auch - außerdem wird jeder Wille auch gelernt, er entsteht nicht aus der Luft. Eine Kandidatin soll es geben bei der nächsten Wahl, wenn niemand anderer das will, ich will es als Philosoph und Vater einer Tochter, Onkel vieler Nichten.

  1. Abschlusswort an die Bühlerinnen und Bühler oder ein gemeinsamer Anfang?

Können wir noch den 3. Weltkrieg aufhalten? Daran arbeiten viele Menschen heute. Für Bühl ist die wichtigere Frage, was können wir in Bühl und durch Bühl für Deutschland tun? Nun, ich weiß wie stark viele Bühlerinnen und Bühler sind, wie tüchtig und wie interessiert daran das Echte zu finden, zu spüren, zu vertrauen, zu glauben. Ich konnte natürlich nicht alle erwähnen, die mir über den Weg liefen, aber jeder der es tat weiß, ich habe alles gegeben was ich konnte, mein Herz und meine Liebe und was mehr könnt ihr noch erwarten? Ich nahm mir die Tage, die ich mir nehmen konnte um mit Euch vor Ort zu sein und viel mehr um mit Euch zu denken, zu leiden, zu hoffen und auch um mich mit Euch zu freuen. Ich nahm mir Zeit für dieses Buch für Euch. Und ich wurde für nichts davon bezahlt. Es ist dies Liebe in ihrer puren Form, die ich Euch vor Ort, in den Gedanken und nun durch dieses Buch gebe. Wer will noch mehr als das? Nun, wer noch mehr erwartet ist einfach frech und unanständig und sollte sich schämen! Deshalb fragt Euch, was könnt ihr noch tun für die Werte, für Bühl, für Deutschland und für diese Welt? Fragt Euch das und tut das, befreit Euch aber zuerst von Euren schlechten und bösen Gewohnheiten - Reue hilft.

Wer kann Bühl nach vorne bringen, wenn nicht ihr?

Wann, wenn nicht jetzt?

Wie, wenn nicht mit Liebe?

Wird Euer Hügel ein Leuchtturm für Deutschland werden können? Das werden wir noch sehen, es hängt davon ab, wie Eure Leiter in Bühl denken - es reicht ja, wie immer in der Weltgeschichte, wenn auch nur ein einziger bzw. eine einzige unter Euch, mich versteht und sich in echte Bewegung setzt. Das Buch ist nun da und die meisten Menschen können lesen. Auch ich bin da, mit dem Herzen und bei Bedarf mit Rat und Tat. Für Anstand und Wohlstand, Milutin Stanisavljević

Interdisziplinärer Datenschutz

Interdisziplinärer Datenschutz: Der Dreiklang aus Recht, Organisation und IT als Grundlage für echte Privatsphäre


Einleitung: Der Mythos des alleinigen Datenschützers

In einer Welt, in der Daten das neue Gold sind, wird Datenschutz oft als rein technisches oder juristisches Problem dargestellt. Doch das ist ein Trugschluss. Echter, seriöser Datenschutz kann nur funktionieren, wenn er interdisziplinär aufgebaut ist – ein nahtloser Dreiklang aus den Bereichen Recht, Organisation/Administration und IT. Jeder ordentliche Datenschutzkonzept muss auf fundierten Expertisen aus diesen drei Säulen basieren. Ohne diese Zusammenarbeit bleibt Datenschutz oberflächlich, bürokratisch und letztlich wirkungslos. In dieser Abhandlung beleuchte ich, warum diese Interdisziplinarität essenziell ist, wo die Grenzen des Datenschutzes liegen und wie wir als Individuen die Kontrolle über unsere Privatsphäre behalten können. Am Ende geht es um Freiheit: Nicht um totale Abschottung, sondern um bewusste Entscheidungen in einer sozialen Welt.

Der Kern: Warum Interdisziplinarität unverzichtbar ist

Datenschutz ist kein Solospiel. Stellen Sie sich vor, ein Jurist entwirft allein eine Datenschutzrichtlinie: Sie mag rechtlich wasserdicht sein, aber ohne IT-Expertise bleibt sie blind für technische Schwachstellen wie ungesicherte Server oder Algorithmen, die Daten ungewollt weitergeben. Umgekehrt könnte ein IT-Spezialist Firewalls bauen, die technisch brillant sind, aber ohne organisatorische Strukturen – wie Prozesse zur Datensicherung oder Schulungen für Mitarbeiter – nutzlos bleiben. Und ein Administrator, der sich nur auf Abläufe konzentriert, übersieht leicht rechtliche Fallstricke, wie die Einhaltung internationaler Vorschriften.

Ein seriöses Datenschutzkonzept entsteht nur durch enge Kooperation:

  • Recht: Hier geht es um die gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung der EU). Juristen sorgen dafür, dass Verträge, Einwilligungen und Haftungsfragen abgedeckt sind. Sie interpretieren, was "personenbezogene Daten" bedeutet und wo Sanktionen drohen.
  • Organisation/Administration: Dies umfasst die praktische Umsetzung – von Risikoanalysen über Datenschutz-Folgenabschätzungen bis hin zu internen Richtlinien. Administratoren organisieren Workflows, die sicherstellen, dass Daten nicht unnötig gesammelt oder geteilt werden, und fördern eine Kultur der Achtsamkeit in Unternehmen oder Vereinen.
  • IT: Die technische Ebene ist der Schutzschild. IT-Experten implementieren Verschlüsselung, Zugriffssteuerungen und Monitoring-Tools, um Daten vor Hackern zu schützen. Sie kennen die Schwachstellen von Systemen und sorgen für Skalierbarkeit.

Viele IT-Leute unterschätzen ihre Rolle: Sie denken, Datenschutz sei "nur für Anwälte". Viele Juristen überschätzen sich gleichzeitig und ignorieren technische und organisatorische/administrative Realitäten und glauben es geht nur um Top-Down Vorgaben. Gleichzeitig fehlt vielen Experten für Organisation/Administration sowohl Knowhow in der Sphäre des Rechts als auch in der Sphäre des IT.

Zahlreiche Datenschutzbeauftragte sind dabei weder echte Experten im Recht, noch in IT oder Organisation/Administration – sie werden zu bloßen Formular-Ausfüllern, was den Datenschutz diskreditiert. Wie kommen wir aus dieser Zwickmühle raus?

Transparenz ist der Schlüssel: Ein jedes gutes Datenschutzkonzept macht klar, dass nur durch diesen Dreiklang echte Sicherheit entsteht. Ohne den Dreiklang riskieren wir Lücken, die zu Datenlecks führen, wie sie in der Vergangenheit bei großen Unternehmen passiert sind.

Die Grenzen des Datenschutzes: Nicht alles braucht Schutz – und das ist gut so

Datenschutz ist kein Allheilmittel und sollte es auch nicht sein. Denken Sie an die alten Telefonbücher: Namen, Adressen und Telefonnummern waren öffentlich zugänglich, und das war in Ordnung – es förderte soziale Verbindungen, ohne dass jemand sich bedroht fühlte. Ähnlich heute: Soziale Netzwerke wie Facebook oder X (ehemals Twitter) basieren darauf, dass Menschen teilen wollen. Der Mensch ist ein soziales Wesen; Austausch, Vernetzung und Sichtbarkeit sind Teil unserer Natur. Wir posten Fotos, Meinungen und Kontakte, um Beziehungen aufzubauen – und das ist positiv, solange es freiwillig geschieht.

Die entscheidende Frage ist: Wo zieht man die Grenze? Jeder Mensch muss selbst entscheiden können, was aus seiner Privatsphäre er wem mitteilen und zugänglich machen möchte. Die Norm sollte lauten: einfache personenbezogene Daten – wie Name, Adresse oder Größe – dienen der Identifizierung und sind weniger schützenswert. Sie können geteilt werden, solange ein grundlegender Schutz vor Missbrauch besteht, z. B. gegen Identitätsdiebstahl. Doch Daten, die tiefer in die Privatsphäre eindringen – die sogenannten "besonderen personenbezogenen Daten" nach DSGVO (Art. 9) –, müssen außen vor bleiben. Dazu gehören Gesundheitsdaten, politische oder religiöse Überzeugungen, sexuelle Orientierung, ethnische Herkunft oder genetische Informationen. Diese Daten machen uns verletzlich: Ohne Schutz öffnen sie Türen für Manipulation, Diskrimination und Erpressung.

Die DSGVO macht genau diese Distinktion: Normale personenbezogene Daten (Art. 4) erfordern Basis-Schutz, wie Einwilligung und Transparenz. Besondere Daten hingegen dürfen nur in Ausnahmefällen verarbeitet werden, z. B. mit expliziter Zustimmung oder aus gesundheitlichen Gründen, gleichzeitig müssen Menschen, die sie verarbeiten, auf Experten zugreifen. Experten aus Recht, Organisation und IT müssen hier zusammenwirken, um sicherzustellen, dass solche sensiblen Daten verschlüsselt, anonymisiert, rechtzeitig gelöscht und nur für exakte Zwecke verarbeitet werden. Ohne diese Grenze verliert der Datenschutz seinen Sinn und droht vieles durch unnötige Bürokratie zu ersticken, inklusive unserer sozialen Freiheit.

Abschluss: Transparenz als Weg zu echter Autonomie

Datenschutz transparent zu machen bedeutet, die Mythen zu entlarven: Datenschutz ist kein Bürokratiemonster, das alles verbietet, sondern ein Werkzeug für Selbstbestimmung. Durch interdisziplinäre Arbeit – Recht für die Regeln, Organisation für die Praxis, IT für die Technik – entsteht ein Konzept, das schützt, wo es nötig ist, und Freiheit lässt, wo sie gewollt ist. Jeder von uns sollte die Kontrolle haben: Teilen wir unser Telefonbuch-ähnliches bzw. Soziales Profil? Ja, bitte – für soziale Verbindungen. Aber tiefe Privatsphäre? Nein, danke – die bleibt geschützt, um unsere Würde zu wahren.

Lassen Sie uns diesen Dreiklang fördern: IT-Experten, engagieren Sie sich! Juristen, kooperieren Sie! Administratoren, integrieren Sie! Nur so bleibt Datenschutz seriös und unsere Gesellschaft frei. In einer Welt mit nun schon 8 Milliarden Menschen und unendlichen Datenströmen ist das nicht nur eine Option – es ist eine Notwendigkeit für den Erhalt unserer Demokratie und Menschlichkeit.


Quellenangaben:

1. Verordnung (EU) 2016/679 (Datenschutz-Grundverordnung, DSGVO).

2. Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) in der Fassung vom 30. Juni 2017.

3. Kühling, J., & Martini, M. (2020). *Die Datenschutz-Grundverordnung und das nationale Recht*. München: C.H. Beck. ISBN: 978-3-406-74700-7.

4. Roßnagel, A. (Hrsg.). (2018). *Handbuch Datenschutzrecht*. München: C.H. Beck. ISBN: 978-3-406-70742-1.

5. Spindler, G., & Schuster, F. (Hrsg.). (2019). *Recht der elektronischen Medien*. München: C.H. Beck. ISBN: 978-3-406-72787-0.

6. Schwartmann, R. (2021). *Datenschutzrecht in der Praxis*. Köln: Wolters Kluwer. ISBN: 978-3-504-06052-7.

7. Bygrave, L. A. (2020). *Data Protection Law: Approaching Its Rationale, Logic and Limits*. Alphen aan den Rijn: Kluwer Law International. ISBN: 978-90-411-6763-7.

8. Article 29 Data Protection Working Party. (2018). *Guidelines on Data Protection Impact Assessment (DPIA)*.

9. Hoeren, T. (2022). *IT-Recht: Datenschutz und IT-Sicherheit*. München: C.H. Beck. ISBN: 978-3-406-76890-3.

10. Solove, D. J. (2021). *Understanding Privacy*. Cambridge, MA: Harvard University Press. ISBN: 978-0-674-03869-1.

Datenschutz? Ja, bitte und nein, Danke.

Einleitung: Das trügerische Flüstern eines Wortes

Stellen Sie sich vor, Sie begegnen dem Begriff „Datenschutz“ zum allerersten Mal. Klingt harmlos, fast technisch – als ginge es um die Sicherung von Bits und Bytes vor Hackern oder Verlusten. Doch halt: Dieser Eindruck täuscht. Datenschutz schützt ausschließlich jene Daten, die unsere Intimsten Spuren in der Welt schützen. Er ist ein Wächter der Privatsphäre, ein Bollwerk gegen die schleichende Entmachtung des Individuums in einer Daten-hungrigen Gesellschaft. In dieser Abhandlung tauche ich philosophisch und politisch in diesen Begriff ein, der sich entweder wie ein unabsichtliches Versehen oder wie eine absichtliche Täuschung anfühlt: Warum uns der Begriff irreführt, wie er die wahre Essenz – die Verteidigung unserer Freiheit – verschleiert, und warum wir vielleicht neue Worte brauchen, um die Debatte zu beleben.

Der wahre Kern: Es geht nicht um Daten, sondern um den Mensch dahinter

Was verbirgt sich wirklich hinter „Datenschutz“? Es geht um personenbezogene Informationen, also Informationen, die sich auf unsere Person beziehen – auf unsere Namen, Größe, Adresse, Gewohnheiten, Gesundheitsgeschichten, politische und religiöse Anschauungen, unsere sexuelle Orientierung usw. –, es geht in anderen Worten um Informationen die uns als Individuen entblößen. Es geht um den Schutz vor der Reduzierung des Menschen auf bloße Datenpunkte, was zur Generalisierungen führen kann die zur Diskrimination führen können - alle Frauen, alle Männer, alle Mütter, alle Väter, alle Mitglieder einer Religion usw. Wenn wir als Individuen entblößt werden, kann dies jedoch auch im individuellen Sinne zur Reduzierung unserer Freiheit führen, denn Menschen haben dann Informationen die sie benutzen können um uns zu manipulieren, zu diskriminieren und auch um uns zu erpressen.

Informationen haben Kontexte, und ihr Missbrauch verletzt unsere Würde. Der Begriff selbst entstand in den 1960er Jahren in Deutschland, als eine Art Kompromiss, um den sensiblen Aspekt der Privatsphäre zu umgehen. Doch er hat sich verselbstständigt und lenkt nun ab von der Kernfrage: Wer hat das Recht, in unser Innerstes einzudringen?

Ohne unsere Erlaubnis eigentlich niemand. In einer Welt, in der Algorithmen unser Verhalten vorhersagen, wird Datenschutz zur politischen Waffe für Autonomie. Denken Sie an Michel Foucaults Panopticon: Ständige Überwachung formt uns zu gehorsamen Subjekten, ohne dass wir es merken. In diesem Sinne täuscht der Name Datenschutz: Er klingt neutral, technokratisch, doch er ist unser letzter und wichtigster Schutz vor der Erosion der Freiheit.

Eine Täuschung?

Daten sind überall – in den Astronomischen Karten in denen das Weltall kartiert wird, in den Fabriken, in denen Prozesse optimiert werden, in den Erläuterungen von Kunstwerken usw. Die Wissenschaft lebt von Daten, die Wirtschaft atmet Daten, die Kultur webt Daten in Geschichten ein. Aber all das ist für den Datenschutz irrelevant. Der Datenschutz greift nur ein, wenn Daten uns persönlich betreffen, wenn sie unsere Privatsphäre bedrohen.

Der Datenschutz beschäftigt sich also nicht mit Datenschutz, nicht mit dem Schutz von Daten, darin liegt die Täuschung im Begriff Datenschutz. Der Datenschutz beschäftigt sich mit dem Schutz unserer Privatsphären.

Warum behindert „Datenschutz“ die Forschung in Krisen oder den freien Fluss von Ideen? In Wahrheit geht es um Machtbalance: wir sollen als Individuen Mitspracherecht haben, wenn es um die Entblößung von uns als Individuen geht. Philosophisch und politisch ist das eine Frage der Würde – wir sind mehr als Datenströme und ohne den Schutz unserer Privatsphären schwindet unsere Freiheit.

Während wir in Deutschland mit dem etwas steifen „Datenschutz“ ringen, haben die Briten es eleganter gelöst. Dort dreht sich vieles um „Privacy“ – ein Wort, das unmissverständlich die intime, unantastbare Sphäre des Individuums betont, ohne den technischen Ballast. Es erinnert uns daran, dass Sprache Politik ist: Klarheit schafft Bewusstsein, Verschleierung lenkt ab.

Privatsphäre: Das Herzstück wahrer Freiheit

Der Datenschutz verteidigt im Kern unsere Privatsphäre – und diese ist der Grundstein einer jeden freien Gesellschaft. Ohne einen Raum, in den niemand eindringt, weder Menschen aus dem Staat noch aus der Wirtschaft noch aus anderen Sphären der Gesellschaft, verliert Freiheit ihren Sinn.

Politisch gesehen ist das ein Kampf um Souveränität: es geht um die Frage, ob wir als Menschen herrschen oder als Datenobjekte beherrscht werden.

Ich will meine Privatsphäre geschützt sehen, fragt mich also jemand nach dem Datenschutz so sage ich: "Ja, bitte."

Zugleich finde ich die Begriffe täuschend und die Bürokratie, die mit dem Datenschutz entsteht überbordend, weshalb ich mich auch selbst mit dem Datenschutz beschäftige. Dieser ist eine interdisziplinäre Arbeit zwischen dem Recht, der Organisation/Administration und dem IT. Datenschutzbeauftragte müssen Experten sein für eine dieser Sphären und enge Zusammenarbeit mit Experten aus anderen Sphären aufweisen, sonst ist der Datenschutz nicht echt, nicht seriös. Will also Datenschutz einfach des Datenschützer wegen, noch mehr Bürokratie und die Gefahren der Bürokratie bei Datenmissbrauch zu bekämpfen? Meine Antwort darauf ist: nein, Danke.

Lassen Sie uns deshalb diskutieren, im kleinen und großen Rahmen, und mit unserer Begriffswahl vorsichtig sein und immer verständlicher werden. Für unseren Deutschen Sprachraum schlage ich vor "Privatsphäre" als Begriff prominenter aufzunehmen und den Datenschutz als Schutz der Privatsphäre zu verstehen, das ist ein guter Anfang. Von da an, geht es dann verständlich in die technischen, rechtlichen und administrativen Details bzw. die genau schützen wir unsere Privatsphäre und die Privatsphäre anderer Menschen, für deren Schutz wir verantwortlich sind in Firmen, Vereinen und sonstigen Organisationen?

Es ist, wie bei allen Themen, wichtig dass wir wissen, worüber wir genau reden und dass wir den Stellenwert eines Themas fassen können. Und so wiederhole ich zum Abschluss, es gibt für die Zukunft, die auf uns alle kommt, mit bereits 8 Milliarden Menschen auf unserem Planeten von denen wir in Deutschland mit unseren knapp 80 Millionen gerade nur 1% ausmachen, kaum ein wichtigeres Thema für den Erhalt unserer demokratischen Gesellschaften, unserer Würde und Freiheit, als das Thema "Privatsphäre".

Es mag dies unerwartet für den einen oder anderen sein, aber es ist so.



Remigration - ein falsch verstandener Begriff

Remigration: Von der Urbanisierung zur Rückkehr aufs Land – Eine Abhandlung über den ursprünglichen Sinn und die zukünftige Realität

Der Begriff „Migration“ hat seine Wurzeln in der Naturforschung, wo er ursprünglich die Wanderbewegungen von Tieren beschreibt, wie etwa den Vogelzug oder die saisonalen Verschiebungen von Herden. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde dieser Terminus auf menschliche Bevölkerungsbewegungen übertragen, insbesondere im Kontext der sozioökonomischen Veränderungen.

Thomas Robert Malthus, der englische Ökonom und Demograf (1766–1834), spielte eine Schlüsselrolle bei der Anwendung dieses Konzepts auf die Gesellschaft. In seinem einflussreichen Werk "An Essay on the Principle of Population" (1798) analysierte Malthus die Dynamiken von Bevölkerungswachstum, Ressourcenknappheit und Migration. Er beschrieb, wie Push-Faktoren wie Armut, Arbeitsmangel und Konflikte, Menschen aus ländlichen Gebieten in die Städte trieben – eine Bewegung, die durch die Industrialisierung verstärkt wurde.

Malthus lieh den Begriff aus der Biologie, um die Massenabwanderung vom Land in die urbanen Zentren zu erklären, die durch Faktoren wie Primogenitur (Erbrecht, das den ältesten Sohn begünstigte und jüngere Geschwister in die Armut trieb) und die harten Lebensbedingungen auf dem Land angetrieben wurde. So kam der Begriff in die politische Ebene und wurde in der breiten Öffentlichkeit bekannt. „Remigration“ als Gegenstück zu dieser Migration bezeichnet logischerweise die umgekehrte Bewegung: Die Rückkehr von Menschen aus den Städten aufs Land. Historisch wurde der Begriff "Remigration" nicht so prominent verwendet wie „Migration“, aber in Kontexten der Rural-Urban-Dynamiken taucht er auf, etwa in Diskussionen über Rückwanderungen nach wirtschaftlichen Schocks oder in der Immigration-Forschung, wo „Remigration“ die Rückkehr in die Heimatregionen beschreibt.

In der Moderne hat der Terminus leider eine politische Aufladung erfahren, die seinen ursprünglichen Sinn verdreht. Statt einer neutralen Beschreibung von Bevölkerungsverschiebungen wird „Remigration“ nun zunehmend missbraucht, um diskriminierende Politiken zu rechtfertigen, wie die Zwangsrückführung von Einwanderern und Flüchtlingen, welche unter dem Begriff "Migranten" neuerdings zusammengefasst werden. Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika, einem Land das von Einwanderern und Flüchtlingen bzw. von "Migranten" aufgebaut wurde, wird eine solche verdrehte und pejorative Verwendung dieses Begriffs nahezu täglich praktiziert. Dies schafft Spaltungen und ignoriert den positiven, zukunftsweisenden Aspekt: Die freiwillige Remigration als Chance für ein nachhaltigeres Leben.

Diese Abhandlung zielt darauf ab, den Begriff in seinem originalen Kontext zu rehabilitieren und zu zeigen, warum technologische Fortschritte in der Zukunft eine Welle der Remigration einleiten könnten – eine Rückkehr aufs Land, die Wohlstand, Gesundheit, Familiengründung, Kindererziehung und Umweltschutz fördert.

Historischer Kontext: Die Migration vom Land in die Städte

Die Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert markierte einen Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte. In Großbritannien, wo Malthus schrieb, und später in Europa und den USA, zogen unzählige Millionen von Menschen vom Land in die Städte. Gründe waren vielfältig: Die Enclosure-Bewegung (Einzäunung von Gemeindeland, welches nicht mehr gemeinschaftlich benutzt werden konnte) und Primogenitur (oben bereits erläutert) zwangen viele Bauern, ihre Höfe zu verlassen. Gleichzeitig boten Fabriken in den Städten Arbeit, wenn auch unter erbärmlichen Bedingungen. Die Migration konnte natürlich zugleich die Überbevölkerung und den gleichzeitigen Ressourcen-Mangel auf dem Land mildern bzw. den später genannten " "Malthusianischen Druck" reduzieren.

Doch diese Migration schuf neue Probleme: Städtische Überlastung, oft unmenschliche Lebensbedingungen in Ghettos und Slums, Umweltverschmutzung und soziale Ungleichheit. Ähnliche Muster zeigten und zeigen sich weltweit: In Entwicklungsländern treibt Rural-Urban-Migration bis heute wirtschaftliche Ungleichheiten an, mit hohen Kosten für die Migranten, wie sozialer Entwurzelung und Überbevölkerung in Slums. Heute, in einer Ära der Deindustrialisierung und Digitalisierung, kehrt sich das Blatt um. Die Städte verlieren ihren Reiz, während das Leben auf dem Land durch technologischen Fortschritt wieder zunehmend attraktiver wird.

Der politische Missbrauch und die Notwendigkeit einer Bildungsmaßnahme

In der aktuellen politischen Debatte, insbesondere in nationalistischen Kreisen, wird „Remigration“ als Euphemismus für die Abschiebung von Einwanderern und Flüchtlingen missbraucht. Diese Nutzung ist nicht nur historisch ungenau, sondern auch diskriminierend, da sie Menschen aufgrund ihrer Herkunft stigmatisiert und Spaltungen vertieft. Natürlich sind Einwanderung und Flucht auch politisch relevante Themen und es muss mit Ihnen auch in der Politik gearbeitet werden, aber plötzlich ist der Begriff "Migration" überall, Migranten werden als "Feinde" verstanden und eine Lösung "der Migrantensituation" scheint sich in "Remigration" anzubieten.

Das ist nicht nur bedauerlich sondern schädigend für die möglicherweise kommende Welle der echten Remigration, also der Rückkehr der Stadtbevölkerungen auf das Land. Der Begriff Migration wird damit zu einem Werkzeug der Polarisierung. Statt Spaltung zu fördern, sollte „Remigration“ als positiver Wandel verstanden werden – eine Rückkehr zu Wurzeln, die durch Bildung und Technologie ermöglicht wird. Wenn wir den Terminus in seiner ursprünglichen Bedeutung rehabilitieren, können wir sehr viel für den Umweltschutz sowie für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Entwicklung unserer Gesellschaften tun. Wir können auch leichter erkennen, im politischen Sinne, dass die meisten von uns, bzw. wir alle, einmal "Migranten" waren.

Technologische Entwicklung als Treiber der Remigration

Die zukünftige Remigration aus den Städten auf das Land könnte durch bahnbrechende Fortschritte in der Technologie angetrieben werden, die ein Leben im Wohlstand auf dem Land ermöglichen. Im Gegensatz zur Industrialisierungszeit, als das Landleben mit Armut und Härte assoziiert wurde, machen moderne Innovationen ländliche Regionen zu attraktiven Alternativen zu überfüllten und zunehmend verschmutzten Städten. Hier sind die Schlüsselfaktoren:

- Moderne Hygiene und Gesundheitsversorgung: Fortschritte in Sanitärtechnik, moderne Toiletten, autarke Abwassersysteme und smarte Wasseraufbereitung, eliminieren die hygienischen Nachteile des Landlebens.

- Telemedizin und Wearables ermöglichen Fernkonsultationen mit Ärzten, sodass ländliche Bewohner Zugang zu hochwertiger Medizin haben, ohne städtische Kliniken aufsuchen zu müssen, außer im Notfall.

- Hausbau und Infrastruktur: 3D-Druck und modulare Bautechniken machen den Bau energieeffizienter Häuser günstig und schnell. Smarthomes mit IoT-Geräten optimieren Heizung, Beleuchtung und Sicherheit, während Drohnen und Robotik den Alltag erleichtern.

- Niedrigere Grundstückspreise auf dem Land senken die Lebenshaltungskosten im Vergleich zu städtischen Mieten.

- Energieversorgung: Erneuerbare Energien wie Solarpaneele, Windturbinen und Bioenergie machen ländliche Haushalte unabhängig vom Stromnetz. Mikrogrids und Batterietechnologien sorgen für stabile Versorgung, reduzieren Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und senken Kosten. In der Landwirtschaft ermöglichen diese Technologien nachhaltige Produktion ohne städtische Verschmutzung.

- Fortschritte in der Agrarwissenschaft und Tierhaltung: Massentierhaltung ist an sich ein notwendiges Übel der Migration gewesen und der Explosion der Stadtbevölkerungen, die keine eigene Nahrung produzieren. Diese kann durch Remigration stark reduziert und in weiter Zukunft vielleicht komplett abgeschafft werden. Heute ist schon Präzisionslandwirtschaft mit Drohnen, Sensoren und KI möglich, die Erträge optimiert, Pestizide und Wasserbedarf minimiert. Künftig werden über Robotik weitere schwere Arbeiten übernommen, die heute bereits eine Plethora aus Landwirtschaftsmaschinen erledigt. Nicht nur Selbstversorgung, bei der man direkt weiß was man isst, sondern auch Einkommensquellen durch nachhaltige Landwirtschaft werden ermöglicht, was das Land bereits zu einem Ort des Wohlstands macht und künftig zunehmend kann.

- Umweltvorteile und Lebensqualität: Ländliche Gebiete bieten niedrigere Luftverschmutzung, mehr Raum und Nähe zur Natur, alle Vorteile für eine angenehmere und zielgerichtete Kindererziehung, insbesondere wenn Digitale Technologien und die zunehmende Vereinfachung des Reisens berücksichtigt wird. Das Leben auf dem Land reduziert das Pendeln, Stress und Umweltbelastung, während Kosten für Wohnen und Leben sinken können und Bildung über eine Mischung aus praktischen Versuchen in der Natur, aus digitalen Möglichkeiten und Bildungsreisen auf ein höheres Niveau gehoben werden könnte.

Diese möglichen Entwicklungen würden die Malthusianische Logik umkehren: Statt Flucht vor Knappheit auf dem Land, wird das Land zum Ort der Fülle. Studien zeigen, dass Rural-Urban-Migration in Entwicklungsländern rückläufig sein könnte, wenn Technologie die Ungleichheiten ausgleicht.

Ausblick: Remigration als Chance für Gesellschaft und Umwelt

Die Remigration, als Rückkehr aus den Städten auf das Land, ist keine Utopie, sondern eine absehbare Realität. Die Zahlen dieser Art von "Remigranten" steigen bereits und diese geben zunehmend Tipps für Eigenanbau von Pflanzen, Rezepte für selbstgemachtes Essen in YouTube Videos usw. In einer deindustrialisierten, digitalen Welt, könnten Städte zunehmend ihre Dominanz verlieren, denn das Leben in diesen könnte sich für Familien in der Zeit der Familiengründung und Kindererziehung einfach zu einem genau unbezahlbaren und unerträglichen Leben entwickeln, wie dies für viele einst auf dem Land gewesen ist.

Das Land kann durch nachhaltige Technologie aufblühen, was Überbevölkerung in Metropolen reduzieren und lokale Gemeinschaften auf dem Land stärken würde. Um diesen Prozess zu unterstützen, bedarf es Bildungsinitiativen, die den Begriff in seiner ursprünglichen Bedeutung darstellen - etwa durch Veranstaltungen, die Technologien und Lebensmodelle auf dem Land präsentieren.

Indem wir „Remigration“ von seinem politischen Missbrauch befreien und auf seinen ursprünglichen Sinn zurückführen, können wir eine inklusivere Zukunft gestalten: Eine, in der Menschen freiwillig das Leben auf dem Land suchen, um in Harmonie mit Natur und Fortschritt zu leben. Dies ist nicht nur ein Gegenentwurf zur aktuellen Politik, sondern ein Weg zu mehr Wohlstand für alle.

Quellenangabe:

  1. Malthus, T. R. (1798/2008). An Essay on the Principle of Population. Oxford University Press.
  2. Clark, G. (2007). A Farewell to Alms: A Brief Economic History of the World. Princeton University Press.
  3. Allen, R. C. (2009). The British Industrial Revolution in Global Perspective. Cambridge University Press.
  4. Todaro, M. P., & Smith, S. C. (2020). Economic Development (13. Auflage). Pearson.
  5. Pretty, J. (2018). The East Country: Almanac Tales of Valley and Shore. Comstock Publishing Associates.
  6. Malthusian and Neo-Malthusian Theories https://ranabr.people.stanford.edu/sites/g/files/sbiybj26066/files/media/file/malthusian_and_neo_malthusian1_for_webpage_040731.pdf
  7. Strategic evaluation of rural-to-urban migration trends and policies https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S266618882500440X
  8. Recent progress in the implementation of sustainable farming https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2665917425000716
  9. Telemedicine for healthcare: Capabilities, features, barriers, and applications https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8590973/

Das russische Pearl Harbor

Stellen Sie sich vor, es ist der 7. Dezember 1941. Die Sonne steigt über Pearl Harbor (Perlenhafen) in Hawaii auf, junge Matrosen, oft Nachkommen von Migranten, die das Paradies auf Erden suchten – Freiheit, Wohlstand, ein neues Leben fern von der Alten Welt –, träumen vom amerikanischen Traum. Für diese Einwanderer waren die USA der Inbegriff ihrer Hoffnung: ein Land, das sie aus Armut, Verfolgung oder Krieg aufnahm, um sie in den Glanz des Fortschritts zu hüllen. Plötzlich explodieren die Schiffe, Feuer verschlingt den Hafen, Schreie hallen durch die Luft in Hawaii. Pearl Harbor brennt, 2.403 Tote, acht Schlachtschiffe versenkt, der Stolz Amerikas in Trümmern. Der Affekt überrollt die Nation: Schock, der in puren Zorn umschlägt, erzeugt einen Durst nach Rache, der die Adern der Amerikaner durchflutet. Für diese Migranten und ihre Nachkommen zerstörte Japan in Pearl Harbor nicht nur Schiffe, sondern den Kern des American Dreams – die Illusion einer unantastbaren Sicherheit. Japan zerstörte im Perlenhafen die amerikanische Perle. Präsident Harry S. Truman erbt diesen Krieg nach dem Tod von Franklin Delano Roosevelt, er fühlt den Schmerz der Verluste tief in sich – die Angst vor weiterem Blut und den Hass auf den Feind, der die Illusion der Sicherheit zerbrach. Es ist 1945, Japan liegt am Boden, doch der Affekt siegt über jede Kalkulation und als Truman, an der Macht angekommen, über die Atombomben erfährt kommt es schnell zu Hiroshima und Nagasaki, 140.000 bis 200.000 Tote in Sekunden. Es war dies ein Racheakt, der die Welt für immer verändert hat. Truman sagte später in seinen Memoiren und Interviews, er hätte noch mehr Atombomben geworfen, wenn er mehr gehabt hätte. Natürlich gab es Gespräche, natürlich pro Forma Auswertungen und verschiedene Vorschläge, aber wer sich mit dieser Geschichte beschäftigt hat, der versteht, es war Rache.

Was wissen Sie über die Russen? Glauben Sie, die Russen seien kalt, berechnend, ohne solche Affekte wie die Amerikaner, ohne eine Seele, die vor Schmerz explodieren kann? Glauben Sie, die Russen haben keine Perlen? Ihre 1000 jährige Geschichte ist ein Ozean aus Leid. Geformt von Invasionen, wegen denen sich die Russen als ewige Verteidiger empfinden, nie als Aggressoren. Kiew ist eine von zwei wichtigsten russischen Perle, die Perle der Orthodoxie – haben Sie das gewusst? 988 taufte Fürst Wladimir I. in Kiew das Volk, machte die Stadt zur spirituellen Wiege der Rus, zum Symbol der Einheit zwischen Slawen, Byzanz und Gott, dem Kern des orthodoxen Glaubens, der Russland bis heute prägt und den auch die totalitären russischen Kommunisten dem russischen Volk nicht nehmen konnten. Diese Perle ist nicht nur Stein und Geschichte; sie ist emotional, das Herz des „russischen Mirs“, wo das orthodoxe Kreuz Wurzeln schlug, widerstandsfähig gegen Stürme. Die mongolische Zerstörung 1240 legte Kiew in Asche, ein Schlag, der ein 240-jähriges Joch brachte und die russische Seele mit Zorn und Angst imprägnierte. Heute fühlt sich Kiew wie eine geraubte Perle an – ein Affekt aus Trauer und Wut, der Russen daran erinnert, dass ihr Glaube und ihre Geschichte bedroht sind.

Die Russen haben aber auch noch eine zweite Perle, das Gas in Nordsibirien – haben Sie überlegt, warum es für Russen das wirtschaftliche Herz ist, ein Symbol des Stolzes, der gezähmten Taiga? Die Felder wie Urengoi und Jamalo-Nenets, in der eisigen Wildnis, sind mehr als Rohstoffe; sie verkörpern den russischen Triumph über die Natur, die Eroberung durch unermüdliche Willenskraft. Urengoi, das größte Gasfeld der Welt, fördert 500 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich, 15-20% der globalen Produktion, und stützt Russlands Budget mit 80-100 Milliarden Dollar. Für Russen ist das kein kaltes Kalkül; es wärmt ihre Schulen, Häuser, Krankenhäuser – der Stolz auf die Taiga, die Kosaken im 16. Jahrhundert bezwangen, um das Land vor Eindringlingen zu schützen. Diese Region, wo Temperaturen auf -50 Grad sinken, ist der Geist Russlands: Ausdauer, Isolation, Unabhängigkeit. Arbeiter in Nowy Urengoi verdienen doppelt so viel wie anderswo, schaffen Wohlstand, binden die Nation emotional, machen sie stolz auf ihre Leistung in der Tundra, die sie als Erweiterung ihrer Seele sehen. Ein Angriff auf diese zweite Perle, durch Tomahawk Raketen mit 2500 km Reichweite, würde nicht nur Leitungen zerstören; er würde den Stolz brechen, den Affekt der Demütigung wecken, die tiefe Erinnerung an Mongolen, an Napoleon, an Hitler... Die Russen würden denken "schon wieder will der Westen sie erobern, noch dazu über eine Instrumentalisierung der Ukrainer, ihres Brudervolkes".

Wer sagt es den Russen, dass sie keine Legitimität hätten für nukleare Akte der Vergeltung, falls ihnen auch ihre zweite Perle, ihr zweites Pearl Harbor genommen wird? Natürlich ist heute MAD da (Mutually Assured Destruction) – gegenseitige Zerstörung mit 5.580 russischen und 5.200 westlichen Sprengköpfen (SIPRI Yearbook 2025) –, aber Affekte sind leider oft stärker als Ratio. Die Ukraine-Invasion 2022, von der UN verurteilt (141:5 Stimmen), ist für die Russen „Schutz“, für die Welt Aggression. Es ist dies kein Widerspruch, es sind dies einfach zwei Denkwelten.

Was kann getan werden?

Der Krieg in der Ukraine ist in seinem Kern ein Krieg zwischen Slawen, die seit Jahrhunderten untereinander kämpfen, wie Germanen und viele andere Völker das auch taten zwischen sich – man könnte dies Brüderkriege nennen, die aus Stammesrivalitäten, Imperien und Ideologien geboren wurden. Bei diesem Krieg ist aber etwas anders, die Deutschen spielen in ihm eine zentrale Rolle. Die Deutschen töteten 35 Millionen Slawen im Zweiten Weltkrieg – durch Generalplan Ost, Hunger, Massaker, ein vergessenes Genozid, der tiefe Narben hinterlassen hat. Während bei uns in Deutschland viele Projektionen stattfinden – Putin wird mit Hitler verglichen, sein Regime mit den Nationalsozialisten, dabei ist Putin seit über einem Vierteljahrhundert an der Macht – wird die Ignoranz zur russischen Geschichte und der deutschen Rolle in dieser zum Verhängnis.

Russland ist kein diktatorisches Regime im Vakuum, sondern ein Land mit einem Volk mit Affekten, Geschichte und Stolz. Es geht um das Volk, nicht nur die politische Elite – Russen fühlen sich in der tiefsten Tiefe als Verteidiger, zunehmend und erneut bedroht vom Westen. Die Deutschen müssen sich einmischen, nicht um eine Seite zu unterstützen, sondern um die beiden Seiten im Krieg zu versöhnen. Trump und die Amerikaner können diesen Krieg zwischen den Slawen nicht stoppen, aber die Deutschen, welche vor gerade Mal 80 Jahren 35 Millionen Slawen getötet haben, können es. Friedrich Merz (oder ein zukünftiger Kanzler) kann mit einer Entschuldigung für den vergessenen Genozid, ein Anfang des Endes einläuten und Narben können beginnen zu heilen. Die Ukrainer, als Slawen und historisch Teil der russischen Geschichte, kämpfen mit allem was sie haben gegen die Russen. Es ist dies ein Bruderkrieg und Brüder machen selten Halt im Kampf miteinander - hat nicht Kain schon Abel getötet? Die Ukrainer werden die Gasversorgung in Nordsibirien bombardieren, sobald sie das können, sie werden nicht Halt machen. So wie die Russen nicht Halt machen wollen um Kiew wieder zu haben, wenn nicht in eigenen Grenzen, dann mindestens in Sicherheit vor dem Westen. Der Westen ist schließlich der Feind für die Russen, gegen den es sich zu verteidigen gilt und der Westen ist deshalb der Feind, weil dieser immer wieder in Russland einfiel. Der Westen ist für die Russen der Aggressor. Für die Deutschen wäre deshalb die Unterstützung eines solchen Angriffes der Ukrainer auf das russische Gas fatal. Nach Kiew wäre dies die zweite Perle. Russische Affekte würde nichts mehr aufhalten können, sie würden explodieren.

Die Einmischung der Deutschen ist daher von größter Bedeutung, es gibt eigentlich nichts anderes, was diesen Krieg zu einem Ende bringen kann. Eine Einmischung Deutschlands im Stile Willy Brandts, der sich bei den Juden für den Holocaust entschuldigte. Eine Entschuldigung durch Friedrich Merz (oder einen zukünftigen Kanzler) für den vergessenen Genozid und die 35 Millionen Toten Slawen ist der Beginn. Die Deutschen und die Russen haben schließlich eine lange bilaterale Geschichte vor dieser Aggression der Nationalsozialisten, eine Vielzahl von Ehen zwischen den Aristokraten, in Stuttgart steht auf dem Württemberg eine orthodoxe Kirche, das Mausoleum für Königin Katharina und wer erinnert sich nicht an Ostdeutschland, das seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Zerfall der Sowjetunion ein essenzieller Teil der kommunistischen Welt gewesen ist... Die Geschichten Deutschlands und Russlands sind eng miteinander verwoben. Es existiert eine Chance für den Frieden, wenn die Deutschen den Weg zu diesem eröffnen und es ermöglichen das Traumata heilen - es ist entweder dies oder es kommt zu weiteren deutschen Projektionen, zu noch tieferen Ängsten vor den Russen, zu alten Wünschen nach Dominanz im Osten und wir erleben bald das russische Pearl Harbor.


Quellen:

1. Naval History and Heritage Command (2021). Pearl Harbor Attack Report.

2. Atomic Archive (2025). Hiroshima and Nagasaki: The Bombing

3. John Dower (1986). War Without Mercy: Race and Power in the Pacific War, Pantheon Books.

4. J. Samuel Walker (1997). Prompt and Utter Destruction: Truman and the Use of Atomic Bombs against Japan, University of North Carolina Press.

5. Dmitri Obolensky (1971). The Byzantine Commonwealth: Eastern Europe, 500-1453, Weidenfeld & Nicolson.

6. Donald Ostrowski (2018). Portraits of Early Russian Princes: A Study of Dynastic Ideology, Harvard University Press.

7. David Glantz (1995). When Titans Clashed: How the Red Army Stopped Hitler, University Press of Kansas.

8. International Energy Agency (2025). World Energy Outlook 2025.

9. Alexander Etkind (2011). Internal Colonization: Russia's Imperial Experience, Polity Press.

10. Sergei Medvedev (2019). Return of the Russian Leviathan, Polity Press.

11. Serhii Plokhy (2015). The Gates of Europe: A History of Ukraine, Basic Books.

12. Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) (2025). SIPRI Yearbook 2025.

13. UN General Assembly (2022). Resolution on the Aggression against Ukraine.

14. Norman Davies (1996). Europe: A History, Oxford University Press.

15. Mark Mazower (2008). Hitler's Empire: Nazi Rule in Occupied Europe, Penguin Press.

16. Milutin Stanisavljević (2025). Der vergessene Genozid und zwei Vorschläge, milutin.info

Der vergessene Genozid und zwei Vorschläge

Der vergessene Genozid: Die systematische Vernichtung von 35 Millionen Slawen im Namen des "Lebensraums"

In den blutgetränkten Annalen des Zweiten Weltkriegs ragt neben dem Holocaust auch der deutsche Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion als monströses Mahnmal der Rassenhass-Ideologie hervor – ein vergessener Genozid, der in seiner Kälte und Systematik die slawische Bevölkerung Europas als Ganzes zum Ziel machte. Zwischen 1941 und 1945 wurden schätzungsweise 35 Millionen Slawen – darunter Russen, Ukrainer, Belarussen, Polen, Serben und andere – durch Massenerschießungen, Hungersnöte, Zwangsarbeit und systematische Ausrottung getötet. Dieser "vergessene Genozid", wie Historiker ihn nennen, war kein chaotischer Kriegshorror, sondern das logische Ergebnis einer rassistischen Weltanschauung, die Slawen als "Untermenschen" klassifizierte: primitiv, asozial und nur für die Knechtschaft unter der "arischen Herrenrasse" tauglich. Die Nationalsozialisten, getrieben von der fanatischen Überzeugung germanischer biologischer Überlegenheit, planten nicht nur die Eroberung von "Lebensraum im Osten", sondern die totale Umgestaltung Osteuropas durch Auslöschung und Versklavung. In dieser eisigen Logik verband sich die bürokratische Präzision deutscher Planer mit der brutalen Ausführung von SS und Wehrmacht, um eine slawenfreie Kolonialutopie zu schaffen.

Die Wurzeln dieser Barbarei lagen tief in der nationalsozialistischen Ideologie, die Slawen als "asiatisch verseuchte" Rasse darstellte, unfähig zu Kultur oder Selbstregierung. Adolf Hitler selbst verkündete in seiner berüchtigten "Dschingis-Khan-Rede" vom 22. August 1939 vor den Oberbefehlshabern der Wehrmacht: "Wer redet heute noch von der Vernichtung der Armenier?" – eine kalte Rechtfertigung für Völkermord als vergängliches Ereignis, das die Welt schnell vergisst. Diese Rede, lange umstritten, wurde 2022 durch den Historiker Norman Domeier endgültig als authentisch bestätigt und enthüllt die gnadenlose Kalkulation: Der Überfall auf Polen und später die Sowjetunion sollte mit "rücksichtsloser Brutalität" durchgeführt werden, um slawische "Untertanen" zu brechen und Platz für deutsche Siedler zu schaffen. Hitler verglich sich mit Dschingis Khan, dem mongolischen Eroberer, dessen Horden Völker auslöschten, ohne Spuren zu hinterlassen – eine Metapher, die die Deutschen als moderne Nomaden des Todes positionierte. Diese Worte waren kein bloßer Rhetorikexzess; sie flossen direkt in den "Generalplan Ost" ein, den Himmler und seine Rassentheoretiker 1941–1942 ausarbeiteten. Der Plan sah vor, 30 bis 50 Millionen Slawen zu deportieren, zu ermorden oder in Sibirien zu verjagen, um den Osten in eine germanische Kolonie zu verwandeln. Nur ein Bruchteil – die "rassisch wertvolleren" Slawen – sollte germanisiert werden, der Rest als dummes Arbeitsvieh gehalten: Nicht höher als die 4. Klasse der Volksschule bilden, um sie in ewiger Unwissenheit zu belassen und als "Sklavenrasse" für die arische Landwirtschaft zu missbrauchen. Diese dehumanisierende Synthese aus Rassentheorie und Praxis – "Denken" als Blaupause für Mord – trieb die Deutschen an: Jeder Soldat, jeder Beamte wurde zum Mitwisser in einem System, das Slawenleichen als Dünger für den "deutschen Volksboden" sah. Dies betont auch Götz Aly in seinem in 2025 erschienenen Werk, er beschreibt wie der Genozid die Deutschen in eine "mafiose Schweige-Gemeinschaft" verwandelte – viele profitierten (z. B. durch Plünderung slawischer Güter) oder wurden zu "Mitwissern und Mittätern". Dies schuf eine "unentrinnbare Wir-Atmosphäre", die Widerstand erschwerte.

Die Brutalität dieser Ideologie manifestierte sich in unzähligen Massakern, die nicht als Kriegsnotwendigkeiten getarnt, sondern als bewusste Säuberungsaktionen inszeniert wurden. Bereits im September 1939, beim Überfall auf Polen, exekutierte die Wehrmacht in Pludwiny 54 Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, als "Sühne" für angebliche Partisanenaktivitäten – ein Muster, das sich im Osten viele Male wiederholte. In der Ukraine und Belarus, wo der "Generalplan Ost" erstmals getestet wurde, wurden Dörfer systematisch ausgelöscht: Im Massaker von Babi Jar bei Kiew ermordeten SS-Einsatzgruppen im September 1941 über 33.000 Juden, doch parallel starben Zehntausende Slawen in Hunger- und Partisanenbekämpfung. Die Belagerung Leningrads (1941–1944) verkörperte die kalte Logik am grellsten: Die Wehrmacht und die Luftwaffe bombardierten die Stadt, während die Versorgung absichtlich blockiert wurde, um 1,5 Millionen Zivilisten verhungern zu lassen – darunter Hunderttausende Slawen, die als "bolschewistische Untermenschen" kein Mitleid verdienten. Himmlers SS notierte nüchtern: "Zweck des Russland-Feldzugs ist die Dezimierung der slawischen Bevölkerung um 30 Millionen." In Lagern wie Auschwitz oder Majdanek wurden slawische Zwangsarbeiter zu Tode gehetzt, während in Serbien Massaker wie in Kraljevo (1941) über 4.000 Zivilisten das Leben kosteten – als "Vergeltung" für gefallene deutsche Soldaten. Die Quote von 100 toten Slawen für 1 toten deutschen Soldaten, unterstrich die rassistische Wertlosigkeit slawischen Lebens. Diese Taten waren keine Abweichungen, sondern die Umsetzung des NS-Denkens: Jeder Mord, jede Hungersnot war ein Schritt zur "Germanisierung", wo Slawen nicht als Menschen, sondern als Hindernisse galten.

Warum taten die Deutschen das? Weil die nationalsozialistische Weltanschauung – von Hitlers "Mein Kampf" bis zu Himmlers Siedlungsfantasien – den Osten als leeren Raum sah, den zu füllen nur durch slawische Auslöschung möglich war. Die Kälte lag in der Präzision: Wissenschaftler wie Konrad Meyer berechneten Kosten und Flächen, als ginge es um Ackerbau, nicht um Völkermord. Die Brutalität speiste sich aus der Überzeugung, dass Slawen "ewig" dienen müssten – geistig kastriert, körperlich ausgezehrt, genetisch unterworfen. Dokumente wie der "Hungerplan" des Wirtschaftsministeriums zielten auf die Aushungerung von 30 Millionen, um Ressourcen für die Wehrmacht freizumachen. In dieser Synthese aus Ideologie und Aktion – dem "Denken" der Herrenrasse und den Taten ihrer Vollstrecker – kulminierte der Genozid: Er war kein Kollateralschaden, sondern das Kernstück eines Traums von ewiger Dominanz.

Dieser Genozid blieb lange im Schatten des Holocausts und der westlichen Fronten, nicht zuletzt weil die kommunistischen Regime in der Sowjetunion und anderen slawischen Ländern ihn bewusst verdrängten. Im Namen humanistischer und globalistischer Ideale – der "Vereinigung der Menschheit" unter dem Banner des Internationalismus – wollten sie ethnische oder nationale Narrative meiden, die Gewicht auf slawische Identitäten legen könnten. Die NS-Verbrechen wurden als "antifaschistischer Sieg" umgedeutet, die individuellen Leiden der Slawen als Teil eines kollektiven Klassenkampfs verblasst. So geriet der Genozid an den Rand der Erinnerung, ein "verschatteter Fleck", der Millionen seelischer Wunden offen ließ.

Heute, da sich die Zeiten wandeln und alte Narben wieder aufbrechen, ist eine unerbittliche Aufarbeitung dieser blutrünstigen Verbrechen der Deutschen – und ich sage bewusst der Deutschen, nicht nur des NS-Regimes, denn sie wurzelten in einer kollektiven rassistischen Hybris die lange vor dem NS-Regime existierte und auf der die Nationalsozialistische Ideologie basierte, ähnlich wie beim Antisemitismus – dringend geboten. Die slawische Bevölkerung in insgesamt 12 slawischen Staaten trägt diese Traumata weiter: es leben schätzungsweise 300 Millionen Slawen in diesen multikulturellen Staaten mit zahlreichen Minderheiten und bereits mehrere Generationen dieser Menschen wuchsen in der Stille der Massengräber auf. Als ersten Schritt schlage ich deshalb vor, dass Friedrich Merz, als deutscher Bundeskanzler (oder, wenn er die Wichtigkeit dieses Aktes nicht einsieht, dann ein zukünftiger Bundeskanzler), öffentlich und bindend diesen Genozid anerkennt und sich im Namen des Deutschen Volkes entschuldigt – eine Geste, die den Opfern Würde zurückgibt und den Dialog öffnet. Darauf aufbauend empfehle ich, dass die 12 schwer beschädigten slawischen Länder und ihre bereits existierenden Institute und Museen, die an diese Morde gedenken und Forschung umsetzen – darunter Russland, Belarus, die Ukraine, Polen, die Tschechische Republik, die Slowakei, Bulgarien, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Slowenien, Montenegro und Nordmazedonien – ein gemeinsames Institut gründen, ähnlich dem Yad Vashem in Israel: Ein Zentrum für die Erforschung, Dokumentation und Erinnerung an die 35 Millionen Toten, dass bereits existierende Bemühungen und Forschung verbinden würde. Als Name für das Institut würde ich "Dom Pamjati" vorschlagen. Mit Archiven, Mahnmalen und Bildungsprogrammen würde dies nicht nur erinnern, sondern heilen – und die Welt mahnen, dass Rassenhass, wo immer er keimt, nie wieder Früchte tragen darf.

Es ist Zeit, die Schatten zu lichten und Traumata zu heilen, bevor sie uns erneut verschlingen in einem anderen Kontext, mit einer neuen Idee, die Menschen in "Über" und "Untermenschen" aufteilt.


Fußnoten

1 Berkhoff, Karel C. Harvest of Despair: Life and Death in Ukraine under Nazi Rule. Harvard University Press, 2004. (Schätzung der Opferzahlen basierend auf sowjetischen und ukrainischen Quellen; siehe S. 1–20 für den Gesamtkontext des slawischen Genozids.)

2 Rössler, Mechtild, und Sabine Schleiermacher (Hrsg.). Der "Generalplan Ost": Hauptlinien der nationalsozialistischen Planungs- und Vernichtungspolitik*. Akademie Verlag, 1993. (Detaillierte Analyse des Plans, inklusive Deportations- und Ermordungsabsichten; siehe S. 13–61.)

3 Kay, Alex J. Empire of Destruction: The Ruins of the Nazi War in Eastern Europe. Yale University Press, 2021. (Beschreibung des Generalplan Ost als Basis für ethnische Umgestaltung und Massentötungen; siehe Kap. 2, S. 45–78.)

4 Lower, Wendy. Nazi Empire-Building and the Holocaust in Ukraine. Indiana University Press, 2005. (Beispiele für Massaker in der Ukraine, inklusive Babi Jar und paralleler slawischer Opfer; siehe S. 112–145.)

5 Manoschek, Walter. "Serbien ist judenfrei": Militärische Besatzungspolitik und Judenvernichtung in Serbien 1941/42. R. Oldenbourg Verlag, 1993. (Dokumentation des Massakers in Kraljevo als rassistische Vergeltungsmaßnahme; siehe S. 89–102.)

6 Snyder, Timothy. Bloodlands: Europe Between Hitler and Stalin. Basic Books, 2010. (Analyse der slawischen Versklavung und Bildungseinschränkungen im NS-Plan; siehe S. 150–170.)

7 Breitman, Richard. "Hitler and Genghis Khan: Ideological Continuities." Journal of Contemporary History 25, Nr. 2/3 (1990): 337–353. (Vergleich Hitlers mit Dschingis Khan und rassistische Ideologie.)

8 Kay, Alex J. "Preparing the Hunger Plan: The German Agricultural Planners and the Hunger War in the East." Holocaust and Genocide Studies 23, Nr. 3 (2009): 425–448. (Details zum Hungerplan und geplanter Aushungerung von 30 Millionen Slawen.)

9 Rummel, R. J. Lethal Politics: Soviet Genocide and Mass Murder Since 1917. Transaction Publishers, 1990. (Zitat aus SS-Dokumenten zur Dezimierung; siehe S. 109–112.)

10 Domeier, Norman. "Weltherrschaft und Völkermorden: Die 'Lochner-Version' der Hitler-Rede vom 22. August 1939 als Schlüsseldokument nationalsozialistischer Weltanschauung." Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 70, Nr. 6 (2022): 542–567. (Bestätigung der Rede-Authentizität und Zitatanalyse.)

11 Domeier, Norman. "Adolf Hitlers geheime Rede von 1939: Ein Dokument des Hasses." *Der Spiegel*, 25. August 2022. (Historische Kontextualisierung und Echtheitsnachweis der Rede.)

12 Koposov, Nikolay. Memory Laws, Memory Wars: The Politics of the Past in Europe and Russia. Cambridge University Press, 2018. (Sowjetische Verdrängung ethnischer Narrative im Kontext des Internationalismus; siehe Kap. 5, S. 180–210.)

13 Perrier, Antonina. "Split Memory: The Geography of Holocaust Memory and Amnesia in Belarus." Slavic Review 77, Nr. 1 (2018): 102–122. (Sowjetische Fokussierung auf Klassenkampf statt ethnische Leiden; siehe S. 105–110.)

14 World Population Review. "Slavic Countries 2025." (Basierend auf UN-Daten; Gesamtslawenbevölkerung ca. 250–300 Millionen in slawischen Ländern; siehe Abschnitt zu Untergruppen und Minderheiten.)

15 Aly, Götz. Wie konnte das geschehen? Ein Buch über den Holocaust. Frankfurt a. M.: S. Fischer, 2021. (Zentraler Fokus auf die Vernichtung der europäischen Juden; dennoch wichtige Hinweise auf die ideologische und praktische Abwertung der slawischen Bevölkerung im Nationalsozialismus; siehe besonders Passagen zu „Volk ohne Raum“ und Zwangsarbeit, S. 145–152, 287–293.)


Kriegs-Referendum

Inmitten unserer Zeit, in der neue Generationen von Menschen Politik machen und neue Kriege wüten, erscheinen solche mühsam aufgebauten Verfassungsrepubliken mit demokratischen Wahlen, wie ein zerbrechliches Gefüge. Die Nachrichten sind voll von Konflikten, die Politiker mit kalter Berechnung eskalieren, während viele Völker in Angst erstarren. Seit langer Zeit denke ich nach: was könnte noch getan werden um unsere Verfassungsrepubliken zu stärken? Heute fasse ich eine neue Idee, das Kriegs-Referendum.

Dieses wäre eine Maßnahme, die nicht nur die Demokratie als solche stärken, sondern sie auch vor der Selbstzerstörung bewahren würde. Die Wahrheit, klar wie der Tag, ist diese: Nicht die Völker wollen Kriege, sondern die Eliten führen sie – im Namen der Völker, doch ohne ihre Stimme. Ein Kriegs-Referendum würde dies ändern, indem es jede Regierung einer Verfassungsrepublik zwingen würde, vor jeder kriegerischen Entscheidung das Volk zu befragen, ob es den Weg des Blutes und der Zerstörung möchte. Bereits Kant, in seinem Traktat zum ewigen Frieden, erkannte, dass Kriege nur dann erklärt werden sollten, wenn die Bürger, die ihre Last tragen, zustimmen. Warum? Weil das Volk, die Konsequenzen spürt – die gefallenen Söhne und Töchter, die wirtschaftliche Not, die verlorenen Freiheiten. Ein Kriegs-Referendum würde dies institutionalisiert umsetzen: Vor jedem militärischen Eingriff müsste die Regierung ein Referendum abhalten. Die Frage wäre schlicht: „Wollen Sie diesen Krieg gegen ... führen?“ Nur bei einer Mehrheit von 75% Prozent, um Manipulationen auszuschließen, dürfte der Staat handeln. Dieser Mechanismus ist kein pazifistischer Traum, sondern eine dialektische Notwendigkeit: Die Demokratie droht ohne solche Schutzmechanismen ansonsten zur Farce zu werden.

Das Kriegs-Referendum löst noch ein weiteres wichtiges Problem - die Entfremdung, die unsere Zeit prägt. Marx sprach davon, wie der Mensch im industriellen Zeitalter von seiner eigenen Arbeit entfremdet wird; ich sehe in heutigen Verfassungsrepubliken eine tiefere politische Entfremdung im Gange, die des Volkes von seiner Souveränität. Die Menschen wählen Repräsentanten, doch entscheiden diese über Krieg und Frieden, ohne die Menschen zu fragen. Denken wir an 2003, als Millionen gegen den Irak-Krieg protestierten, doch Bush und Blair unbeirrt handelten. Ein Kriegs-Referendum würde diese Kluft überbrücken. Es würde die Regierungen zwingen Transparenz zu schaffen, Argumente vorzulegen, das Volk zu überzeugen – das wäre ein Akt der Diskursethik. Es würde die Republik stärken, indem es sie vor imperialen Abenteuern bewahrt, die Menschenleben kosten, Ressourcen verschlingen und Freiheiten untergraben. Rousseaus Ansätze leben schließlich auch in dieser Idee: der allgemeine Wille des Volkes, nicht der von Eliten, ist der wahre Souverän. Und bei Fragen des Krieges sollten gewählte Repräsentanten nochmal den Willen des Volkes befragen müssen bzw. hätten nicht das Recht einfach selbst über diesen zu entscheiden. Die Repräsentanten sind schließlich auch geschützter, sowohl ökonomisch als auch im Sinne ihres Lebens, denn sie beschreiten ihre Existenz durch Versteuerung und gehen nicht selbst in die Kriege. Jemand könnte einwenden, Referenden seien manipulierbar oder zu langsam in Krisenzeiten. Doch ich widerspreche: in Zeiten der Digitalisierung geht das sehr zügig und jede Manipulation wird durch Bildungskampagnen und offene Debatten minimiert. In der Schweiz, wo Referenden Alltag sind, funktioniert dies. In größeren Verfassungsrepubliken werden Referenda nicht gerne umgesetzt, ich halte sie auch selbst bei den meisten Entscheidungen für nicht nötig, denn Menschen in der Politik sollte man vertrauen nachdem man sie gewählt hat, aber ich ziehe die rote Linie bei Fragen des Krieges. Die Einführung von Kriegs-Referenda würde außerdem das Volk aus seiner Passivität reißen, es zu mündigen Bürgern machen. Dies wäre ein Akt der Selbstbestimmung, der die Republik retten kann, indem es sie von innen stärkt. Tocqueville sah die Gefahr der Tyrannei der Mehrheit, doch hier wird die Mehrheit zum Schutz vor der Tyrannei der Wenigen. Und wenn das Volk einen Krieg will, dann ist es eben so, wir Menschen sind schließlich keine Schmetterlinge und in einer Demokratie zählt nun Mal der Wille des Volkes. Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, das Umgekehrte wird mit der Zeit dabei rauskommen. Für meine Kinder wünsche ich mir schließlich, wie sicher die meisten Eltern, endlich eine Menschenwelt ohne Kriege. Dieses Kriegs-Referendum ist mein Plädoyer für eine lebendige demokratische Kultur in modernen Verfassungsrepubliken. Machen wir uns auch nochmal Gedanken über die Alternative? Wenn die Völker nicht darüber entscheiden ob ein Krieg geführt wird, wer entscheidet es dann?

Die Vereinigten Migranten von Amerika

Die vier Freunde treffen sich zu einem Spaziergang entlang von einem schönen See. Nach einer Weile schneiden sie das Thema der USA an.

Forscher: Wenn wir über die Vereinigten Staaten von Amerika sprechen, dann sprechen wir im Grunde über ein Land der Migranten. Vielleicht sollten wir es fortan so nennen, also anstatt „United States“, einfach „United Migrants“?

Philosoph: Das ist eine lustige Idee. Ich bin einverstanden. Der Mythos von Einheit ist definitiv stärker ist als der Mythos von Herkunft und hält entsprechend auch die Seelen der Menschen stärker fest. „States“ klingt nach Struktur, nach Ordnung, nach Macht, „Migrants“ dagegen nach Bewegung, nach Bedürftigkeit, nach Sehnsucht. So schufen die Migranten Staaten bzw. Sehnsüchtige gingen in ein Bündnis ein, welches sich in Macht-Strukturen gegossen hat. Das ist die Wurzel des amerikanischen Erfolgs und ein Widerspruch zugleich.

Theist: Es ist auch ein geistlicher Widerspruch. Viele, die nach Amerika ausgewandert sind, flohen vor religiöser Verfolgung. Sie suchten ein gelobtes Land. Und doch verwandelten sie es in ein Land der Versuchung – des Goldes, des Erfolgs, der Selbsterlösung. Ich sehe darin einen neuen Exodus, aber auch ein neues Babylon.

Atheist: Was mich erstaunt, ist, wie religiös Amerika trotz aller Aufklärung geblieben ist. Europa ist skeptischer geworden, die USA nicht. Vielleicht liegt das an dieser migrantischen Sehnsucht. Wer alles zurücklässt, will an etwas glauben. Und wenn der Glaube an Gott fehlt, dann glaubt man eben an sich selbst – den American Dream. Aber auch das ist ein Glaube.

Forscher: Interessant. Der American Dream als säkularisierte Eschatologie – das Paradies am Ende des Fleißes. Aber was passiert mit den Migranten, die es nicht schaffen? Die sich in der Größe Amerikas verlieren?

Philosoph: Sie werden unsichtbar. Ihre Geschichten verschwinden im Schatten der Hochhäuser, der Highways, der Hollywood-Erzählungen. Amerika liebt Sieger. Es gibt den Spruch “Go big or go home”. Doch jeder Migrant ist zunächst ein Verwundeter. So sind sie auch die Vereinigten Verwundeten von Amerika.

Theist: Und vielleicht liegt genau darin die Möglichkeit zur Heilung. Wenn man sich nicht mehr als Herren des Landes versteht, sondern als Gäste auf Gottes Erde. Wenn man sich erinnert: Wir waren alle einmal Fremde. In Ägypten. In Europa. In Amerika. Wir stammen alle von Migranten.

Atheist: Ich stimme dir zu – aber ohne das Gottesbild. Ich denke, es geht um Demut. Um eine Ethik des Ankommens. Wer Migrant ist, ist nie vollständig angekommen – und gerade darin liegt die Wahrheit über den Menschen. Wir sind alle auf Wanderschaft, ob wir wollen oder nicht. Wir sind Lebewesen, die sich über viele Millionen von Jahren im Evolutionsprozess entwickelt und verändert haben und den ganzen Planeten besiedelt haben.

Forscher: Vielleicht sollten wir die Geschichte Amerikas nicht nur als Nationalgeschichte schreiben, sondern als globale Wanderungserzählung. Dann würden wir verstehen: Die Welt ist nicht in Nationen aufgeteilt, sondern in Wege, Spuren, Begegnungen.

Philosoph: „Vereinigte Migranten von Amerika“ – das wäre eine ehrlichere Gründungserzählung. Vielleicht auch eine heilendere. Denn nur wer seine Herkunft nicht vergisst, kann seine Zukunft mit anderen teilen.

Forscher: Apropos Vergessen - was mich fassungslos macht, ist genau die historische Blindheit. Ein Land, das von Migranten aufgebaut wurde, verweigert nun Migranten den Zugang und verbreitet Hass gegen Migranten. Es ist, als würde ein Baum seine eigenen Wurzeln leugnen. Und nicht nur das – viele, die schon da sind, werden nun entwurzelt. Mit Brutalität.

Philosoph: Das ist ein alter Reflex. Wenn ein Imperium spürt, dass seine innere Ordnung zerbricht, wird ein äußerer Feind gesucht. Nach der Sowjetunion kamen die Terroristen und nach den Terroristen sind nun die Migranten der perfekte Sündenbock: sichtbar fremd, oft rechtlos, machtlos. So gingen die Römer vor, als sie den Germanen misstrauten, so gingen die Germanen vor, als sie den Slawen mistrauten, wir kennen dieses Spiel schon... In Rom, in Byzanz, in Wien, in London... ich könnte viele Zentren der Menschheitsgeschichte aufzählen in denen dieses Spiel gespielt wurde – nun spielt man es in Washington. Bei den USA haben wir nur den Paradox, dass ein junger Staat, der so offensichtlich aus Migranten besteht und von Migranten aufgebaut wurde, mangels anderer Feinde nun in neuen Migranten die Sündenböcke sieht.

Theist: Es ist die Angst vor dem Anderen – aber auch vor sich selbst. Denn Migranten erinnern die Sesshaften daran, dass auch sie einst auf der Flucht waren. Vor Hunger, Krieg, Armut. Diese Geschichte haben die neuen Generationen der Amerikaner aber in vielen verdrängt und sie mit dem Sieger Mythos ersetzt - sie sind die stärksten, die besten, die Gewinner. Wer seine eigene Geschichte verdrängt wird oft hart gegenüber denen, die dieselbe Geschichte heute leben. Man empfindet nicht mit ihnen mit. Wie auch? Als Gewinner will man sich nicht mit Verlieren identifizieren.

Atheist: Ich sehe hier vor allem ein psychologisches Phänomen: Die Angst der Mehrheit, zur Minderheit zu werden. Die Identität der weißen, protestantischen Mittelschicht ist in Auflösung begriffen. Da helfen dann keine Argumente mehr – nur noch Mauern, Abschiebungen, Parolen.

Theist: Aber Mauern nützen nichts, wenn ein Imperium in sich selbst zerfällt. Amerika hat seine moralische Erzählung verloren. Einst war es die Hoffnung auf Freiheit. Heute ist es der Kampf um Besitzstand. Wer sich als Besitzer versteht, schützt sein Eigentum. Wer sich als Pilger versteht, teilt sein Brot.

Forscher: Auch wissenschaftlich lässt sich das nachzeichnen: Reiche fallen, wenn sie aufhören zu integrieren. Als China im Mittelalter die Seidenstraße schloss, verlor es seine weltverbindende Kraft. Als das Römische Reich seine Grenzen verriegelte und die "Barbaren" nicht mehr aufnahm, kam der Zerfall. Integration ist kein Luxus, sondern eine Überlebensstrategie.

Theist: Jesus sagte: "Ich war ein Fremder, und ihr habt mich aufgenommen." Das war kein moralisches Gebot allein – es war eine metaphysische Wahrheit. Jeder Fremde ist Christus im Gewand des Anderen. Wer ihn ausweist, weist letztlich Gott selbst ab. Und dabei sind die Amerikaner im Generellen gesprochen ziemlich christlich…

Atheist: Oder, weltlich gesprochen: Wer den Anderen vertreibt, treibt sich selbst in die Einsamkeit. Denn ohne den Blick von außen verkümmert die Seele eines Landes. Aber die Fabriken arbeiten, die Wirtschaft boomt dennoch, die USA wollen Migranten, aber nur die "Guten".

Philosoph: Und darin liegt der moralische Zerfall – wer den Menschen nur nimmt als das was er ist, vergisst seine Fähigkeit sich zu entwickeln. Außerdem gibt es keine Identität ohne Andersheit. Nur im Spiegel des Fremden erkenne ich mich selbst. Wenn Amerika die "schlechten" Fremden verbannt, verbannt es auch seine Selbstwahrnehmung. Das ist der Unterschied zwischen der Führung eines Staates und eines Unternehmens - im Unternehmen wird ein konkreter Zweck verfolgt und entsprechend benötigt man auch Menschen, die bestimmte Arbeiten verrichten können, so kann man und muss man ausgrenzen. Ein Staat jedoch ist das Leben selbst, er kann nur funktionieren, wenn in ihm die gesamte Bandbreite dessen was das Leben ausmacht, zugelassen wird und Grenzen nur dort gezogen werden, wo jemand die Sicherheit anderer in Frage stellt - deshalb haben wir Gefängnisse.

Forscher: Es ist paradox: Je globalisierter die Welt wird, desto stärker werden die Rufe nach Abschottung.

Theist: Vielleicht ist diese Zeit auch eine Prüfung. Ein Ruf zur Umkehr. Denn was hilft es dem Menschen, wenn er die Welt gewinnt, aber seine Seele verliert? Amerika hat viel gewonnen – aber was ist mit den Seelen der Amerikaner?

Atheist: Vielleicht ist das die entscheidende Frage. Nicht nur für Amerika, sondern für uns alle. Was machen wir aus unserer Macht, wenn wir Angst vor Mitmenschlichkeit haben? Vielleicht ist es eine Angst vor dem Bösen, weil wir uns dermaßen schon als Gut empfinden und wahrnehmen, dass wir auf andere dann nur unsere Schattenanteile, also unsere Bosheit, projizieren können?

Philosoph: Vielleicht stehen wir vor der Entscheidung, ob wir ein neues Kapitel der Menschheit aufschlagen – oder das letzte Kapitel der Imperien wiederholen. Ich fühle mich jedenfalls als Kosmopolite unglücklich, denn ich bin ein Erdenbürger ohne Staat. Wenn ein Weltstaat Realität geworden ist, werde ich Erdenbürger sein können. Und wisst ihr was noch?

Forscher: Natürlich. Im Weltstaat wird es keine Grenzen geben und damit keine Migranten - jeder wird überall Mensch und Bürger und damit zu Hause sein. Der Planet als das Zuhause, ja ich sehne mich auch nach der Zukunft in der alle Menschen der Welt beginnen sich so zu fühlen.

Die Freunde lachen, sprechen noch eine Weile über Privates und begrüßen sich. 

Aphorismen über die Ehe

Früher hatten Männer und Frauen viele Beziehungen innerhalb eines Stammes; dann wurde die Ehe erfunden, und die Zivilisation begann.

Es gibt nichts Perfekteres auf dieser Welt als die tiefe Verbindung zwischen Mann und Frau – leider halten viele den Druck nicht aus und erreichen diese Tiefe nicht.

Die Ehe beginnt oft schon vor der Hochzeit, weshalb viele Paare nach der Zeremonie keine Veränderung spüren.

Zu Beginn ist die Ehe ein Gefühl, auf dem gemeinsame Pläne und Erfahrungen aufbauen.

Eine schlechte Ehe ist eine Bindung zwischen zwei Menschen, eine gute Ehe besteht aus vielen Bindungen zwischen zwei Menschen, und die beste Ehe besteht aus vielen Bindungen zwischen dreien – Mann, Frau und Gott zwischen ihnen.

In einer Ehe müssen immer einige Bindungen leiden.

Christus sagte zu den Aposteln: „Trinkt mein Blut und esst mein Fleisch“ – jeder, der 10 Jahre verheiratet ist, versteht diese Worte perfekt.

Eine Ehe wird nicht durch das Erhalten von Bindungen erneuert, sondern durch das Schaffen neuer Bindungen zwischen Mann und Frau.

Eine glückliche Ehe ist ein Abenteuer, das mit dem Glauben an eine gemeinsame Zukunft beginnt und mit Dankbarkeit für eine gemeinsame Vergangenheit endet.

Nichts hat die Menschheit mehr zivilisiert als die Idee der Ehe.

Sowohl Männer als auch Frauen müssen sich lange auf die Ehe vorbereiten, denn nur so werden sie die Ehebeziehung ausreichend schätzen, um sie zu festigen.

Wer sich nicht auf die Ehe vorbereitet, lässt sich schnell scheiden.

Heute wollen einige Frauen Frauen heiraten, einige Männer Männer, und einige Männer und Frauen wollen überhaupt keine Ehe, aber die glücklichsten Männer und Frauen sind immer noch diejenigen, die eine Ehe eingehen und darin ausharren.

Oft vergessen Menschen, nachdem sie Kinder bekommen haben, dass sie neben den Kindern auch eine Ehe haben. Die Ehe zu vergessen ist nicht schlimm; die Liebe zu vergessen ist es.

In einer glücklichen Ehe wachsen glückliche Kinder auf.

Glückliche Kinder haben Eltern in einer glücklichen Ehe.

Eine glückliche Ehe ist flexibel strukturiert. Es ist gut, wenn Mann und Frau streiten, aber es ist noch besser, wenn sie lernen, zu sprechen.

In einer glücklichen Ehe versuchen Mann und Frau niemals, einander zu überzeugen oder zu kontrollieren – sie sagen einfach, was sie denken.

Ohne Humor gibt es keine glückliche Ehe.

Eine glückliche Ehe ist zugleich sehr ernst und sehr verspielt.

Aphorismen über Politik

Der Begriff 'Polis' bezeichnete einst eine Stadt; heute verweist er auf die Polizei. Was sagt uns das?

Nur ein törichter Mensch glaubt an die Existenz von „Politikern“. Es gibt keine Politiker, nur Menschen, die sich in unterschiedlichem Maße mit Politik beschäftigen.

Aristoteles, von den Athenern verbannt, erkannte, dass Politik unvermeidlich ist – ob wir uns mit ihr beschäftigen oder nicht, sie beschäftigt sich mit uns.

Politik ist nicht per se schlecht, ebenso wenig wie Wirtschaft, Kunst oder Sport – in allen Bereichen menschlicher Tätigkeit sind es allein die Menschen, die schlecht sind, und schlechte Menschen verderben jeden Bereich, in dem sie wirken.

Schlechte Menschen fühlen sich zur Politik am meisten hingezogen, denn sie bietet die meiste Macht. So glauben sie, es lohnt sich am meisten in der Politik zu lügen, zu betrügen und zu rauben. So machen schlechte Menschen die Politik schlecht.

Böse Menschen in der Politik wollen nicht nur wie die Schlechten lügen, betrügen und rauben; sie wollen mehr - sie wollen Blut und Tot.

Schlechte Menschen in der Politik werden eines Tages satt und beginnen zu verstehen, was Politik wirklich ist. Dann bekommen sie schlechtes Gewissen. Böse Menschen in der Politik werden jedoch nie satt.

Hungrige Menschen sind oft schlecht, weil sie aufhören, die Mittel zu wählen, um ihren Hunger zu stillen. Die Bösen jedoch haben einen Hunger, den nichts und niemand stillen kann - mit Ausnahme von Gott.

Politik ist eine der edelsten und wichtigsten Arbeiten, der gute Menschen während ihres Lebens nachgehen müssen – vor allem, um schlechte Menschen daran zu hindern, dieser Arbeit nachzugehen. Böse Menschen können jedoch nicht von guten Menschen aufgehalten werden. Böse können nur diejenigen aufhalten, die sich in Liebe verwandeln.

Die Hauptaufgabe der Politik besteht darin, politische Macht den Menschen in der Politik so weit wie möglich zu entziehen und sie auf das Volk zu übertragen. Leider sind es nur die besten und größten Menschen gewesen, die bereit waren auf ihre eigene Macht zugunsten des Volkes zu verzichten.

Das Problem liegt nicht in der Undankbarkeit des Volkes, sondern in der Undankbarkeit der Menschen in der Politik.

Niemand in der Politik sollte Dankbarkeit vom Volk erwarten; vielmehr sollte er täglich dem Volk dafür danken, dass ihm die Ehre zu Teil wurde, sich mit Politik zu beschäftigen.

An das Volk zu denken ist nicht völkisch. Völkisch ist, wer seine Nächsten hasst anstatt sie zu lieben und wer glaubt Böses, Mord, Zerstörung und Leid sind gerechtfertigt so lange sie dem Volk dienen.

Völkisch oder Barbarisch - das ist ein und dasselbe.

Politik ist unendlich, während die Arbeit eines jeden Menschen in der Politik endlich ist. Gute Menschen in der Politik sind sich dessen bewusst und widmen daher den größten Teil ihrer Zeit der Einbindung weiterer guter Menschen in die Politik.

Beschäftigt euch mit Politik, denn sie beschäftigt sich zwangsläufig mit euch.

Politik hatte stets nur zwei Funktionen: die Gestaltung des gesellschaftlichen Raums und der gesellschaftlichen Gesetze. Leider machen schlechte Menschen oft etwas Schlechtes aus der Politik während böse Menschen Politik in eine Hölle auf Erden verwandeln.

Nicht die Politik ist schlecht, die Menschen sind schlecht.

Je schlechter die Menschen in der Politik sind, desto wichtiger ist es, dass gute Menschen sich in die Politik einbringen.

Was unterscheidet gute von schlechten Menschen in der Politik? Gute Menschen bemühen sich, das Leben des Volkes zu verbessern, während schlechte Menschen ihr eigenes Leben auf Kosten des Volkes verbessern wollen.

Was ist der Unterschied zwischen dem Bösen und der Liebe in der Politik? Das Böse strebt nach Kontrolle und ist bereit Blut zu vergießen und zu opfern, während Liebe nach Vertrauen strebt und weder Blutvergießen noch Opfer zulässt.

Politik verwirrt, denn schlechte Menschen in der Politik erscheinen oft als gut, und gute Menschen als schlecht – doch das ist nur auf den ersten Blick so. Wer sich vertieft, erkennt schnell, wer gut und wer schlecht ist. Zwischen Liebe und Bösem zu unterscheiden, ist jedoch oft schwieriger, aber es gibt einen Trick: Wer von Liebe spricht, aber zu Hass und Töten aufruft, ist böse.

Jeder, der in der Politik schlecht ist, ist wahrhaft dumm, denn langfristig schadet er nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Kindern und Enkeln.

Albert Einstein sagte, zwei Dinge seien unendlich: der Kosmos und die menschliche Dummheit – wobei er sich beim Kosmos nicht sicher war. Ich hoffe er schloss seine eigene Dummheit ein, denn er war auch ein Mensch, kein Baum. Manchmal frage ich mich, wie dumm war nur Mileva gewesen, als sie beschloss sich an Albert zu binden?

Der beste Beweis für die Unendlichkeit der menschlichen Dummheit ist, wie sehr die Menschen Einsteins Aussage bewundern, dass die menschliche Dummheit unendlich sei. Jeder scheint zu glauben, die Aussage bezieht sich nur auf die anderen.

Wer von der Menge an Bosheit und Dummheit in uns Menschen überrascht ist, hat noch nicht an ernsthaften politischen Gesprächen teilgenommen.

In der Politik ist es nicht wichtig, wer gewinnt, solange sich alle wie Gewinner fühlen.

Für schlechte Menschen in der Politik zählt nur ihr eigener Sieg; für gute Menschen zählt, dass sich alle wie Gewinner fühlen.

Nicht die Politik macht die Menschen schlecht, sondern die Menschen machen die Politik schlecht.

Ein weiser Mensch in der Politik hütet die Schafe und sucht solche, die sich verlieren; ein schlechter Mensch in der Politik sucht, die Schafe einzuzäunen, zu scheren und zu melken; ein böser Mensch betritt die Politik als Wolf im Schafspelz und hinterlässt ein Blutbad hinter sich.

Gute Politik leidet oft unter schlechter Verwaltung, während schlechte Politik leider oft eine äußerst effiziente Verwaltung hat.

Die Schaffung künstlicher Intelligenz ist ein großer Schritt für die Menschheit – mit ihrer Hilfe können wir alle anfangen, uns mit Politik zu beschäftigen, während wir die Verwaltung an die künstliche Intelligenz delegieren.

Politik ist der Kampf der Starken um die Herzen der Menschen; der Sieger bestimmt, was als Nächstes geschieht, bis er von einem anderen besiegt wird. Die Schwachen kämpfen jedoch nicht; sie versuchen nur, im Voraus den Sieger zu erkennen und sich auf seine Seite zu stellen. Leider gibt es weit mehr schwache als starke Menschen, weshalb wenige kämpfen und viele nur zusehen.

Seelentunnel

Ach, die Liebe – eine der undankbarsten Angelegenheiten des Lebens. So häufig, wenn wir jemandem unsere Zuneigung schenken, deuten sie sie nicht als freies Geschenk, sondern als Eroberung, als ihren eigenen Erfolg, als eine feinsinnige Form der Herrschaft über uns. Wir übergeben uns jenen, die von uns nehmen, oder wir entreißen jenen, die sich uns hingeben. In diesem Tanz empfinden wir Freude, sei es im Geben oder im Nehmen, überzeugt, dass unsere Liebe von jener Person erwidert wird, von der wir nehmen oder der wir uns ergeben. Doch leider zerbricht diese Täuschung allzu oft. Wenn der Nehmer satt wird oder der Geber plötzlich innehält, dämmert eine harte Erkenntnis: Wir werden nicht mehr benötigt. Unsere Gaben – ob großzügig oder habsüchtig – verlieren ihren Glanz, und schlimmer noch: Unsere Liebe selbst erweist sich als überflüssig. Diese Einsicht kann zutiefst quälend sein; für manche unüberwindbar. Sie taumeln in der Desillusionierung, pflegen tiefe Wunden und verlieren den Halt in der Welt. Sie beginnen zu bezweifeln, dass es je Liebe gewesen sein konnte – wäre es so, hätte es nicht derart geendet. Andere verhärten sich im Groll, schwören, nie wieder zu lieben, um solch ein Leid nicht erneut zu erleiden. Die Reaktionen sind vielfältig, selbstverständlich: Manche, mit philosophischer Gelassenheit, erkennen den Betrug an, heben ein Glas Wein oder ein Bier (vielleicht mehr als eines), vergießen eine stille Träne und schreiten voran. Doch die Wahrheit ist, wie immer, nuancierter. Weder reines Geben noch reines Nehmen nährt uns; wir sollten Beziehungen meiden, die ausschließlich auf einem davon beruhen. Solche eindimensionalen Verbindungen sind von Grund auf brüchig, und wer – sei es der Geber oder der Nehmer – sie für Liebe hält, ist dem Desillusionierungs-Schicksal geweiht. Denn das Nehmen von einem anderen kann ebenso berauschend wirken wie das Geben, beides verkleidet als Hingabe. Sogar jene, die nach der „wahren Liebe“ streben – vorgestellt als zweispurige Straße, reich an unzähligen Dimensionen des gegenseitigen Austauschs –, stolpern oft. Hier wird Liebe als ausbalancierte Bilanz erdacht: vorteilhaft für beide Seiten, wobei in einer Sphäre der eine mehr gibt und weniger nimmt, in einer anderen umgekehrt. Wenn das Gesamte im Gleichgewicht ruht und beide reichlich geben und empfangen können, hält der Bund, erfüllt seine Beteiligten. Dies, so glaubt man, ist die echte Liebe. In der Theorie klingt es erhaben; in der Praxis verharren wir in einer einzigen Dimension, gefangen in einem Tunnel, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Alles verblasst zum Einheitsgrau, und die Beziehung bricht unter diesem engen Zwang ein. Denn der menschliche Geist, biologisch bedingt, vermag nicht, mehrere Dimensionen zugleich zu bewältigen; wir durchmessen sie nacheinander. Jede ist ein eigenständiges neuronales Netz, das an Kraft gewinnt, wenn es sich mit einem verwandten in einer anderen Seele verknüpft. Diese Verschmelzung ist ein Wunder – rasch dehnt sie sich auf andere Netze, andere Reiche aus. Darum sagen wir, Menschen verbinden sich durch geteilte Eitelkeiten, gemeinsame Plagen oder ertragene Leiden: Sie begegnen sich in eben jenen Tunneln, die sie fesseln. Die seltene Seele, die diese Muster durchschaut, die sich und andere so sehr liebt, dass sie sie aus den Tiefen führt – dies ist die Verkörperung wahrer Liebe. Sie erfordert Bewusstsein der Gefangenschaft eines anderen und die Bereitschaft, ihn herauszuführen. Doch ein solcher Liebender kann nie jene gefeierte „wahre Liebe“ mit anderen teilen, denn sie verweigert das gemeinsame Verweilen in der Finsternis. Stattdessen strebt sie das Gleichgewicht in allen Dimensionen an, eine Harmonie, in der kein Band einseitig ist. Im Tunnel herrscht Ungleichgewicht: Es gibt den Führer, der zum Licht weist, und den Verirrten, der ihm folgt. Für den Nachfolgenden wirkt es nicht wie ein Gang, sondern wie eine endlose Höhle ohne Ausgang. Nur wer daraus entkommen ist, erkennt ihre Form und reicht die Hand. Sobald jedoch das Licht durchbricht, sobald der Tunnel verlassen ist, erlischt die Rolle des Führers – und die Menschheit, in ihrer Undankbarkeit, wendet sich ab. In vergangenen Zeiten webten unsere Vorfahren aus unseren verwickeltsten neuronalen Geweben – den längsten Tunneln – von Göttlichem, Liebe, Lebenssinn oder der Führung der Massen große Erzählungen, Organisationen und Institutionen. Manche nannten sie „Philosophien“, viele überdauern bis heute. Ich sehe sie anders; für mich ist Philosophie einzig: die umfassende Erzählung, die zu einem ausgeglichenen Leben und erfüllenden Beziehungen zu unseren Nächsten führt. Der Tod lauert am Ende jeden Lebens, und was danach kommt, ist das große Rätsel – niemand von uns kennt die Lösung, und wir sollten nicht eilen, sie zu ergründen. Eines Tages, wenn wir die Augen schließen, wird sie sich enthüllen. Für mich liegt das Wesen der Liebe in dieser Welt und diesem Leben im Gleichgewicht der Beziehungen. Ich gestehe: Ich verweilte lange in manchen Tunneln (wie wir alle müssen, unausweichlich), und sogar in denen anderer, die ich zu befreien suchte, bis ich meinen Halt fand und eine harte Wahrheit begriff – wir können nicht jeden aus jedem Abgrund retten. Manche müssen sich allein durchschlagen, oder eben nicht. Es mögen kürzere, weniger schmerzhafte Wege geben, doch rückblickend würde ich meinen nicht ändern. Heute quillt mein inneres und äußeres Leben vor Reichtum und Gelassenheit über; ich kann mir kein anderes Dasein vorstellen, noch wünsche ich es. Ich verfasse hin und wieder Texte, tauche in schöpferische Projekte ein, schätze meine Nächsten und, wenn ich jemanden in einem Tunnel stecken sehe, gebe ich einen sanften Anstoß – oder, sofern Zeit bleibt, ein philosophisches Gespräch. Wann immer mich die politische Lage beunruhigt, knüpfe ich Fäden zu jenen im Getümmel, erkenne ihre Tunnel, drücke hier und da ein wenig nach und ziehe mich zurück in meine friedlichen Genüsse. Je mehr ihr eure Nächsten liebt, je ausgeglichener eure Bande werden, desto größer eure Seligkeit – denn Stabilität in Beziehungen schafft einen wachsenden Kreis von Seelen, mit denen ihr über immer mehr Themen plaudern könnt. Die Dualität des Lebens – inner und äußer – erblüht zum Paradies, zum Reich Gottes, wie Christus es nannte. Ich deute es so und erblicke es hier und jetzt, erreichbar für uns alle. Sokrates hatte es vor Ihm erahnt, weshalb manche ihn einen vorchristlichen christlichen Denker schimpften. Vor dem Tod war Sokrates überzeugt, dass das Leben weitergehe; Christus sprach es aus, ebenso unzählige andere seither. Trotz all dem, was ich von Neuro-Wissenschaftlern lernte, werde auch ich zunehmend gewiss: In einer Form setzt sich das Leben fort.

1 - 12 / 37 undefined